gänzlich umgestalteten Landschaft ungestört hingeben. Jenseits
des Felläta - Dorfes, das ich auf meinem Auszuge erwähnt
habe, mussten wir eine weite Wasserfläche überschreiten,
und der Grund war zu wiederholten Malen äusserst
schwierig für mein Kameel, so dass wir hinsichtlich des marschigen
Bodens von Lögone höchst besorgt wurden. Auch
verfehlten die Leute, die uns auf der Strasse begegneten,
nicht, uns zu bedeuten, dass dies nicht das rechte Thier für
diese Jahreszeit sei, und ohne Frage sind Packochsen zur
Beise in diesem Theile des Jahres wegen ihres sicheren
Trittes Kameelen weit vorzuziehen, obgleich es wieder viele
Schwierigkeit macht, sie über die Flüsse zu bringen.
Wir kamen im wohlbekannten Dorfe Bäkadä gerade zur
rechten Zeit an, um einem heftigen Gewitter zu entgehen, das
mit geringer Unterbrechung den ganzen Nachmittag anhielt;
da ich jedoch meinen Wirth nicht zu Hause traf, nahm ich
auf meine eigene Verantwortlichkeit von seiner Hütte Besitz
und beschwichtigte nachher den Unwillen meines alten guten
Freundes, dessen Gastlichkeit von allen Wanderern auf dieser
offenen Heerstrasse so oft beansprucht wurde, mit einem Geschenke
von zwei feinen weissen Hemden. Ich fühlte tiefes
Mitleid für ihn, indem ihm am folgenden Tage, den wir hier
zubringen mussten, die ganze Schaar, die sich unserer Truppe
angeschlossen hatte, zur Last fiel; ich hätte jedoch wohl
erwarten können, dass er wenigstens mir selbst seine Gastfreundschaft
noch auf einen Tag länger würde haben angedeihen
lassen, da wir uns für immer trennen ; sollten und
ich hier gegen meinen Wunsch zurückgehalten wurde. So
aber ist der Charakter des Volkes von Baghirmi in seinem
gegenwärtigen herabgekommenen politischen und moralischen
Zustande.
Meine Gefährten waren am Morgen noch nicht ganz zur
Beise bereit. Es regnete während des grösseren Theiles der
folgenden Nacht, und nur mit Mühe konnte ich am Morgen
meine Leute in Bewegung bringen und musste endlich wirklich
Gewalt anwenden, um unseren Zug wieder in. Gang zu
setzen. Ein Europäer hat keine Vorstellung davon, wie die
Thätigkeit eines Eeisenden in diesen Ländern durch die
Trägheit und Lässigkeit der Eingeborenen gelähmt wird.
, Endlich waren wir unterwegs und kehrten nach einem
massigen Marsche in Kölle-kölle ein. In Folge des starken
Begenfalles hatte auch hier die Landschaft ein höchst reiches
und üppiges Ansehen; aber überall auf den Feldern liess
sich der lange schwarze „haluessi” genannte Wurm, welcher
den Saaten so grossen Schaden verursacht, in ungeheuerer
Anzahl sehn. Die Dorfschaften, mit deren Aussehen wir während
der trockenen Jahreszeit so genau vertraut gewesen,
waren kaum wieder zu erkennen, indem die Hütten durch
die hohen Saaten jetzt dem Blicke völlig entzogen waren.
Am folgenden Tage gelangten wir nach Kökorotsche, nachdem
wir glücklich über einen sehr schwierigen Morast ohne
Unfall gekommen waren. Die ganze Waldregion; die auf meinem
Auszuge auch nicht einen einzigen Tropfen Wasser enthielt,
war jetzt in eine fortlaufende Beihe von Sümpfen verwandelt,
und die Oberfläche trug überall eine dichte Pflanzendecke.
Während dieser Jahreszeit schlagen die Schüa-Araber
hier ihre zeitweiligen Lager auf.
' In Kökorotsche mussten wir uns auch noch einen zweiten
Tag aufhalten, um den Boten des Sultans abzuwarten, der
mich gegen die ferneren Bänke der Fährleute, gegen die ich
grösseres Misstrauen hegte, als selbst gegen Europäische Polizeioffizianten,
in Schutz nehmen sollte. Inzwischen schloss
sich uns auch Grema 'Abdü’s Frau, die sich diese ganze
Zeit über bei ihrem Vater in Müstafadji aufgehalten hatte,,
wieder an, und aller weitere Aufenthalt schien beseitigt.
Gewiss ist ein solcher Besuch einer verheiratheten Frau imi
väterlichen Hause sehr geeignet, Europäern eine bessere Vorstellung
vom Afrikanischen Familienleben beizubringen. Man