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264 X. Kapitel.
seine Gäste gut zu behandeln; doch wurde ich wahrscheinlich
vom Sultan noch besonders begünstigt.
Ich hatte meinen Plan, den Fluss zu beschiffen, mit besonderem
Vergnügen verfolgt, obgleich ich natürlich von Anfang
an nicht erwarten konnte, grosse Erfolge zu erzielen;
denn die Mittel, welche mir zur Zeit zu Gebote standen, gestatteten
mir nicht, etwaige bedeutende Schwierigkeiten zu
überwinden, und ausserdem reichte die Gerichtsbarkeit dieses
kleinen Fürsten von Lögone nur eine kurze Strecke längs
der Flussufer.
Um 8 Uhr Morgens war ich an Bord meines kleinen Bootes
— ,/wna.m”*) jgjl i Ich glaubte eines von der grössten Art
bekommen zu können, es war aber keines zu haben. Das
Boot, das ich endlich erhielt, mass nur 25 Fuss in der Länge
und 4 Fuss in der Breite, war jedoch ziemlich stark, indem
es aus neu geschnittenen Planken bestand und auf die oben
beschriebene Weise verstopft war, bei welcher Schiffsbauart
ein Fahrzeug freilich nicht eben vollkommen wasserdicht wird.
Die Boote haben keine anderen Sitze, als auf den Boden gelegte
Rohrbündel, wobei der Passagier durch nichts gegen
das stets eindringende Wasser geschützt ist.
Wir setzten nach dem jenseitigen Ufer über und kamen
bei zahlreichen, jetzt aus dem Wasser emporragenden Sandbänken
vorbei, während die Stadt einen ganz interessanten
Anblick darbot, indem Dümpalmen — „gurüru” , ein Paar
Delebpalmen— „murgum” ^ und eine vereinzelte Dattelpalme
— „diffino” .**) — über die Mauer emporragten, eine
*) Dieses Wort ist nur eine andere Form des Yedinä-Ausdrucks für „Boot”
— „pum” —
**) Es ist merkwürdig, dass die Dattelpalme in allen diesen Ländern bis
Baghirrai die Haussa-Benennung „debmo” führt, woraus erhellt, dass sie zuerst
in jenen Theil des Sudans eingeführt wurde. Selbst die Fulbe von S6-
koto haben keinen anderen Namen dafür, während die von Adamaua den Namen
der einheimischen Dattel, der Addua (Bcdanites Aegyptiacus), daraüf ansehr
bemerkenswerthe Erscheinung, da es sehr selten vorkommt,
dass diese drei Palmenarten gemeinsam an e in e r
Stelle wachsen.
Indem der Fluss die Stadt umzieht, bildet er eine starke
Krümmung und ändert seine westöstliche Richtung in eine
nördliche und nordwestliche. Während wir am Ostufer hin
schifften, machten mich meine Gefährten, auf ein sehr hohes,
von ihnen „korökorö” genanntes Rohr aufmerksam, welches
aber nichts Anderes ist, als der Papyrus, der, wie schon
bemerkt worden, an den Ufern des Tsäd wächst und den
wir auch in verschiedenen kleineren See’n, besonders im Lande
Münio, wiederfmden werden. Es war mir höchst interessant,
zu hören, dass die hiesigen Eingeborenen daraus ein Zeug
— „giibaga” -•••: verfertigen, das meiner Ansicht nach mit
dem von den Arabischen Schriftstellern erwähnten „uorsi”
einerlei sein muss, da „herdi” der Egyptische Name für Papyrus
ist. Ich'jvermisste hier jedoch mehrere Rohrarten, die
am Tsäd wachsen, namentlich den Bole; auf meine Erkundigung
nach der schönen Art, aus der das zierliche Mattenwerk
„kassär” oder „farfar” gemacht wird, in dessen Verfertigung
die Lögone-Leute so berühmt sind, theilte man mir mit, dass
es nur hei der grossen Marktstadt Djinna wachse, welche
ich schon bei einer früheren Gelegenheit erwähnt habe und
auf welche ich unten näher zurückkommen werde. Ich war
sehr begierig, zu erfahren, wie die Eingeborenen den Fluss
nennen, welchem vom Major Denham der Name Schäri oder
Schäry gegeben worden ist, und ich wurde in meiner schon
vorher gefassten Ansicht bestätigt, dass dieser Fluss nicht der
Schäri selbst, sondern ein kleinerer Arm desselben sei; denn
Major Denham vermochte während seiner kurzen Anwesenheit
hieselhsfr sich nicht bewusst zu werden , dass der Fluss;
wenden. Die Namen dieser Palme im Sonrhay und Mäba oder in den Wädäi-
Sprachen sind hiervon jedoch ganz unabhängig und selbstständig.