3g8 X III. Kapitel.
Grade dasUnabhängigkeitsverhältniss Baghirmi’s verletzt habe.
Auch erhielt ich in der That vor dem 8*en Juli keine Audienz.
[.Donnerstag, #*» Juli.] Ich hatte soeben, während einige
Freunde bei mir zum Besuche waren, zu Ssambo geschickt,
um ihn zu bitten, meine Abreise zu beschleunigen, als
Grema 'Abdü in Begleitung eines Dieners des Banga erschien
, um mich zu ihm zu führen. Ich liess also Ssambo
bitten, mich zum Fürsten zu begleiten, sowie auch meinen
guten alten Wirth aus Bäkadä, Bü-Bakr, der gerade in
der Stadt- anwesend war. Gemeinsam gingen wir nun in
den Palast.
Hier ward ich bei meiner Ankunft in einen inneren Hofraum
geführt, der im Grundplan mit d bezeichnet ist, wo
Hofleute zu beiden Seiten einer Thür sassen, welche in ein
inneres Gemach führte. Die Öffnung dieser Thür war mit
einem durchsichtigen Vorhang aus Rohr — „kassär’ oder,
wie es hier heisst, „pärpara” — verdeckt, wie ich solche in
meiner Beschreibung der Hauptstadt von Logone erwähnt
habe. Der Thüröffnung gegenüber, inmitten der beiden Reihen
der Hofleute, liess man mich mit meinen Gefährten niedersetzen.
Ich war etwas ungewiss, an wen ich mich wenden sollte.
Niemand liess sich sehn, der sich in irgend einer Weise vor
den Übrigen ausgezeichnet hätte; denn alle anwesenden Hofleute
waren gleichmässig höchst einfach in schwarze oder
vielmehr dunkelblaue Toben gekleidet und Keiner hatte eine
Kopfbedeckung. Ich fragte daher, ehe ich meine Anrede
begann, mit lauter Stimme, ob der Sultan 'Abd el Kader anwesend
sei, und eine hörbare Stimme liess sich hinter dem
Vorhang vernehmen, er sei anwesend. Natürlich hätte ich
lieber gewünscht, dem Sultan von Angesicht zu Angesicht
gegenüberzustehen, aber ich war wenigstens nun sicher, dass
er es war, den ich anredete. Ich begrüsste ihn daher sowohl
von meiner Seite, als auch von Seiten der Regierung,
die mich ausgesandt, indem ich ihm erklärte, dass die Englische
Regierung, als eine der Hauptmächte Europa s , nichts
dringender wünsche, als mit allen Fürsten der Erde Bekanntschaft
zu machen, selbst mit denjenigen im Sudan. Denn es
sei ihr unablässiges Bestreben, den Handel ihrer Untertha-
nen, welche die ersten Handelsleute der Welt wären, in jeder
Richtung nach Möglichkeit auszudehnen; wir seien die besten
Freunde des Sultans von Stambul. So, sagte ich, sei ich
denn auch gekommen, um freundschaftliche Verhältnisse mit
ihnen anzuknüpfen, wie wir Freundschaft und vertragsmässi-
gen friedlichen Verkehr mit fast allen Nationen der Erde hätten.
Allerdings könnten sie uns nicht viele Handelsartikel
bieten, zumal da wir den Sklavenhandel mit Abscheu be- ■
trachteten, aber dennoch wären wir im Stande, ihr Elfenbein
zu würdigen, und selbst wenn sie nichts für den Handel hätten,
wünschten wir mit ihnen auf gutem Fusse zu -stehn.
Ich versicherte den Herrn von Baghirmi ferner, dass, obgleich
unsere Sitten und unsere ganze Lebensweise ganz und
gar verschieden von denen vieler Nationen der Erde und so
auch von den ihrigen seien, doch Alle, die mit uns nähere Bekanntschaft
hätten, unseren ausgezeichneten Charakter sehr gut
kennten und auch wüssten, dass wir im höchsten Grade zuverlässig
und voll wahrer Gottesfurcht seien und keinen anderen
Zweck hätten, als die Wohlfahrt des Menschengeschlechts, allgemeinen
friedlichen Verkehr und Austausch von Bedürfnissen.
Ich ging dann auf einen Gegenstand über, der unmittelbar
Bezug auf mein Verhältniss hatte, und versicherte den Fürsten
und seine Hof leute, dass wir beim Niederschreiben von
Bemerkungen über die Länder, welche wir besuchten, durchaus
keinen bösen Zweck verfolgten, sondern nur beabsichtigten,
uns so genau wie möglich mit der Regierung, den Gebräuchen
und Sitten des betreffenden Landes bekannt zu machen
und volle Einsicht zu gewinnen, was wir von ihnen kaufen
B a rth 's Reisen. III. 47