sende Fest), wenn auch nicht vom Volke, welches wenig
Theilnahme zeigte, doch aber vom Hofe mit. grossem
Pompe begangen wurde. An anderen Orten, wie z. B. in
Kanö, scheint das erwähnte Fest mehr volksthümlich ge-,
feiert zu werden; die Kinder der S ch lä ch te rm a su fau -
tschi” —■. in jener Stadt besteigen dann mehrere eigens für
jenen Tag gemästete Ochsen, indem sie sich zwischen die
Hörner setzen und die Thiere vermittelst um den Nacken
und am Hinterbeine befestigter Stricke leiten. Unter dem
gemeineren Volke von Bornu dagegen betheiligte man sich
an dem Feste fast nicht weiter, als dass man seine besten
Kleider anlegte; auch ist es in grösseren Haushalten allge-^
meiner Gebrauch, dass man an jenem Tage den Dienern ein
neues Hemd zum Geschenk macht.
Auch ich legte am Morgen meine beste'Kleidung an, bestieg
mein Pferd, welches. sich von den Anstrengungen der
letzten Reise wieder ein wenig erholt hatte, wenn es auch noch
keineswegs für eine neue derartige Unternehmung geeignet
war, und begab mich nach derOststadt — „billa gedibe”—.
Die grosse, von der Weststadt kommende Hauptstrasse war
gedrängt voll Leute zu Fuss und zu Pferde, welche hin-
und herwogten, Alle auf’s Beste angethan. Es hatte vorher
geheissen, dass der Scheich seine Gebete in der Moschee
verrichten werde; es fand sich aber bald, dass er ausserhalb
der Stadt beten würde, da starke Abtheilungen Reiterei
zum Nordthore (der „tschinna yaläbe”) . hinausritten. Um
zu hören, wo die Festlichkeit stattfinden solle, begab ich
mich nach dem Hause des Veziers und traf ihn gerade, als
er inmitten eines Schwarmes wohlgeputzter und gut berittener.
Anhänger herausgeritten kam.
Zugleich kamen aus verschiedenen Richtungen mehrere
Züge Reiterei heran, bestehend aus einer Anzahl Schwadronen
von je 100 — 200 Mann, jede .von ihrem Hauptmann
— „kaschella” — geführt; die ganze Mannschaft, besonders
die schwere Reiterei, war in den prachtvollsten Anzügen.
Die Reiter trugen meistens einen langen, dick wattirten Rock
— „degibbir” —, darüber mehrere Toben von verschiedener
Farbe und mit allerlei Zierath, und ihre Kopfbedeckung bestand
in einem Helme — „buge” —, dem unserer mittelalterlichen
Ritter sehr ähnlich, aber von leichterem Metalle
und mit den prahlendsten Federn geschmückt. Ihre Streitrosse
waren insgesammt in Kriegszeug gekleidet, nämlich
in dicke Decken — „libbedl” —, welche aus verschiedenartig
gestreiftem Zeuge gefertigt waren und aus drei Thei-
len bestanden; die Füsse der Thiere blieben unbedeckt, während
der Kopf vorn mit einer Metallplatte sowohl beschützt,
als auch geschmückt war. Andere trugen einen Panzer,
von welchem eine Art „ssillege” und eine andere, „komä-
komi-ssübe” genannt wird. Bei der Schilderung des Müssgu-
Zuges werde ich Gelegenheit haben, diese Heergattung darzustellen.
Die leichte Reiterei trug nur je zwei oder drei hell-schim-
mernde Toben und kleine Mützen von weisser oder anderer
Farbe; die Offiziere und begünstigteren Diener jedoch waren
mit Bernusen von feinerem oder gröberem Zeuge angethan,
die malerisch so über die Schultern geworfen waren, dass
man das reiche Seidenfutter ■ am meisten zu sehn bekam.
Alle diese stolzen Schwadronen, in welchen gar viele herrliche
Pferde prunkten, zogen nach dem Nordthore der Billa
gedibe, während die Reiterbedeckung des Scheichs selbst,
welcher noch in der Weststadt geblieben war, von Südwest
herkam. Diese letztere Truppe gewährte, wenigstens in der
Fernsicht p- wie bei theatralischen Vorstellungen —( einen
wahrhaft grossartigen Anblick. Den Zug eröffnete eine Anzahl
Reiter; dann folgten die Livree-Sklaven des Scheichs,
mit Flinten bewaffnet, und zuletzt kam der Scheich selbst,
als Zeichen seines priesterlichen Standes mit einem weissen
Bernus angethan, welcher sehr schön gegen seine Kopfbe