augenblicklich belebt durch Gruppen von Reitern, die. hier
ihre durstigen Gäule tränkten. Unser Marsch betrug, wie der
gestrige, etwa 15 Engl. Meilen. Unsere Kost war heute
äusserst manniehfach, ja sogar etwas zu kräftig für dies
Klima, wie sich sehr bald zeigte. Denn ausser unserer gewöhnlichen
Zeltkost — Reis oder „mohämssa” mit Bohnen —*
bekamen wir heute ein Gericht Hasenfleisch, ein Gericht
Elephantenfleisch, das durchaus essbar war und grosse Ähnlichkeit
mit Schweinefleisch hatte, und einen allerdings nicht
sehr schmackhaften Fisch Namens „begeh” aus dem nahen
Wasserpfuhl.
[Dienstag, Dezember.] Heute war ein bedeutender
Tag unseres Feldzuges und manche der angeseheneren Leute
hatten ihre gewöhnliche Kleidung gegen einen glänzenderen
Anzug hei Seite gelegt. Wir betraten nun das Müssgu-Gebiet
und kamen zugleich in Berührung mit zwei grundverschiedenen
Elementen, die hier am Nordrande diese freie, un-'
abhängige heidnische Völkerschaft auf alle Weise zu beeinträchtigen
suchen. Das eine war ein Theil ihrer selbst, aber
von ihr aus eigennützigem Verrath losgerissen; das andere
in Nationalität und Religion dem Prinzipe nach ihr gegenüber-
stehend, nämlich die am weitesten nach Nordost vorgeschobenen
selbstständigen Gemeinden der siegreichen Djemmüä der
Fulbe oderFelläta, die bis hierher, wie wir oben gesehn haben,
ein ganz festes Reich zu begründen angefangen haben/ während
sie in ihren weiteren Versuchen auf Bórnu und Baghirmi
gescheitert sind.
Auf unserem heutigen Marsche mussten wir zweimal Halt
machen, das erste Mal, weil Fürst Ädischen mit einem
Trupp seiner sattellosen Reiter auf meist kleinen Pferden
herankam, das zweite Mal, als eine Schwadron von etwa 200
Fulbe-Reitern unter Anführung eines Kriegshauptmannes,
Chürso’s, des Herrn von Fétte, das wir bei früherer Gelegenheit
schon mehrfach erwähnt und auf diesem Marsche schonend
in einiger Entfernung westlich gelassen, zum Bornu-Heere
stiess, um an dem Kriegszuge Theil zu nehmen, der die
ihnen verhassten und bis jetzt noch hinter den natürlichen
Deichen ihnen überlegenen Müssgu-Stämme schwächen
sollte. Denn in dieser Beziehung ging ihre Politik sicherlich
Hand in Hand mit derjenigen der Bornu-Leute, obgleich
es nicht wenig auffällig ist und die laxe Verbindung dieser
Lehnreiche klar zeigt, dass, während der Herr vonAdaipaua
jetzt auf fast feindlichem Fusse mit dem Beherrscher von
Bornu stand, einer seiner Lehnsleute mit dem Letzteren
sich verbünden sollte. Übrigens scheint die Verbindung dieser
so entlegenen Provinz der ausgedehnten Besitzungen der
Fulbe mit Yöla sehr lose zu sein, und ich habe nichts über
den Tribut erfahren können, den die einzelnen Statthalter
zu bezahlen haben. Unglücklicherweise hatte die reiche und
mannichfaltige Kost von gestern sehr nachtheilig auf mich
gewirkt, so dass ich mich genöthigt sah, mich bei den Ka-
meelen zu halten, und den Begegnungsscenen nicht in der
Nähe beiwohnen konnte.
Nach diesem Aufenthalte weiter ziehend, erreichten wir
eine halbe Stunde vor Mittag das nördlichste Müssgu-Dorf,
Namens Gäbari, von reichen Kornfeldern umgeben. Alles
bot ein trauriges Bild der Plünderung und Verwüstung dar.
Am Abend zuvor war durch das Lager der Ausruf ergangen,
aus den Dörfern Ädischen’s dürfe nichts geraubt werden,
weder Mensch noch Thier, vom Rinde herab bis zur Henne,
Korn allein wäre beutefrei. So war in den Gehöften Alles
beschäftigt, die eben eingeemteten Ähren der rothen Indischen
Hirse _ „ngäberi kerne” , die hier mit Ausschluss von
weisser Hirse und von Negerhirse — „argum möro” —
wächst, auszudreschen und auf die Pferde zu laden. Der
grösste Theil der Ernte stand übrigens noch auf dem Felde,
was auffallend war, da die Bewohner doch ahnen konnten,
dass der Heereszug diesen Weg nehmen würde, und da