von verschiedener Grösse und Bauart, je nach dem Charakter,
der Beliebtheit und Wichtigkeit der Bewohnerinnen.
Vor dem Palaste breitet sich ein geräumiger, mit sechs
Karäge-Bäumen geschmückter Platz aus, auf welchem seitwärts
vom Eingänge des Palastes ausserdem noch ein schöner Ta-
marindenbaum steht. Auf der Westseite stösst das grosse
Haus des Kriegshauptmanns — „fätscha” — an die königliche
Residenz, während nach Osten eine Moschee von kleinen
Verhältnissen mit einem Minaret an ihrer Nordwestecke
auf den Platz vortritt. Die anderen Seiten werden von den
Wohnungen einiger der hauptsächlichsten Höflinge, wie des
„mändja”, des „serma” und des „bärma”, eingenommen. Die
Hauptstrasse der Stadt mündet auf diesen Platz an seinem nordwestlichen
Winkel aus, und in ihr stehen die Gebäude einiger
der übrigen Hauptpersonen des Hofes. An der Stelle, wo diese
Strasse an der nördlichen Seite der tiefsten der oben erwähnten
Gruben (12) vorbeiführt, wird sie von einer anderen Hauptstrasse
geschnitten, welche in gerader Linie vom Thore kommt,
das nach Ahü-Gher führt, und den Marktplatz durchschneidet.
Meine eigene Wohnung lag an der Südwestecke des beiwohnten
Viertels. Sie hatte den Vortheil einer offenen und
luftigen Lage, aber ebenso auch den Nachtheil, dass sie von
fast jedem Theil der Stadt aus sichtbar war, so dass ich
nicht aus meinem Zimmer heraustreten konnte, ohne von allen
Leuten in der Nachbarschaft beobachtet zu werden. Welche
Folgen dieser Umstand hatte, habe ich schon Gelegenheit
gehabt zu erwähnen.
In ihrem verfallenen Zustand bot die Stadt einen mannich-
faltigeren Anblick dar, da alle offenen Stellen mit frischem
Wiesengrund belebt waren. Aber in der ganzen Stadt sieht
man keine Spur von Industrie und das Ganze hat den
Charakter einer blos künstlichen Wohnstätte der unmittelbar
mit dem Hofe in Verbindung stehenden Personen. Der
Marktplatz, dessen grösster Schmuck neben der oben erwähnten
Tamarinde eine Dattelpalme ist— die einzige, die man
in der ganzen Stadt sieht —, ist beschränkt und hat nicht eine
einzige Bude oder ein einziges Wetterdach, so dass die Leute
genöthigt sind, sich selbst so gut wie möglich zu schützen,
indem sie an jedem Markttage ein neues zeitweiliges Schattendach
bauen. Das grösste Interesse^ gewährt die „bedä”
oder der „bahr”, besonders auf der Südwestseite, wo diese
Einsenkung von einigen malerischen Gruppen Dümpalmen und
anderen reicher belaubten Bäumen begrenzt wird. Am westlichen
sowohl als am südöstlichen Ende, in der Nähe des
Marktes, sieht man dagegen eine ansehnliche Menge von Gemüsegärten.
Eine Folge der eigenthümlichen Beschaffenheit
der; „bedä” scheint es zu sein, dass die direkte Verbindung
zwischen dem nördlichen und südlichen Viertel, die während
der trockenen Jahreszeit durch einen guten Pfad unterhalten
wird, während der Regenzeit, gelegentlich unterbrochen ist.
Die Bauart der Wohnungen ist im Allgemeinen gut und
die Bedachung der Hütten mit grösser Sorgfalt, ja selbst mit
Nettigkeit ausgeführt. Aber der Thon ist keineswegs von guter
Beschaffenheit zum Bauen, so dass die Thonwohnungen
während der Regenzeit so wenig Sicherheit darbieten, dass
die meisten Leute dann lieber die Rohrhütten beziehen; ich
selbst hatte hinreichend Gelegenheit, mit dem hinfälligen Charakter
dieser Bauten bekannt zu werden. Jedoch gibt es auch
einige gut aussehende Thongebäude auf dem Wege nach
Abü-Gher, besonders eines mit zwei Stockwerken, was man
hier selten sieht.
Die Stadtmauern sind im Allgemeinen in einem solchen
Zustande des Verfalls, dass die Thore in der Wirklichkeit alle
Bedeutung verloren haben; jedoch sind noch immer neun Thore
oder vielmehr Öffnungen in der Mauer in Gebrauch. Die
meisten derselben liegen auf der Südseite, während sich im
Norden nicht ein einziges Thor findet, da dieses Stadtviertel
so verlassen ist, dass es mit dichtem Unterholz überwachsen