_ sen, die höhere der beiden Erhebungen zu ersteigen; jedoch
fühlte ich mich, besonders da ich mir eine heftige Erkältung
zugezogen hatte, nicht mehr stark genug, auch nur eine Höhe
wie diese, von weniger als 700 Fuss*) über der Ebene, zu erreichen,
während Herr Dr. Overweg, der sich damals besserer
Gesundheit erfreute, als ich, den Gipfel erstieg. Diese
Felserhebungen sind zahlreich von schwarzen Affen besucht,
während selbst Raübthiere in grösser Menge hier ihr Lager
haben. Die von den Granitblöcken gebildeten Spalten sind
mit kleinen Bäumen und Sträuchem geschmückt. Die Aussicht
von hier über die immense Ebene nach Süden, die sich
von einem ununterbrochenen Streifen mittelhoher Bäume umsäumt
fand, war sehr charakteristisch, indem die einförmige
Linie im Vordergründe von der anderen Felshöhe angenehm
unterbrochen ward.
Wäsa gehört schon zum Gebiete von Logone und besteht
aus mehreren kleinen Weilern, deren Bewohner im Allgemeinen
zu den Schüa gehören, deren Amtmann jfjn „lauän” —
aber ein Mann aus dem Eroberungsvolke der Fulbe ist. So
macht sich der Einfluss dieses Stammes nicht allein durch
die Gewalt der Waffen und durch kühneren Muth im Wege
verheerender Kriege, sondern fast noch mehr auf friedlichem
Wege, durch geistige Überlegenheit geltend und verschafft
sich Eingang in alle Gegenden und Reiche Central-Afrika’s.
Es war in Wäsa, wo wir die Nachricht erhielten, dass ein
Eilbote von Fesän angekommen sei, der aber von den Tuareg
der Briefe und anderen Gegenstände, die er uns bringen
sollte, beraubt worden wäre. Dies war natürlicherweise
eine betrübende Botschaft, obgleich wir zur Zeit nicht erwarten
konnten, Geld oder sonst irgend etwas von grossem
Werthe zu erhalten.
*) Herr Dr. Vogel, der gleichfalls diesen Punkt im Jahre 1854 besuchte,
fand die Erhebung der Ebene 920 Fuss über dem Niveau des Meeres, während
die beiden Höhen bezüglich 1300 und 1600 Fuss erreichten.
[Donnerstag, 22sten Januar.] Ein merkwürdiger Anlass zur
Verzögerung des Aufbruchs ward diesen Morgen gegeben, der,
wenn es noch irgend eines Beweises bedurfte, wohl dazu geeignet
war, dem Vezier die Augen zu öffnen über den Abgrund,
der vor ihm lag. Sein ebenso starkes wie schnellfüssiges
Lieblingspferd, das er täglich ritt, war heute früh plötzlich
fast spurlos aus der Mitte des Lagers verschwunden, trotz
aller wartenden Sklaven und trotz sichernder Fussketten, und
es dauerte geraume Zeit, bis es aus grösser Entfernung
zurückgebracht werden konnte. So verliessen wir erst zu
später Stunde diese interessante Örtlichkeit und lagerten
nach einem guten Ritt durch einen sehr reichen, aber ungenügend
bebauten Strich Landes in kurzer Entfernung von
einem seichten Gewässer, das von ansehnlicher Breite und
mit den schönsten Bäumen geschmückt war. Diese Örtlichkeit
heisst Sengiri, ein Name, der höchst wahrscheinlich mit
der Unvermeidlichkeit der Wasserpassage im Zusammenhänge
steht; denn wir werden denselben Namen da wiederfinden,
wo wir auf dem Wege von Kükaua westlich den
Komädugu von B6mu zu überschreiten haben.
Von diesem Sengiri aus erreichten wir mit mässigem
Marsche Diggera und nahmen Quartier in unserem alten
Lagerv<ja, wir schlugen unsere Zelte über demselben, noch
vollkommen kenntlichen Kreisrund auf, wo sie vor 2 Monaten
gestanden hatten. Auf dem weiteren Marsche von Diggera
aus machten wir nun jeden Tag an demselben Platze
Halt, wo wir auf unserem Ausmarsch gelagert waren, bis
wir Ngörnu erreichten.
[Sonntag, l sten Februar.] Bei unserem Einzug in die
Hauptstadt wurde viel Ceremonie und Etiquette beobachtet
und die ganze Heeresmasse*), zum wenigsten derjenige Theil
derselben, welcher noch nicht entlassen war, wurde in dich-
*) Über die Bestandteile der Reiterei siebe den Anhang III.