und erstreckte sich in grösser Länge von SSW. nach NNO.,
so dass es eine wesentliche Eigenthümlichkeit dieses Landes-
theiles bildet; es wird Amhussäda oder Mbussäda genannt.
An der Stelle, wo wir es überschritten, war das Wasser nur
1 Fuss tief und das ganze seichte Bett mit dem reichsten
Pflanzengrün bedeckt.
Wir hielten uns hierauf hart an der Ostseite des Wiesengewässers
und hatten zur Linken ansteigenden Boden, der
mit einem prächtigen Gürtel, besonders schöner wilder Feigenbäume
besetzt war. Die Landschaft erinnerte mich an das
Müssgu-Land, nur war das Rinnsal nicht so breit und es brach
keine Delebpalme durch das Laub der anderen Bäume, „wie
ein Wald über dem Walde” hervorragend. Eine fast ununterbrochene
Reihe von Dorfschaften besäumte diesen schmalen
Streifen fruchtbaren Grüns und hie und da sah man eine
Gruppe von Leuten aus der dichten Belaubung hervorkommen,
während zahlreiche Yiehheerden über den marschigen
Wiesengrund einherstreiften und, mitunter nur mit dem Oberkörper
aus dem Wasser ragend, die frischen jungen Grassprossen
abweideten. Schöngefiederte Vögel von allerlei
Gattung und Grösse schweiften umher: hier rauschte der
riesige Pelikan vom benachbarten Baume hernieder, dort
stand der Marabu (Giconia Marabu), einem alten Manne gleichsehend,
mit dem Kopfe zwischen den Schultern; hier stol-
zirte der gewaltige blaugefiederte „dedegami” einher, indem
er seiner Beute nachspürte, weiterhin der Plotus mit seinem
langen schlangenartigen Halse; dort forschte der weisse Ibis
begierig nach Futter, und dazwischen watschelten allerlei
Enten — „geddegabü” oder „dabä” —, flogen und flatterten
zahlreiche kleine Vögel in grösseren und kleineren Schwärmen
umher. Dann und wann brach ein Wildschwein aus
dem Dickicht hervor, von einem zahlreichen Gefolge von F er-
keln begleitet, und rann eilends in’s kühle Wasser. Hier war
ein . reichhaltiges, ja unerschöpfliches Feld für den Jäger,
aber ich konnte nicht an’s Jagen denken, denn ich war mir
gar wohl bewusst, dass etwas im Gange sei, um meinem
weiteren Vordringen im Lande ein Ende zu machen.
Es wäre vielleicht gescheidter gewesen, ohne Aufenthalt
weiter zu ziehen; ich empfand aber die Hitze der Sonne zu
stark, und da ich doch nicht mit Gewalt durch das Land
reisen konnte, ruhte ich lieber während der Tageshitze
im Schatten eines schönen breiten Ngäbore oder Ngäto
(wilden Feigenbaumes) zur Seite eines Schüa-Dorfes. Ich
suchte hier vergebens bei den Einwohnern Einiges zu meiner
Erfrischung einzutauschen; zu meinem grossen Erstaunen war
weder Milch, noch sonst etwas zu haben, obgleich man
überall Vieh in zahlreicher Menge weiden sah. Aber die
Leute sagten mir, gerade, weil so viel Vieh auf einem so
schmalen Streifen von Weideland zusammengedrängt sei, hätten
sie so wenig Milch. Diese Schüa, welche zum Stamme
der Ueläd 'Ali gehören, nennen dieses seichte Gewässer
nach ihrem Oherhaupte „mssel el Hadj 'AR”.
Ruhig, obwohl nicht ohne Besorgniss, hatte ich mich in der
schattigen Kühle ausgestreckt, als wir den Häuptling von Meie
mit sieben oder acht bewaffneten Schüa herankommen sahen.
Sie wandten sich zuerst an meinen Reiter Grema, der es sich
im Schatten eines anderen Baumes bequem gemacht hatte.
Nachdem sie ihre Sache mit ihm abgemacht hatten, kamen
sie dann zu mir und erklärten, dass sie mir nicht gestatten
könnten, meine Reise fortzusetzen, da sie gehalten seien, Verhaltungsbefehle
aus der Hauptstadt abzuwarten, worauf ich
denn meinerseits sofort erklärte, dass ich gern ein Paar Tage
warten wofle, jedoch unter der Bedingung, dass sie mir eine
Wohnung überweisen und mich mit Lebensmitteln versehen
wollten. 'Sie drückten ihre Zufriedenheit mit meiner Willfährigkeit
aus, erklärten aber, dass sie mir im Weigerungsfälle
alle Schüa in der Nachbarschaft nachgesandt haben würden,
um mich unterwegs zu beunruhigen. Der Häuptling von Meie