eindringende- Fremdling lernt von allen diesen Verhältnissen
nichts kennen, und das Meiste, was er erfahren kann, sind
die Namen der hauptsächlichsten Ortschaften. In der That
ist für einen fühlenden, wissbegierigen Reisenden nichts trostloser,
als einen solchen Raubzug zu begleiten; aber bei den
gegenwärtig in diesen Ländern noch obwaltenden Verhältnissen
muss er entweder den Besuch rieler Gegenden ganz
aufgehen, oder eine solche Gelegenheit ergreifen. Er wird
dann aber auch das Recht haben, mit um so mehr Bestimmtheit
von dem Elend zu sprechen, das durch diese Raubjagden
über die schönsten und volkreichsten Gegenden dieses Welt-
theiles gebracht wird. — Ich glaube, dass diese zwischen dem
schmalen Komädugu und dem Flusse gelegene Landschaft
die oben erwähnte Herrschaft Füss bildet, deren Fürst von
unseren Freunden wegen seiner grossen Macht so sehr gefürchtet
wurde.
Heute war der kühlste Tag, den wir bis jetzt auf unserem
Zuge gehabt hatten, indem das Thermometer um
1| Uhr Nachmittags im Baumschatten nur 29° C. zeigte.
Dies war dem frischen Nordwinde zuzuschreiben, der um
Mittag wehte; denn während der Nacht war es nicht so
kalt, als später. Das Thermometer stand während dieser
Zeit hei Sonnenaufgang immer zwischen 1 3 |0 und 15° und
hei Sonnenuntergang zwischen 23£ 0 und 25 °.
[Mittwoch, Januar.] Während eines etwas länger als
gewöhnlich dauernden Marsches änderte sich der Charakter des
Landes vollständig, und nicht eben zum Vortheil; denn anstatt
reich mit Bäumen geschmückter Landschaften betraten wir
kahle Flächen, nur spärlich mit kümmerlichen Mimosen bewachsen
und kaum zum Kornhau fähig, welche besonders bei
trüberer Beleuchtung einen höchst unerfreulichen Eindruck
machten. Der Anfang des Marsches war jedoch sehr angenehm;
denn wir kehrten zuerst an das Ufer jener schönen, klaren
Wasserrinne zurück, an der entlang wir uns gestern gehalten
hatten, — zur Linken Unterwald und jenseits schönster Anbau
und Palmen. Leider verhinderte aber dichter Nebel eine
weite Aussicht, da es bekanntlich in Afrika die Januartage
sind, wo das Wetter meist trübe ist und oft, wie auf unserem
Marsche von Dämerghü, etwas Regen fällt. (Ich werde im
Verlaufe meiner Reise Gelegenheit haben, mehr hierüber zu
sagen.) Das Gewässer war hier breiter, als an der gestern
berührten Stelle, und ein Nilpferd — ,fngurütu ” —, ein
Thier, das wir, wohl nur der grossen Heeresmasse halber,
mit der wir diese Gegenden durchzogen, sonst weniger Gelegenheit
fanden zu beobachten, steckte seinen unförmlichen
Kopf zum Wasser heraus. Die Ufer waren auch hier ganz
flach.
Sobald wir diesen schönen und klaren Wasserarm verlassen
hatten, ward der Charakter der Landschaft über alle
Maassen trübselig und öde, und wir passirten einen Weiler
von so armseligem, unbehaglichem Aussehn, wie ich bisher
in diesem Lande, wo alle Wohnstätten ein Bild der Behaglichkeit
und des Wohlstandes bieten — soweit letzterer in
einem Lande wie Afrika zum behaglichen Lehen erforderlich
ist —, noch nichts dergleichen wahrgenommen hatte. Keine
Spur von Anbau war auf dem nackten schwarzen Boden umher
zu sehn, und es war klar, dass sich die Bewohner dieses
Weilers nur vom Fischfang nähren konnten.
Weiterhin schmückten allerdings einzelne Kamelütupalmen
das Land, aber sonst behielt es denselben Charakter, und
die Weiler, welche wir passirren, hatten wenig mehr Einladendes.
Der Boden zeigte deutliche Spuren davon, dass sich
zur Regenzeit die Überschwemmung über das ganze Land
erstreckt. Ein weiter Raum war hier ausschliesslich mit dem
A’ghül bedeckt , den ich seit Taganäma mich nicht erinnerte
gesehn zu haben.
Dann führte unser Weg durch jetzt fast ganz ausgetrocknetes
Sumpfgrasland, welches mit einer Menge kleiner Erd-
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