wisser Hinsicht tributär war, aufforderte, mir ohne Verzögerung
zu erlauben, in Gesellschaft der Boten nach Börnu
zurückzukehren. Ausserdem aber hatte man seit dem ersten
Augenblick meiner Ankunft starken Verdacht gehegt, dass
ich ein Türkischer Spion sei, und es fand sich selbst ein
Pilger aus dem fernen Westen, welcher sich bemühte, mit
dem beschränkten Vorrathe seiner geographischen und ethnologischen
Kenntnisse den Leuten zu beweisen, dass ich ein
Arnaut, also entschieden ein Türkischer Söldling sei; denn
dies, so behauptete jener kundige Reisende, seien die einzigen
Erdbewohner, welche Strümpfe trügen (ich besass nämlich
damals noch einige Paare dieses Europäischen Luxusartikels
und trug sie zuweilen).
Jedoch, sei. dem, wie ihm wolle, die Hof leute scheuten
sich, unverhohlen mit dem wirklichen Zwecke ihres Besuches
hervorzutreten, und schützten daher anfangs vor, dass sie
gekommen seien, um die Geschenke zu sehn, welche ich für
den Sultan mitgebracht hätte; da ich dieselben schon lange
in Bereitschaft gehalten hatte, zeigte ich sie ihnen ohne
Weiteres. Sie bestanden in einem guten rothen Tuchkaftan,
den ich in Tripoli für 9 Spanische Thaler gekauft hatte ;
einer Repetiruhr von Nürnberg für 10 Thaler, mit einer geflochtenen
seidenen Schnur von Tripolitanischer Arbeit; einem
Turban mit seidener Borde; einem Englischen Messer und
einigen dergleichen Scheeren; Nelken und mehreren anderen
Kleinigkeiten. Die Uhr verursachte das grösste Erstaunen,
da sie zur Zeit in gutem Zustande war; es war jedoch immerhin
Schade, dass wir nicht mit guten Englischen Waaren
versehen worden waren und uns desshalb angewiesen fanden,
schlechte Artikel, wie und wo sie sich auf unserem Wege
darboten, aufzulesen. ’ Die Höflinge verlangten auch mein
Fernrohr zu sehn, und ein solches Instrument konnte natürlich
ihr Erstaunen nur noch erhöhen.
Dann verlangten sie nach vielem Zusammenducken und leisem
Berathen, das mir ein etwas unheimliches Gefühl ein-
flösste, das Buch zu sehn, in das ich Alles, was ich sähe
und hörte, niederschriebe. Ohne Zaudern nahm ich mein
Tagebuch heraus und zeigte es ihnen, musste aber vorher
auch dessen Echtheit betheuern. Um ihren Argwohn gründlich
zu beseitigen, las ich ihnen dann freiwillig mehrere Stellen
daraus vor, die sich auf die Geographie und Ethnographie
des Landes bezogen, und es gelang mir, ihnen ein herzliches
Lächeln abzugewinnen und ihre gute Laune so zu wecken,
dass sie selbst einige Namen hinzufügten, wo meine Verzeichnisse
mangelhaft waren. Sie baten mich dann, das Buch
ihrem Herrn vorlegen zu dürfen, und ich genehmigte ihr
Gesuch ohne Weiteres.
Meine Offenheit machte die Intriguen meiner Feinde vollkommen
zu Schanden und beschwichtigte den Argwohn der
Eingeborenen; denn sie waren überzeugt, dass ich, wenn ich
irgend eine böse Absicht beim Niederschreiben meiner Bemerkungen
über ihr Land gehabt hätte, sicherlich Alles aufbieten
würde, das Geschriebene zu verbergen.
So gingen sie davon, indem sie mein Tagebuch mitnahmen,
und man hinterbrachte mir später, dass der Landesherr alle
gelehrten Männer der Stadt berufen hätte, um ihre Meinung
über das Buch zu hören. Vielleicht war es auch vortheilhaft
für mich, dass die Hauptperson unter den Letzteren mein
Freund Ssämbo war. Denn dieser, der mit meinen Forschungen
wohlbekannt war, stellte meine Aufzeichnungen als eine
höchst unschuldige und rein wissenschaftliche Sache dar, und
da nun Niemand mein Buch lesen konnte, ward es mir ganz
unbeschädigt wieder zurückgegeben. Ssämbo erzählte mir
den Hergang der ganzen Angelegenheit am Nachmittag, wo
er mir einen Besuch abstattete, wobei er mir auch bemerk-
lich machte, dass der einzige Grund, warum ich heute
noch keine Audienz beim Sultan erhalten hätte, der oben
erwähnte Brief des Scheich von Bornu sei, der in gewissem