kauft, ein Umstand, der ein gewisses Gefühl der Schicklichkeit
anzuzeigen schien; später jedoch, nach der Rückkehr
des Heereszuges, fehlte dieser Artikel keineswegs auf
dem Markte.
Elfenbein wird nicht auf den Markt gebracht, sondern die
geringe Menge dieses Artikels, die man hier überhaupt feil
bietet, wird im Inneren der Häuser verhandelt; zuweilen
aber machen die Araber, welche dieses Land besuchen,
ein sehr einträgliches Geschäft darin. Der Preis der Pferde
wird im Allgemeinen nach Sklaven abgeschätzt und der
Werth der letzteren, ist in diesem Lande sehr niedrig, wie
man aus dem abnehmen mag, was ich oben hinsichtlich
der kleinen Summe gesagt habe, die man in den südlich gelegenen
Ländern für sie zahlt. Aber die von hier ausgeführten
Sklaven werden nicht geschätzt, da sie mehr als die
Eingeborenen anderer Länder Krankheiten ausgesetzt sein
und gewöhnlich in sehr kurzer Zeit sterben sollen. Allerdings
werden aus Baghirmi gebürtige Sklavinnen hoch geschätzt;
da sich aber fast alle Landeseinwohner, wenigstens dem äus?
seren Anschein nach, zum Isslam bekennen, so werden in gegenwärtiger
Zeit nur höchst wenige in dje Sklaverei verkauft,
während sie früher in Folge der grossen Sklavenjagden
des Baschä von Fesän allerdings über Nord-Afrika
zersprengt waren. Die Schüa oder Schlwa schliessen im Allgemeinen
ihren Handel mit Kühen ab. —
Obgleich meine Mittel beim Antritt dieser Reise überaus
beschränkt waren, hatte ich es dennoch njcht für unmöglich
gehalten, dass es mir gelingen könnte, nach Wädäi vorzudringen,
oder selbst die Nil-Länder zu erreichen, und ich über-
liess mich oft dem Vergnügen, meinen kleinen Vorrath von
Habseligkeiten zu überzählen, indem ich die Vorstellung verfolgte,
wie ich, indem ich Alles, was ich besässe, weggäbe,
solch’ ein Unternehmen ausführen könnte. Aber ich überzeugte
mich bald, dass ich gezwungen sei, alle solche Pläne
aufzugeben, und obschon ich glaube, dass ein Reisender, der
mit hinreichenden Mitteln und einem hohen Grad von Geduld
und Ausdauer versehen ist, Wädäi mit Erfolg von dieser
Seite erreichen könnte, bin ich doch überzeugt, dass ihn der
Herrscher jenes Landes sicherlich ein ganzes Jahr bei sich zurückhalten
würde. Dazu kam noch zu jener Zeit der vollkommen
unsichere Zustand aller politischen Verhältnisse in Wädäi,
die ich im Anhang entwickeln werde.
Mein einziges Bestreben beschränkte sich also darauf, einige
Plätze in der Nachbarschaft zu besuchen, und ich war besonders
begierig, jenen kleinen Flussarm zu Gesicht zu bekommen,
welcher sich bei der Stadt Miltü vom Hauptflusse
absondert und der Hauptstadt bis. auf etwa 9 Meilen nahe
kommt. Aber der Vioestatthalter wollte mir nicht gestatten,
den Platz zu verlassen, noch wollte er selbst zugeben, dass
ich das etwa ebenso weit in nordnordwestlicher Richtung entfernte
A'bü-Gher besuchte, wo jeden Sonnabend ein bedeutender
Markt gehalten wird; es half mir nichts, dass ich ihm erklärte,
es sei für mich unumgänglich nöthig, dorthin zu gehn, um
mir den nöthigen Vorrath an Lebensmitteln zu verschaffen.
Ich musste mich damit begnügen, meinen Leuten, die ich hinschickte,
aufzutragen, auf alles Charakteristische besonders
aufmerksam zu sein.
Diese fanden den Markt von Abü-Gher von etwa derselben
Bedeutung, wie den kleinen Nachmittagsmarkt — die „dur-
rla” — in Kukaua, nur dass in Abü-Gher mehr Vieh war;
sie zählten etwa 100 Stück Schaafe und ebensoviel Rindvieh.
Der Markt war wohlversehen mit Sorghum, Butter und
Baumwolle, aber Negerkom war nur wenig zu sehn. Ausser
Toben bestanden die hauptsächlichsten Artikel in Hacken
zum Landbau, Muscheln und Natron vom Bahhr el Ghasäl;
auch das „kadjidji” genannte einheimische Räucherwerk war
in Menge vorhanden. Als Merkwürdigkeit erwähnten meine
Leute eine Art Brod — „tiggra” —, aus der Frucht des „ha