Herrn Dr. Overweg’s glücklicher Beschiffung des Tsäd, am 8ten
August abgesandt und in Europa mit grossem Beifall aufgenommen.
Mit den Briefen und einigen Exemplaren des
Malteser „Portfolio” erhielt ich auch etliche Nummern des
Londoner „Athenaeum” , welche mir ganz besondere Freude
machten. —
Im Allgemeinen war unsere Lage in Bornu nicht eben
übel. Wir standen im freundschaftlichen Vernehmen mit
der Regierung, wurden vom Volke im Allgemeinen nicht nur
geduldet, sondern seihst hochgeachtet, und sahen einen unermesslichen,
ebenso interessanten, wie nützlichen Wirkungskreis
vor unseren Augen aufgethan. Abgesehen von dem
Klima, war nur Ein misslicher Umstand vorhanden; dieser bestand
nämlich darin, dass unsere Mittel zu beschränkt waren,
um uns vom Scheich und seinem Vezier ganz unabhängig zu
machen; denn die uns bis jetzt zugekommenen kleinen Hilfssummen
waren nicht für unsere Bedürfnisse hinreichend und
gar bald dahin. Kaum waren wir im Stande, uns durch
unseren Kredit aufrecht zu erhalten und die unumgänglichsten
Bedürfnisse zu decken. — Herr Dr. Overweg hatte vom
Scheich ein sehr schönes Pferd erhalten und war ausserdem
noch genöthigt gewesen, eine Anzahl Toben anzunehmen,
welche er dann unter die Büdduma- Häuptlinge verschenkt
hatte, und Scheich und Vezier betrachteten ihn beinahe als
in ihren Diensten stehend. Er verlor daher mit der Reparatur
oder vielmehr mit dem Versuche der Reparatur ihrer
Uhren und dergleichen Dingen unendlich viel von seiner kostbaren
Zeit, und um gegen den verstorbenen Reisenden gerecht
zu sein, müssen wir diese eigenthümliche Lage, in der
er sich befand, wohl in Anschlag bringen. Solche Dienste
hatte ich gleich von Anfang an abgelehnt und wurde daher
als minder nützlich betrachtet, so dass ich oft den Vorwurf
zu hören hatte: ,,'Abd el Kerim faidansse bägo”, ,,'Abd el
Kerlm ist zu nichts nütze”. Seihst ich war jedoch keineswegs
von dem Wohlwollen des Scheifchs und Veziers unabhängig
und hatte Alles, was ich besass, aufzuopfern, um von
Zeit zu Zeit ihre Gunst durch ein kleines Geschenk neu anzufachen.
Das Pferd, welches sie mir bald nach meiner Ankunft geschenkt
hatten, erwies sich als unfähig für solche Strapazen,
wie sie mit einer langen Reise verknüpft sind, und dasjenige,
welches ich vor meiner Adamaua - Reise gekauft hatte, war
zu sehr erschöpft, um bald wieder eine andere Reise mitmachen
zu können, und nachdem ich nun zwei andere Kameele
gekauft und mich sonst für einen neuen Zug ausgerüstet hatte,
vermochte ich bei meinen gegenwärtigen beschränkten Mitteln
nicht, mir auch noch ein gutes Pferd zu verschaffen. Indem
ich mich daher dessen erinnerte, was mir der Vezier bezüglich
des ersten Pferdes bemerkt hatte, liess ich ihn wissen,
er würde mich sehr verbinden, wenn er mir ein Pferd zum
Geschenk machen wollte. Er war wirklich so freundlich,
mir vier Thiere zu senden, um eins davon auszuwählen; da
mir jedoch keines von allen gefiel, nahm ich kein einziges,
indem ich ihm einfach bemerkte, es sei unmöglich, unter
vier Gäulen — „kädara” — ein Pferd — „fir” — auszuwählen.
Dieser Wink wurde nach einiger weiteren Auseinandersetzung
von meinem Freunde verstanden, und er sandte
mir am Abend des 7ten September ein Thier aus seinem
eigenen Stalle, welches mir denn auch auf meinen vier folgenden
Campagnen ein treuer und edler Gefährte war, bis
es im Dezember 1854, auf meiner Heimreise von Timbuktu,
in Kanö nebst einem seiner Gefährten von einer gefährlichen
Krankheit dahingerafft wurde.
Dieses Pferd war überall, wohin mich in der Folge meine
Wanderungen führten, bei allen hohen Personen, vom Sultan
von Baghirmi an bis zu den Häuptlingen der Tademekket
und Auelimmiden bei Timbuktu, ein Gegenstand des Neides;
seine Farbe war ein eigenthümliches Grau, schön leoparden-
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