stagnirenden Wasserarme darbot, die so ganz und gar charakteristisch
für die Äquatorial-Länder dieses Erdtheiles sind
und offenbar Anlass zu den verschiedenen Angaben über die
Richtung vieler Flussläufe gegeben haben. Man muss jedoch
unterscheiden zwischen solchen Gewässern, die mit grösseren
Flüssen in unmittelbarer Verbindung stehn und sich oft parallel
mit diesen, ganz wie die todten Hinterwasser am Ganges,
hinziehen, und solchen, die ganz unabhängig ein kleines Wassersystem
für sich bilden. Zu der letzteren Gattung scheint
dieses Sumpfwasser — „ngäljam” , wie diese Art Gewässer
von den Kanöri genannt wird — zu gehören, obgleich einige
Schüa behaupteten, dass es bis nach dem Tsäd hinzöge. Keinesfalls
ist es unwahrscheinlich, dass diese Wassermenge nach
der Regenzeit gemeinschaftlich mit den Wasserbecken bei
Sengeri den Komädugu Lebäi oder Lebe ganz vorzugsweise
speist. Dieses Wasser begrenzte südlich unseren Lagerplatz.
Ich wandte mich zuerst nach Osten, wo das „ngäufate”
bis hart an die herrlichen, das Wasser umgebenden Bäume,
meist Sykomoren;igfe},,ngäbore” — und Tamarinden -|§j,,tem-
süku” — reichte. Hier war es im höchsten Grade belebt
und fast unter jeder schönen Tamarinde war eine Gruppe ge-,
lagert. Das Wasser war jetzt wahrscheinlich schon bedeutend
gefallen und nur an wenigen Stellen offen, im Übrigen aber
meist mit Sumpfgras dicht durchwachsen; es war ganz flach
und das grasige Bett hatte nur eine leichte Einsenkung. Ich
verfolgte es ziemlich weit nach Nordnord west, sah mich dann
aber durch den dichten Baumwuchs gezwungen, umzukehren,
und wandte mich nun nach West, zuerst am südlichen Ufer
des hier fast ganz unterbrochenen Sumpfwassers entlang,
dessen Ausdehnung zur Regenzeit durch die grossen, sich
üppig aushreitenden Bäume hinlänglich bezeichnet wird, dann,
mehrere Dorfgruppen zur Linken lassend, stets aufwärts, bis
ich es an einer Stelle passirte, wo es ansehnlich breit und
im Durchschnitt etwa 30 Zoll tief war. Besonders durch die
unregelmässige Linie seiner Ufer unterschied sich dieses Gewässer
von den ausgebildeteren „ngäljams” , die ich in der
Folge nicht allein in dem sich zwischen dem Benue und
Schäri ausbreitenden Flachlande, sondern auch im mittleren
Stromsystem des grossen westlichen Stromes — I'-ssa — sehn
sollte.
Diese „Wiesenwasser” , wie ich sie am liebsten bezeichnen
möchte, ziehen sich oft in schnurgerader oder regelmässig
schön geschweifter Linie, künstlichen Kanälen gleich, dahin,
und dies ist der Grund, dass sich an eines der bedeutendsten
Gewässer, den berühmten „Räs el mä” oder „Äraf-n-äman”,
3 Tagereisen westlich von Timbuktu, die Tradition knüpft,
dass es ein künstlich angelegter Kanal wäre, um Waläta mit
dem grossen Flusse in Verbindung zu setzen.
Ganz anderer Natur ist der grosse „bärrem” oder „bür-
rum”, der bekannte Bahhr el Ghasäl, von dem wir . oben gesprochen
haben, ein breites sandiges Wadi, mit reichem Baumwuchs
begrenzt und durchwachsen. Dieses eigenthümliche
Thal, welches näher zu untersuchen uns leider nicht vergönnt
war,: bildete den Gegenstand unserer Unterhaltung am Sonntagabend
beim Vezier und es entspann sich eine wissenschaftliche
Disputation, welche gewiss allen Hohn über die verwahrloste
Bevölkerung dieses Welttheiles hätte zum Schweigen
bringen können. Allerdings waren hierbei zwei Araber,
aber doch wenigstens vom zehnten Geschlecht her eingeborene
Schüa, die Hauptleiter der Unterhaltung, nämlich Abü-Däüd
und Scheich Äbbäss, und mehrere Kanöri nahmen lebhaften
Antheil an derselben; fatalerweise war Kaschelia Beläl,
der jene Gegenden sehr genau kennt, nicht zugegen. Die Untersuchung
über die Ostgrenze des Tsäd, seine Abgeschlossenheit
vom Fittri und die Neigung des „bürrum” ging so
in’s Einzelne, dass ich unendlich bedauerte, nicht Bleistift und
Papier zur Hand zu haben. Die Hauptangaben sind jedoch