baden zn sehn; aber der Arm, obgleich nur etwa 100 Schritt
breit, schien ansehnlich tief zu sein und keine Sandbänke
zu haben. Die gegenüberliegende Insel war auch hier dicht
bewachsen, aber etwas weiter aufwärts liegt eine Dorfschaft
Namens O'diö. Unsere Aufnahme im Dorfe war sehr unfreundlich,
was mir eben keine günstige Vorstellung von dem
Ansehen dgs Vicestatthalters, unter dessen Schutze wir doch
reisten, einflösste.
[Freitag, 26*ten Jl/örs.] Unser Marsch führte während
der ersten l i Meilen durch Stoppelfelder, worauf wir in
einen dichten Wald kamen, der von Schlingpflanzen durchwunden,
sonst aber gar einförmig war und der neubelebenden
Kraft der Regenzeit entgegenharrte. Wir hatten fortwährend
das seichte Rinnsal Mbussäda oder Mssel el Hadj
Ali zur Linken, bis wir dasselbe nach einer Wegestrecke von
5 Meilen überschritten. Wir setzten sodann unseren Marsch
durch angebautes Feld fort, wo ausser Hirse auch etwas
Baumwolle gezogen wurde, darauf durch gelichtete Waldung
und erreichten nun bald das Dorf Mustafadjl, den Geburtsort
der Frau meines Geleitsmannes Grema 'Abdü.
Hier wurden wir ohne Verzug untergebracht, die Hütten
waren aber weder durch Grösse, noch durch Bauart bemer-
kenswerth, indem sie ganz aus Stroh und Rohr bestanden
und nur der untere Theil mit einem leichten Lehmüberwurfe
versehen war, so dass während der Tageshitze die Luft darin
zum Ersticken heiss ward. Die Einwohner sind alle Kanöri,
die seit der Verfallzeit von Bomu hier, sowie in anderen
Ortschaften Baghirmi’s eingewandert sind und die hier bemerkbare
geringe Kultur eingeführt haben, namentlich die an
diesem Platze in beträchtlicher Ausdehnung betriebene Weberei
und Färberei. Der Schäri oder Bä ist hier in gerader
Linie nur wenig über 7 Meilen westlich entfernt, und die
Überschwemmung tritt bis dicht an das Dorf heran, indem
sie sich längs der flachen Thalbildungen und Rinnsalen,
welche das Land durchschneiden, hinwindet. Eine grosse
Strecke Land war hier mit einheimischem Korn bestellt.
Die Einwohner des Dorfes erwiesen sich sehr gastfrei, und
der Schwiegervater meines Gefährten machte mir ein fettes
Schaaf zum Geschenk. Die einzige Schwierigkeit machte
das Wasser, indem der Brunnen ungeachtet seiner Tiefe von
15 Klaftern nur einen geringen Vorrath lieferte. Überhaupt
scheint Baghirmi ausserordentlich an Wassermangel
zu leiden.
Wir blieben hier den ganzen folgenden halben Tag und
brachen erst Nachmittags um Uhr auf, indem wir eine
südwestliche Richtung einschlugen. Die Landschaft, die
wir nun durchzogen, war gut bevölkert und zeigte viel Anbau
von Baumwolle, und es war hier, wo ich dieselbe
zum ersten Male in Furchen bestellt fand, — eine Bestellungsart,
die, wie ich glaube, in Amerika und Indien allgemein
üblich, im Sudan aber sehr selten ist; die auf den
Rainen befindlichen Stauden waren gegenwärtig blätterlos.
Alle Baumwollenanpflanzungen, welche ich bisher im Sudan
angetroffen hatte, waren sich selbst überlassen und daher in
einem verwilderten Zustande; hier aber schien ein sorgfältiger
Betrieb stattzufinden. Beim Dorfe MütkomI ward meine
Aufmerksamkeit auf die grosse Menge von Eseln gelenkt;
der Boden war hier voll von den Höhlen des „fenek” (Mega-
lotis), von den einheimischen Schüa „Bü-Hassen” genannt.
Indem wir unseren Marsch über einen festen und trockenen
Thonboden fortsetzten, liessen wir weiterhin das grosse Dorf
Bügail zur Seite und kehrten etwas vor Sonnenuntergang
im Dorfe Matuarl ein, welches einem reichen und gelehrten
Manne Namens Legäri Bü-Müssa gehört, und fanden
eine sehr freundliche Aufnahme. Diese Leute waren ebenfalls
Kanöri, und ich bemerkte mit viel Vergnügen als Zeichen
von Gewerbfleiss eine kleine zwei Gruben enthaltende
Färberei.