kleidung, einen dunkelrothen Shawl, abstach. Hinter ihm
folgten vier prächtige Schlachtrosse, mit seidenen Decken
von verschiedenen Farben behängen, das erste Streitross mit
Weiss und Gelb, das zweite mit Weiss und Braun, das dritte
mit Weiss und Hellgrün und das vierte mit'Weiss und Kirsch-
roth. Dies war unstreitig der interessanteste und bemer-
kenswertheste Theil des Aufzuges. Nach den Pferden folgten
die vier grossen Fahnen — „aläm” — des Scheichs nebst
den vier kleineren der Musketiere, und eine zahlreiche Schwadron
Reiterei schloss das Ganze.
Mit dem Zuge des Scheichs vereinigten sich nun die anderen
Corps und das ganze Heer zog in der Richtung von
Dau-erghii ungefähr 1 Meile weit vor die Stadt hinaus. Hier
schlug man das Zelt des Scheichs auf, welches aus einer
sehr weiten, blau und weiss gestreiften Kuppel und aus zur
Hälfte weissen, zur Hälfte rothen Vorhängen bestand; die
letzteren blieben halb geöffnet und gestatteten einen Blick
über das Ganze. In diesem Zelte verrichteten der Scheich,
der Vezier und die Grosswürdenträger ihre Gebete, während
die zahlreiche Mannschaft zu Pferde und zu Fuss sich höchst
grossartig und malerisch im Felde umher gruppirte.
Ich umwanderte indessen die interessanten Gruppen und
suchte die Stärke der verschiedenen Abtheilungen zu zählen.
Das Resultat befriedigte zwar nicht die hoch gespannte
Erwartung, welche man in mir erregt hatte; doch
waren mindestens 3000 Mann Reiterei und 6- bis 7000 Mann
Fussvolk, das letztere zum Theil nur mit Pfeil und Bogen
bewaffnet, auf dem Platze. Die Menge der Zuschauer war
ebenfalls sehr gross.
Die Ceremonie dauerte nicht lange; bereits um 9 Uhr rief
die „ganga” die Anführer zum Aufsitzen, und die dichte
Menschenmasse zertheilte und schaarte sich in verschiedene
Abtheilungen. Der Zug nahm seinen Weg um die Nordwestecke
der Oststadt und betrat dieselbe durch das Westthor;
bei dem grossen Gedränge stand ich jedoch davon ab , vom
Scheich Abschied zij, nehmen, und wandte mich daher in
Begleitung von zwei sehr ritterlichen und wohlberittenen,
jungen Arabern aus Ben-Ghäsi langsam über den sich zwischen
beiden Städten ausbreitenden freien Raum zurück
und machte in einiger Entfernung von dem Ostthore der
Weststadt Halt, um die Kaschella’s, welche in diesem Stadt-
theile wohnen, vorbeikommen zu sehn.
Es waren ihrer 12 oder 13, aber nur wenige von ihnen
befehligten über 100 Mann Reiterei; am stattlichsten zeigten
sich Fügo Ali, Ali MarghI, Ali Dendal, Ali Ladän, Beläl,
Ssälah Kandll und Djerma.
Es fiel auf, dass kein Schüa zum Feste gekommen war;
aber ich glaube, sie thun dies überhaupt selten; nur mitunter
kommen sie zum „Aid el Kebir” oder „Ngümerl laiäbe”.
Es ist bemerkenswerth, dass auch dieses kleinere Fest hier mit
so viel Glanz gefeiert wird, was sonst im Mohammedanischen
Sudan nur bei der „Laia” der Fall ist; dies rührt vielleicht
von Egyptischen Einwirkungen her; denn der Gebrauch ist
wenigstens so alt, wie die Zeit des Königs Edriss Alaöma. —
Ich hatte die unaussprechliche Freude, durch den am 6ten
August angekommenen Boten ein beträchtliches Päcktchen
Briefe aus Europa zu erhalten. Insgesammt enthielten sie
Versicherungen sowohl von dem grossen Interesse, das man
allgemein an unserem Unternehmen nahm — so wenig Näheres
auch von unseren bisherigen Schritten noch bekannt
geworden war —; als auch davon, dass Mittel geschafft werden
sollten, die uns befähigten, unsere Reisen fortsetzen zu
können, ohne gar zu grosse Entbehrungen zu erdulden.
Ich sammelte daher den kleinen Rest der mir bei meinem
kränklichen Zustande verbliebenen Energie und beendigte
den Bericht über meine Reise nach Adamaua. Diese Arbeit,
so kurz sie auch war, verursachte mir zwar, viele Schwierigkeiten,
wurde aber auch, zusammen mit der Nachricht von