zu damaliger Zeit noch so gross, dass sie eben aus dem
Grunde, weil jener Strom den Christen einen leichten Zugang
in ihr Land eröffnete, jede engere Verbindung mit demselben
für sehr gefährlich halten mussten. Jetzt ist dies
aber ganz anders, und es ist gar keine Frage, dass ein
energischer Häuptling vom Benue aus ganz Central-Afrika
beherrschen könnte. Energie ist jedoch leider gerade das,
was diesen Leuten fehlt.
Herr Dr. Overweg betonte bei dieser Gelegenheit in einer
begeisterten Rede die Abschaffung des Sklavenhandels, wogegen
der Vezier geltend machte, dass ihm die Sklaven die
Mittel an die Hand gäben, Feuerwaffen zu kaufen. Da hatte
er gerade den Nagel auf den Kopf getroffen; denn eben die
Begierde nach den Feuerwaffen der Europäer hat den Sklavenhandel
an der ganzen Westküste hervorgerufen. Aber
wozu wollen diese Leute Gewehre haben ? Nicht um sich damit
eine überwiegende Herrschaft zu verschaffen, sondern
besonders eben desshalb, um wieder Sklaven einzufangen und
mit einem guten Vorrath dieser schmählichen Handelswaare
sich diejenigen Luxusartikel Europäischer Civilisation zu verschaffen,
mit welchen sie bekannt geworden.
Indem ich also auf die Ansichten unserer Freunde einging,
erklärte ich dem Vezier, dass ihr Land gar vieles
Andere erzeuge, wofür sie Feuerwaffen, erhalten könnten,
ohne alle ihre Nachbarländer wüste zu legen und Noth und
Elend über so viele Tausende zu bringen. Ich erzählte auch-
von den letzten Unterhandlungen mit Dahome, wo dann
unser Freund bestimmt erklärte, dass, wenn die Englische
Regierung ihnen 1000 Gewehre und 4 Kanonen geben könne,
sie den im Handelsverträge schon von Richardson als zu gefährlich
ausgelassenen Artikel über die Abschaffung des Sklavenhandels
sofort unterschreiben wollten. — Könnten sie
sich mit dem Benue in Verbindung setzen, so wäre dies et-
vyas Leichtes; durch das Gebiet der Türken, aber und durch
die Wüste eine solche Menge von Waffen zu schaffen, würde
keineswegs ohne1 Schwierigkeit sein. Und die Hauptsache
ist die Frage nach der Dauerhaftigkeit dieser Dynastie. pSs
Der Vezier selbst unterlag schon nach 2 Jahren, und
Scheich 'Omar, der nun wieder zur Herrschaft gekommen
, wie lange wird er sich ohne eine feste Stütze halten ?
Aber der Sklavenhandel ist jetzt wenigstens faktisch, wie es
scheint, an der Nordküste abgeschafft und es-muss dieser
Umstand besonders auf das ganz in der Mitte gelegene Bornu
einen sehr grossen Einfluss ausüben —: besonders wenn jetzt
endlich wirklich ein regelmässiger Verkehr auf dem Benue
eingeleitet wird.
Es war unsere Bestimmung, hier mehrere Tage liegen zu
bleiben: denn während sich das eigentliche Kanöri-Volk
schon ziemlich zusammengefunden hatte, waren erst höchst
wenige Schüa angekommen, die meist in diesen südöstlichen
Gebieten des Landes wohnen. In der That ward unser Lager,
dessen südwestlicher Theil, wo wir gelagert waren,
schon von vornherein nicht sehr weitläufig gewesen war, von
Tag zu Tag enger und Mancher irrte ruhelos umher. Einem
angeseheneren Manne unter diesen neu angekommenen Schüa,
Namens Hadj Hamadän, von den Ha-ssünna, der von seinem
gewöhnlichen Wohnsitz im Wadi Guskäb, im fernen Osten gelegen,
auf einige Zeit nach Loggene gekommen war, wo er Verwandte
hatte, erzeigte ich eines Abends Gastfreundschaft.
Aber die Schüa haben, wie-ich schon bei anderer Gelegenheit
bemerkt habe, in ihrem Charakter etwas entschieden Jüdisches
und ergreifen, wenn man ihnen einen Finger reicht,
nur zu leicht die ganze Hand; sonst würde ich mich näher mit
ihnen eingelassen haben.
Ihre Einwanderung in diese Gegenden, die wenigstens vor
mehreren Jahrhunderten erfolgte, ist sicherlich nicht ohne Interesse,
und sie bewahren, wie ich schon anderswo bemerkt,
den charakteristischen Typus ihrer Rasse sehr bestimmt. Ihr