fast allen Privatbriefen nämlich, vor Allem aber in dem vortrefflichen
Schreiben des Herrn Ritters von Bunsen, war die
Überzeugung ausgesprochen, dass ich mit meinem Gefährten
im Stande sein würde, selbst ohne Übergrosse Anstrengung
und in bezüglich kurzer Zeit, den ganzen hreiten, unbekannten
Gürtel des äquatorialen Afrika zu durchschnei-
den und die Südostküste zu erreichen; ja man betrachtete
uns zur Zeit gleichsam sehon als glücklich in Mombäss angelangt.
Nun hatte ich allerdings selbst die Idee eines solchen Unternehmens
wenigstens theilweise veranlasst, mich aber im
Verlaufe meiner Reisen vollkommen von der Unmöglichkeit
desselben überzeugt, ausser vielleicht mit Aufopferung einer
langen Reihe von Jahren, wozu ich meinen Gesundheitszustand
ganz ungenügend fand, und nur mit Hilfe einer Schaar
ganz zuverlässiger und aufrichtig anhänglicher Männer, sowie
ausgerüstet mit einem ansehnlichen Vorrath von Mitteln. Ich
fand dagegen zu meinem nicht geringen Erstaunen und Bedauern,
dass die Summe von 800 Pfund Sterling, die uns
von Lord Palmerston zu Gebote gestellt war, ein todter Buchstabe
blieb; nicht ein einziges Pfund dieser Summe war von
Tripoli befördert worden, indem man eine schon früher abgeschickte
Sendung, im Ganzen zum Werthe von etwa 600
Pfund Sterling (mit Inbegriff einer Summe von 1000 Thalem
von Sr. Majestät dem Könige von Preussen und 400 Thalern
von meinem Vater), wovon das Meiste durch die Unachtsamkeit
und gewissenlose Vernachlässigung des Agenten länger
als ein Jahr in Fesän gelegen hatte, für hinreichend hielt,
obgleich die Gesammtmasse unserer Schulden diese ganze
Summe überstieg.
In dieser ungewissen Lage, zu der nur das tJbermaass
von freundlicher und wohlwollender Gesinnung Anlass gegeben
hatte, verursachte es mir grosse Freude, zu finden;
dass die Englische Regierung und insbesondere Lord Palmerston
mich auf ein ausführbareres Projekt hinwiesen, indem
sie mich zu dem Versuch aufforderten, Timbuktu zu erreichen.
Diesem Plane wandte ich daher meine volle Aufmerksamkeit
zu und schwelgte in meiner Einbildungskraft
mit hohem Entzücken bei dem Gedanken, ein Nachfolger in
der glorreichen Laufbahn Mungo Park’s zu werden.
Für den Augenblick jedoch war ich noch in Baghirmi,
das heisst in einem Lande, wo unter dem Schleier des Iss-
lam eine grössere Menge abergläubischer Vorstellungen obwaltet,
als in vielen rein heidnischen Ländern des Inneren,
und wo Argwohn und Unverstand mir noch manche
schlimme Lage bereiten konnten. Mitten im Genüsse meiner
brieflichen Schätze, die mich soeben in den Bereich des politischen
und wissenschaftlichen Lebens Europa’s zurückgeführt
hatten, während alle Briefschaften aus jenen fernen Gegenden
auf meinem einfachen Lager ausgebreitet lagen, ward
ich plötzlich durch einen meiner Diener unterbrochen, der
in mein Gemach geeilt kam und mich rasch davon benachrichtigte,
dass eine zahlreiche Schaar von Hofleuten soeben
mein Gehöft betreten habe.
Ich hatte kaum Zeit gehabt, meinen Schatz unter der
Matte verbergen zu können, als die Hof leute in mein Gemach
eintraten, so dass sich dasselbe in wenigen Augenblicken
mit schwarzem Volk und schwarzen Toben anfüllte.
Es waren ausser dem Statthalter — „kadamänge” — und
den beiden Verwandten Mäina’s gegen 20 Personen, und
die Art, wie sie sich betrugen, war so auffallend, dass ich
fast befürchtete, ich möchte zum zweiten Male in Gefangenschaft
gesetzt werden. Es konnte keine Frage sein, dass
sie von den zahlreichen Briefschaften, welche mir zugegangen
waren, Nachricht erhalten hatten; aber ausser meinen eigenen
Briefen hatten die Bornu-Boten auch einen Brief ihres
Herrn an den Herrscher — „bänga” — von Baghirmi mitgebracht,
worin Scheich 'Omar den Letzteren, der ihm in ge