gar freundlicher Mann Namens Kägo unserer kleinen Truppe
angeschlossen. Derselbe war mit den Mitgliedern der früheren
Expedition bekannt gewesen und liess es sich sehr angelegen
sein, mir über die Eigenschaften der verschiedenen
Bäume und Sträucher, welche diese Wildniss schmückten,
Auskunft zu ertheilen, namentlich über den Käri, den Ka-
räua und den Lätram. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich,
dass eine gewisse Krankheit, welche man für die Schand-
marke einer dicht gehäuften Bevölkerung halten möchte,
auch in diesen Ländern gar nicht selten ist; sie wird hier
„dun” genannt. Von der reichen Ergiebigkeit dieses gegenwärtig
der äussersten Verwahrlosung anheimgegebenen Landes
zeigen sich die Beweise überall. Die Bevölkerung der
kleinen, über die Landschaft zerstreuten Dorfschaften besteht
halb aus Kanöri, halb aus Schüa, und ich war überrascht,
in einem Dorfe, welches einem gewissen Mällem Talbai Ssämi
gehört, Felläta oder Fulbe mit Kanöri vermischt anzutreffen.
Die meisten Schüa hatten diese Dorfschaften bereits
verlassen, um ihrer Gewohnheit gemäss zeitweilig nach anderweitigen
Wohnsitzen zu wandern.
Wir machten hei Zeiten im Dorfe Kostäri Halt, dessen
Bewohner mich bereits bei einer früheren Gelegenheit gesehn
hatten. Sie schienen sehr arm zu sein, was jedoch wohl ihrer
Trägheit heigemessen werden kann. Ihren eigenen Angaben
nach besteht ihr Unterhalt fast ausschliesslich in dem
Wassergeflügel, welches die flachen sumpfigen Seeufer in unzähligen
Schwärmen bewohnt; auch war wirklich das ganze
Dorf voll von wilden Gänsen und Enten. Es gelang mir jedoch,
ein wenig Milch, etwas Honig und Kreb oder Kascha
zu erhalten. Das letztere ist eine Grasart, welche wahrscheinlich
mit der Poa Abyssinica identisch ist, jedoch in verschiedenen
Arten vorkommt, von welchen hier in Börnu zwei,
das „kaschä ngorgo” und das „kaschä magäia” , die hauptsächlichsten
sind, während es in Wädäi drei oder vier Arten
gibt („denang”, „liliäk”, „schorok” und „tanfäfanäng”) nebst
einer Abart, „feie” genannt.
Es ist sehr merkwürdig, dass, während das Wasser der
grossen Tsäd-Lache selbst frisch ist, das meiste des in dieser
Landschaft ganz hart am Bande des Seeufers Vorgefundenen
Wassers Natron enthält. An diesem Orte war es so stark
mit diesem Mineral gesättigt, dass es kaum trinkbar war,
was sich hei der äusserst drückenden Beschaffenheit der Luft
um so fühlbarer machte. Beim Antritt meiner Rejse und nach
einem längeren Aufenthalt in der Stadt war ich ohnedies in
so geschwächtem Zustande, dass ich meine Kräfte vermittelst
eines kleinen Restes von Mastixspiritus, den ich mitgenommen,
wieder herstellen musste. Die Hitze war so heftig, dass
ich mich nicht wenig erleichtert fühlte, als sich am Nachmittag
ein schwacher Wind erhob. Meine armen Thiere waren
jedoch noch schlimmer daran als ich selbst, da sie von einer
grossen blutsaugenden Fliege geplagt wurden.
Die Strasse, auf welcher Major Denhäm längs des Südufers
des Tsäd reiste, ist gegenwärtig wegen der Unsicherheit des
Landes gänzlich aufgegeben, sowie der von ihm erwähnte,
etwa 3 bis 4 Stunden nordöstlich vom hiesigen Platze gelegene
Ort oder vielmehr Gau Kesskäri jetzt gänzlich verlassen
ist, wesshalb wir eine mehr südliche Strasse einschlugen.
Was hier zuerst unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, war
eine Heerde Wildschweine, eine in diesen Gegenden für mich
sehr seltene Erscheinung. Ich fand jedoch diese Thiere später
in der Nähe der Ufer des Schäri sehr zahlreich, indem
sie dort sogar einen beträchtlichen Theil der Nahrung der
Eingeborenen, die Mohammedaner nicht ausgenommen, zu bilden
schienen.
Als wir auf dem engen, durch die Waldung führenden Pfad
dahinzogen, wies der Pflanzenwuchsiplötzlich eine neue und
sehr bemerkenswerthe Erscheinung auf; denn wir trafen hier
auf eine Gruppe von zehn bis zwölf baumartigen Euphorbia