iiu Felde gelegen hat, ausgedrosclien oder vielmehr ausgemör-
sert ist.
Mein Freund, der Vezier, dessen sorgsame Aufmerksamkeit
hinsichtlich meiner Gesundheit ich auf das Wärmste anzuerkennen
hahe, wünschte sehr,> dass ich während der Regenzeit
nicht in der Stadt verbleiben möchte, und da er wusste, dass
uns namentlich viel daran lag, die östlichen Ufer des Tsäd-
See’s zu erforschen, so liess er mir am Ilten August melden, ich
könne nunmehr den Bahhr el Ghasäl besuchen, ein Unternehmen,
welches er, wie bereits erwähnt, anfänglich für unmöglich
erklärt hatte. Es waren von Känem günstigere Nachrichten
eingetroffen; da ich jedoch an einem anderen Orte
von dem politischen Zustande dieses zerrütteten Landes und
dem dort ununterbrochen wiithenden Kampfe zwischen BÖrnu
und Wadai ausführlicher sprechen werde, so bemerke ich hier
nur, dass die gegenwärtig im Sold des Veziers stehenden Ueläd
Slimän auf ihrem letzten Raubzuge einige Erfolge erlangt
hatten, wie denn gerade an dem Tage meiner Rückkehr von
Adamaua berichtet wurde, dass dieselben 150 Pferde und
zahlreiche Kameele erbeutet hätten, was sich jedoch nachher
als eine grosse Übertreibung erwies.
Es war uns zwar der Charakter dieser Leute, welche ohne
Frage zu den zügellosesten Räubern in der Welt gehören,
recht gut bekannt; da es jedoch der ausdrückliche Wunsch
der Brittischen Regierung war, dass wir die Länder östlich
am See erkunden sollten, und da das dortige Gebiet
vom friedlichen Verkehr gänzlich ausgeschlossen und vom
Börnu-Hofe selbst so gut wie aufgegeben war, so stand uns
kein anderer Weg offen, als unsere friedlichen Bestrebungen
mit den weniger heilsamen dieser Horde zu vereinigen. Auch
waren die Ueläd Slimän für derlei Verbindungen bereits eini-
germassen vorbereitet, da sie, während sie noch ihre grasreichen
Wohnsitze an der grossen Syrte inne hatten, mit den
Engländern in öftere freundschaftliche Berührung gekommen
waren. Wir hatten um so weniger eine Wahl, da sämmtliche
nordöstlich und östlich vom Tsäd Regenden Gaue gegenwärtig
mehr oder weniger von WädäU welches damals mit Börnu
Krieg führte, abhängig waren und man uns gleich Anfangs
eröffnet hatte, es stehe uns frei, überall hinzugehn, nur nicht
nach Wäd&'i. Anstatt es mit eigener Kraft zu versuchen,
die östlichen Gemarkungen von Känem seinem östlichen Nebenbuhler
wiederzunehmen, oder ihn doch wenigstens zu verhindern,
sich daselbst festzusetzen, hatte es der Vezier gewagt,
dazu die Überbleibsel des kriegerischen und dermalen
heimathlosen Stammes der Ueläd Slimän zu verwenden. Zu
dem Behufe hatte er mit diesen Arabern eine Vereinbarung
getroffen und es übernommen, sie mit Pferden, Flinten und
Schiessbedarf zu versehen. Um also diese ungastlichen Gegenden,
welche in Europa beträchtiiche Aufmerksamkeit erregt
hatten, zu besuchen, waren wir genöthigt, diese Gelegenheit
zu benutzen. Ich zeigte demnach am 16ten August dem
Vezier an, ich sei bereit, mich zu den Ueläd Slimän in Börgu
zu hegeben, worauf er den Wunsch ausdrückte, dass auch
Herr Dr. Overweg sich dem Zuge anschliessen möge, da der
Aufenthalt in Kukaua während der Regenzeit sehr ungesund
sei.
Herr Dr. Overweg war am 9*™ August von seiner interessanten
Beschiffung des Tsäd nach Maduäri zurückgekehrt.
In Hinsicht auf diese Fahrt wird es Jeder schmerzlich bedauern,
dass der kühne Reisende durch frühzeitigen Tod verhindert
wurde, einen vollständigen Bericht über dieselbe zu
Hefem. Die von ihm hinterlassenenMateriaRen gestatten kaum,
mehr davon zu sagen, als was schon Herr Dr. Petermann aus
ihnen zusammengestellt hat. Indem er in dem EngRschen
Boote, welches wir den ganzen Weg durch die unabsehlichen
Sand- und Steinstrecken der Wüste hierher gebracht hatten,
das seichte Wasserbecken des Tsäd befuhr, hatte er einen
grossen Theil der Inseln besucht, welche in ihm zerstreut lie