Nachdem wir etwas über 5 Standen in der Mitte des
Waldes gerastet hatten, ohne von Menschen oder Thieren
belästigt zu werden, setzten wir unseren Zug durch die Waldung
fort. Sie bestand hier aus dichtem Gestrüppe, in
welchem grössere Bäume immer seltener wurden; hierauf
lichtete sie sich, und Schwärme von Turteltauben schienen
die Nähe von Wasser anzudeuten, obgleich freilich
diese Art von Andeutung sich mitunter als ganz unrichtig
erweist.
Als wir den Wald, der während der Regenzeit einen gar
verschiedenen Anblick gewähren muss, verlassen hatten, wurden
bald Spuren früheren Anbaues sichtbar, selbst von Sesam
(von den Kanöri „märraschi”, von den Baghfrmiern
„karru” genannt) , wie an der Tiefe der Furchen zu erkennen
war. Selbst die jetzt hier herrschende Dürre vermochte
nicht die Einwohner einiger kleiner Weiler aus ihren geliebten.
Heimathssitzen zu vertreiben; sie Sogen ein elendes Dasein
daheim den Bequemlichkeiten der Fremde voi*. Wir
begegneten einem zahlreichen Haufen von Weibern und Kindern,
welche lieber jeden Morgen und Abend ihren unentbehrlichen
Wasserbedarf mehrere Meilen weit herholen, als
ihr heimisches Dorf aufgehen wollten.
- Wir kamen nun durch einen anderen, gleichfalls von Wasser
entblössten Weiler, liessen mehrere von angebauten Feldern
umgebene Dorfschaften in einiger Entfernung liegen und erreichten
endlich das ersehnte El Dorado, wo sich Wasser vorfand.
Da war, wie zu erwarten stand, reges Lehen am Brunnen
, welcher die ganze durstige Nachbarschaft zu versorgen
hatte. Menschen, Kameele .und Esel drängten sich umher, begierig
des Augenblicks harrend, wo die Reihe an sie kommen
würde; und da der Brunnen 10 Klaftern tief war,
verging natürlich eine beträchtliche Zeit, ehe sie alle befriedigt
werden konnten. Vom Volke i freundlich begrüsst,
schlug ich mein Zelt bei einem grossen Kautschukbaum
— „tschedia” — auf, welcher jedoch nur spärlichen Schatten
gab, da das junge Laub noch nicht ausgeschossen war.
Ich kostete hier zum ersten Male eine Schüssel Sesam, welcher
ganz wie ein dicker Brei aus Hirse bereitet war, aber, mit
der gewöhnlichen Afrikanischen Brühe von Küka- oder Affen-
brodbaum-Blättem nur schwach gewürzt, mir nicht eben ein
sehr leckeres Gericht schien. Das Dorf, das Mokori genannt
wird, hat ein wohnliches Aussehen; das Indigostampfen in
len Färbergruben ging hier unaufhörlich, selbst während der
Tageshitze, vor sich. In der Nähe wohnten einige Fulbe-
oder Felläta-Schäfer, und ich erhielt hier für einige Glasperlen
etwas Butter, sowie auch etwas Reis, nämlich wilden;
denn der Reis wird hier nicht angebaut, sondern
nur in der Wildniss aus der vom Elephanten und Rhino-
ceros übrig gelassenen Saat eingelesen. Ich hätte hier überhaupt
recht guter Dinge sein können, hätte mich nicht die
Ungewissheit meiner Lage im Lande beunruhigt.
Als wir am Nachmittag unsere Reise fortsetzten, führte
unser Weg durch eine fruchtbare Landschaft, die theils mit
Hirse, theils mit Sesam bestellt war, bis wir bei der ersten
Gruppe des Dorfes Bakadä anlangten, welches aus vier geschiedenen
Weilern besteht. Hier wünschten meine Gefährten
für mich Herberge zu nehmen; aber glücklicherweise weigerte
sich der Amtmann des Dorfes, uns aufzunehmen, so dass sie
genöthigt waren, die Gastlichkeit eines anderen Weilers anzusprechen
, wo ich denn das Glück hatte, in dem Hause
eines Mannes Aufnahme zu finden, dessen Bekanntschaft zu
den angenehmsten Erinnerungen meiner Reise gehört. Dies
war Hadj Bü-Bakr Ssadik, ein hagerer alter Mann von sehr
liebenswürdiger Gemüthsart, dem ich für viele Güte und
wichtige Auskunft zu grossem Danke verpflichtet wurde.
Während meine Leute mein Zelt auf seinem kleinen, durch
ein halbverfallenes Wetterdach etwas beschränkten Hof-
raume aufschlugen, sass .der gute Mann staunend daneben,