Nachdem wir bei einem Schüa-Weiler — „Ben Schüabe” —
vorbeigekommen waren, wurde die Landschaft mannichfalti-
ger. Ein beträchtlich grösser, mit schönen Bäumen umsäum-
ter Teich, der gegenwärtig aber ausgetrocknet war, erstreckte
sich zu unserer Linken, und zu unserer Rechten lagen die
Ruinen der ehemaligen grossen Stadt Ssü, welcher Name
mit dem alten Stamme der Ssö oder Ssoi, der einst dieses
ganze Land bis nach Käla beherrschte, Zusammenhang zu
haben scheint. Eine arme Frau, vor Altersschwäche unfähig,
die Marktstadt zu erreichen, sass an der verfallenen Stadtmauer
und bot den Vorübergehenden die wenige Baumwolle
zum Kauf an, die sie hatte reinigen können. — Das Land
ist, namentlich wegen des wilden Treibens der Sehüa-Araber,
in einem solchen Zustande, dass auch diese Strasse für unsicher
gehalten wird, — so dass mein kleiner Trupp nebst
mehreren Leuten aus Logön, die sich uns angeschlossen hatten,
genöthigt war, sich eng zusammenzuhalten. Die Strasse
theilt sich hier, indem ein breiterer Pfad nach der Stadt
Küssuri und ein schmalerer, südwärts gehender, den wir einschlugen,
nach Logon birni oder Karnak Logone führt.
Wir kamen hierauf bei zwei Dörfern vorbei, Namens De-
bäbe Gesa.ua und Debäbe Ngäia, von welchen das letztere
auch noch den sehr bemerkenswerthen Zunamen Krenik hat
und nach Angabe der Bewohner dortiger Gegend die Hauptstadt
oder eine der Hauptstädte der einst so mächtigen Ssö
gewesen ist. Den genauen Zeitpunkt ihrer Zerstörung vermag
ich nicht zu bestimmen; aber sie fand wahrscheinlich
während der Regierung des grossen Kanöri- Königs Edriss
Alaöma (zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts) statt. In
neuerer Zeit ward der Boden der hiesigen Umgegend mit
dem Blute zahlreichen Bomu-Volkes getränkt, nämlich in
dessen wilden Streitigkeiten mit seinen Nachbarn, den Ba-
ghirmi oder Bagrimma, und es war in einem dieser Kämpfe,
und zwar bei der ummauerten Stadt Miltam, wo vor 40 Jahren
(1232 d. H.) der Scheich Mohammed el Känemi seinen
ältesten und geliebtesten Sohn verlor.
Wir tränkten unsere Thiere an einem seichten Strome,
der sich im Wiesengrunde ausbreitete, setzten dann unseren
Marsch fort und. mussten um l l f Uhr einen sehr schwierigen
Sumpf überschreiten, wobei mehrere von unseren Leuten
stecken blieben. Diese ganze Gegend ist theilweisen
Überschwemmungen ausgesetzt; es scheint aber sehr bemer-
kenswerth, dass dieselben nicht während oder am Ende der
Regenzeit, sondern mehrere Monate später ihre grösste HöhS
erreichen, und als ich später (Ende August), während des
hohen Standes' der Regenzeit, durch dieses Land reiste, fand
ich, dass nicht nur dieser, sondern auch die anderen Sümpfe
beträchtlich weniger Wasser enthielten, als im März. Dieser
Umstand entsteht aus der eigenthümlichen Beschaffenheit des
Tsäd, welcher sein höchstes Niveau im November erreicht,
wo sich alle aus den verschiedenen Flüssen und Strömen
kommenden Gewässer über den gesammten Bereich der Lache
ausgebreitet haben, während der Verlust durch Verdünstung
dann auch viel geringer ist, als in den heissen Monaten.
Nachdem wir eine sehr dichte Waldung, die voll von wilden
Schweinen war (denselben schienen diese niedrigen, sumpfigen
und dicht bewachsenen Gründe an den Ufern des
Schäri vorzüglich zu behagen), durchschnitten hatten und
dann über einen anderen Sumpf gekommen waren, wo die
Waldung endlich lichter wurde, gewahrten wir die hohen
Thonmauem der Stadt Käla, welche ein lieblicher Hain ungeheuerer
Feigenbäume umzog und eine einzelne riesige, obwohl
etwas gebeugte Palme mit ihrer kleinen Fächerkrone
überragte.