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40 II. Kapitel.
Die ganze Landschaft war nun dicht mit Siwäk überwachsen.
Etwas mehr als 1 Meile weit zogen wir auf der sandigen
Anhöhe entlang, dann stiegen wir hinab und verfolgten
unterhalb einen vom dichtesten Pflanzenwuchs umschlossenen
Weg. Diese untere Strasse, sowie die ganze von
uns durchzogene Strecke bis nach Ngegimi wurde später (im
Jahre 1854) völlig überschwemmt und dürfte wohl niemals
wieder betreten werden; als ich daher im Jahre 1855 diese
Strasse zog, war ich genöthigt, einen Umweg zu machen,
indem ich mich an den Sandhöhen entlang hielt, wo früher
die Stadt Wüdi lag.
Wir bezogen bald darauf ein Lager an einer von Gebüsch
etwas freien Stelle, hart am Ostfusse eines massigen Hügels;
das Domengestrüppe war jedoch auch hier so dicht, dass
ich mich lange vergeblich nach einer davon freien Stelle umsah,
um mich niederlegen zu können, und ich fühlte mich erst
behaglich, als Bü-Sed mir einen Platz mit seiner Axt lichtete.
Unser nur etwa 600 Schritt vom sumpfigen Ufer des
See’s befindlicher Buheplatz erwies sich keineswegs als eine
zum Lagern geeignete Stelle, und es machte sich nothwen-
dig, während der Nacht mehrere Wachen aufzustellen. Dessenungeachtet
verschwand einer von meinen gefüllten Wasserschläuchen
von der Stange, an welcher derselbe am Abend
zum Kühlen aufgehängt worden war, und die Araber suchten
mich zu überzeugen, dass eine hungrige Hyäne ihn fortgeschleppt
habe; es war jedoch wahrscheinlicher, dass einer
von ihnen der Dieb gewesen war.
[Dienstag, 23sten September.] Wir setzten unseren Marsch
durch das dichte, überall von Elephanten-Spuren und
-Koth durchzogene Domengestrüppe fort. — Hier und da
war die Gapparis gerodet und wir trafen grosse Feuerplätze
an, wo man deren Wurzeln zu Asche gebrannt hatte.
Auch fanden wir mehrere von den Dreifüssen vor, deren die
Anwohner der Lagune sich bedienen, um die Asche mit
Wasser durchzuseihen und die darin enthaltenen Salztheile
zu lösen und auszusondern'. Der reine Salzgehalt wird hierauf
durch Versiedung der Soole hergestellt. Das gewonnene
Salz wird von Kanembü’s nach Kûkaùa verführt; die Salzsieder
selbst sind aber Büdduma.
Auf unserer Rückkehr von Känem trafen wir einen zahlreichen
Haufen dieser freibeuterischen Inselbewohner, und
auch auf meiner Heimreise im Jahre 1855 fand ich sie in
vollem Betriebe dieses Geschäftes. So • schwach und geschmacklos
dieses Salz auch ist, so ist es doch jedenfalls
vorzüglicher, als das von den Bewohnern Kotokö’s aus Rin-
derkoth bereitete. In Miltü am oberen Schäri oder Bä-bussö
wird ein ziemlich gutes Salz aus einem im Flusse wachsenden
Grase hergestellt. Die Müssgu bereiten, wie wir sehn
werden, diese dem grössten Theile des Menschengeschlechtes
so unentbehrlichè Waare — oder wenigstens eine ihr ähnliche
Substanz •—i aus der Asche von Hirsen- und Sorghum-Stroh.
Als wir aus dem Unterwald in freies Feldland hinausgetreten
waren, kamen wir bei einer beträchtlichen Salzsiederei
vorbei, wo wenigstens 20 irdene Pfannen in Betrieb
waren. Das Salz lag in grossen dreieckigen Stücken, welche
in irdenen Formen abgegossen waren, umher. Eine Anzahl
Leute war gerade damit beschäftigt, von einer nahen Seebucht
Lehm herbeizutragen, um daraus neue Formen zu machen.
Indem wir uns in der Nahe dieser Bucht hielten, genossen wir
dès frischen, über den Flachsee dahinziehenden Luftzuges, den
das Gestrüpp bisher von uns abgehalten hatte, und machten
zeitig am Nachmittage Halt. Eine kleine Têbu-Karawane war
in unserer Nähe gelagert und hatte hier ohne Zweifel die
Nacht zubringen wollen ; es gefiel den Leuten aber die Nachbarschaft
unserer gesetzlosen Gefährten nicht, wesshalb sie
alsbald aufluden und davon zogen.
[Mittwoch, 24*‘en September.] Unser Weg führte nun durch
fruchtbares Weideland mit einem Strich Unterholz zur Lin