versehen waren, welches eine hübsche, mit einer niedrigen
Brustwehr umzogene Terrasse bildete.
Ehedem scheint in diesem kleinen Königreiche Kotokö ein
beträchtlicher Grad von Bildung geherrscht zu haben. Übrigens
war dasselbe nicht ein einziges Reich, sondern zerfiel in
eine Gruppe von Fiirstenthümern, welche, wie aus der grossen
Mannichfaltigkeit der Mundarten ersichtlich ist denn jede
grössere Stadt (als Klessem, Gulfe und Küssuri, Makari und
Mäfate, A'fade, Ren und endlich Ngäla mit der etwas abweichenden
Form von Ndiffu und den Nachbarorten) hat ihre
besondere Mundart von einander ganz unabhängig waren.
Wenn wir nun erwägen, dass diese Landschaft in dem von
Ehn Chaldün*) erhaltenen Verzeichnisse der Negerländer des
Ebn Säid (1283 n. Chr.), worin selbst die Küri (die Bewohner
von Kargha) nicht vergessen sind, nicht vorkommt, während
sie von Makrlsi **) augenscheinlich erwähnt wird: so
dürfte sich daraus ergeben, dass sie erst im Laufe des vierzehnten
Jahrhunderts zu Bedeutung gelangte. Obgleich wir
die Verhältnisse, aus denen dies entsprang, nicht genau anzugeben
vermögen, lässt sich doch annehmen, dass der Kampf
zwischen den beiden mächtigen Dynastieen von Bornu und
Buläla wesentlich zu diesem Aufschwung beitrug.
Was den Dialekt von Afade betrifft, von welchem ich ein
kurzes Wörterverzeichniss ansammelte, so scheint er ein
Übergangsglied zwischen der Mundart der Yedinä ***), der
Tsäd-Insulaner, einerseits und derjenigen der Müssgu andererseits
zu bilden.
In der Gemarkung Afade besteht ein grösser Theil der
*) Ebn Chaldün, Arab. Text, vol. I, p. 200 ; trad.mm S. Macguckin de Slane,
**) Makrlsi bei Hamaker, Spec. Catalog., p. 206 : *’ *) Ich wiederhole hier die, wie ich glaube, bereits an einer anderen
vol. I I , p. 116.
Stelle gemachte Bemerkung, dass unter Makrlsi’s L b ü l meiner Ansicht nach
die Yedinä zu verstehen sind.
Bevölkerung aus Schüa, hauptsächlich vom Stamme der
E’ Nedjaime und Ueläd Abu Chodhair. Der Statthalter war
zur Zeit gerade abwesend, indem er einen kleinen Zug unternommen
hatte, um diese sehr unstäten und oft widerspenstigen
Leute zu züchtigen. Ungeachtet seiner Abwesenheit
behandelte man uns sehr gastfreundlich und wir erhielten
zum Abendessen ein Schaaf, mehrere Schüsseln mit Neger-
koirn und ein vortrefflich1 zuhereitetes Gericht sehr schmackhafter
Fische aus dem Flusse Lebe; auch hatten wir keinen
Mangel an Milch.
Es wäre gewiss sehr interessant gewesen, hier einige Tage
verweilen zu können, um eine klarere Einsicht in die Eigen-
thümlichkeiten dieser Provinz zu erlangen; da jedoch das
entferntere Ziel meiner Reise einen längeren Aufenthalt nicht
gestattete, so setzte ich am folgenden Tag meinen Marsch
fort. •— In allen diesen Städten trifft der Reisende die unbequeme
Einrichtung, dass die Thore nicht weit genug sind,
um beladene Kameele hindurch zu lassen.
Als wir die Heerstrasse da, wo die Waldung durch etwas
Baumwollenbaü unterbrochen wird, erreichten, erblickte ich
zwei schöne Exemplare der hier „tigdim” genannten Antilope,
welche graufarbig, niedrig gebaut und, wie ich glaube,
mit der Antilope annulipes entweder identisch oder doch ihr
nahe verwandt ist. Sonst ist mir- diese Antilopenart im Sudan
nicht wieder vorgekommen.
Weiterhin, wo der Boden aus jener, von den Eingeborenen
„kabe” genannten, in der dürren Jahreszeit überaus harten
Erdart bestand und spärlich mit Zwergmimosen bewachsen
war, belebten so grosse Schwärme von Perlhühnern, wie ich
noch nie vorher gesehn hatte, das Gestrüppe. Ich bemerkte
hier mit grossem Interesse die rothe Art des- Negerkomes,
welche von den gebildeteren Stämmen des Sudans nicht angebaut
zu werden scheint; aber das Hauptnahrungsmittel der
heidnischen Völkerschaften im Süden ist.