meinsame Niederlagen der Hauptprodukte des Landes vorfanden,
weder in Wära oder Nimrö, noch sonstwo, und man
muss sich selbst die unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse aus
beträchtlicher Entfernung herbeischaffen. So müssen sich
die Einwohner von Wära, sowie auch die Mähamid, wenn
sie einen Vorrath von Duchn, ihrem Hauptlebensmittel , einkaufen
wollen, nach Girre, einem etwas westlich von Nimrö
gelegenen Orte, oder nach den Dorfschaften der Kodol begehen,
oder sie gehn auch wohl in die Niederlassungen der
Kaschemere (wie Küldi, Bütir, Ki'mdungo, KornaiS, Hedjir),
während man in den südlichen Gemarkungen dieses Nahrungsmittel
am billigsten in Ahker, Gnamünia und Mistachede, sowie
im Thal des Bat-hä, besonders in Dumböli, Räss el Eil,
Ssummükedür, Agilba, in Kössi-wähed („Einhütte”) und in
Assäige kauft.
Als festes Werthmaass im Verkehr gilt die Tokla (Plural:
„tokäki”), bestehend aus 2 Kattunstreifen, 18 Drä lang und
8 breit, aus kleineren Streifen zusammengesetzt, welche
zwar die in Baghirmi, B6mu und dem West-Sudan üblichen
beträchtlich an Breite übertreffen, ihnen aber an Güte nachstehen.
Mit diesem Ümlaufsmittel werden alle kleineren Umsätze
betrieben, während man grössere mit Vieh, in welchem
der Hauptreichthum des Landes besteht, oder mit Sklaven
macht; Thaler sind erst in jüngster Zeit durch die Kaufleute
von Ben-Ghäsi eingeführt worden. Man kauft für 1 To-
kia drei oder vier Schaafe bei den Mähamld, die, wie bereits
erwähnt, sehr grosse Schaafheerden besitzen und hei denen
sie also am billigsten sind; mit 30 Schaafmüttern erhandelt
man 1 Kuh und mit 12 bis 15 Kühen ein gutes Pferd. Ferner
erhält man für 1 Tokia 4 bis 5 Ueba ein Maass, welches
den achten Theil einer Ochsenladung ausmacht — Duchn,
wenn derselbe am theuersten ist, und 6 Ueba nach der Ernte,
während man für 1 Kuh 30 bis 36 Ueba und für 1 Ochsen
16 bis 20 bekommt.
Industrie. ¡j§- Es ist einleuchtend, dass in einem neu gegründeten
Königreiche, das, wie Wádái, aus einer losen Zusammenhäufung
fast gänzlich barbarischer Stämme besteht, der
Kunstfleiss nur die rohesten Erzeugnisse liefern kann, wie Waffen
und Ackergeräthe, zu welchen man sich einheimischen
Eisens bedient, neben dem man auch noch in Rúnga, sowie
in geringerer Menge im Wadi Djélingák Kupfer findet. Die
Wadauer wissen sogar nicht einmal den schönen Indigo, der
in ihrem Lande wächst, zu verwenden, um ihre Kleider oder
vielmehr ihre Hemden zu färben; es gibt nämlich unter ihnen
nur Wenige, die sich etwas Besseres als dieses wesentlichste
Kleidungsstück anzuschaffen vermögen. Man sagt seihst, dass
die Mehrheit des Volkes vor Vertheilung der grossen Beute,
die rAbd el Kerim Ssahün in Baghirmi machte, keine Kleidung
ausser dem Lederschurz besass. Die Indigo-Färberei
ist gänzlich in den Händen der in Wádái sesshaften Baghir-
mier und Bornauer, besonders der letzteren, welche neben
mehreren anderen die folgenden namhaften und wichtigen
Färbereien besitzen: erstens Djemll e’ Ssld, eine 2 kurze Tagereisen
südwestlich von Wära entfernte Ortschaft, deren
Einwohner hauptsächlich den Ruhm besitzen, am schönsten
blau zu färben; diesem Orte zunächst steht Birbaschön, eine
ändere Bornauische Ansiedelung zwischen Djemll e’ Ssid und
Wära. Ferner sind berühmte Färbereien: Schálla und Leyin,
westlich von Djemll e’ Ssid, und Biren, eine nicht unbeträchtliche
Ortschaft an der Betehä, 2 Tagereisen südwestlich von
Wära. Andere Bornauische Färber sind sesshaft in Karrin-
galä, 2 Tagereisen südlich von Wära, und in DérdigI, 1 Tagereise
südlich von Karringalä, und noch andere in Kélingen
Messer, einer Ortschaft in der Gemarkung der Kélingen. Ein
schwarzes oder blaues Hemd ist jedoch noch immer ein grösser
Luxusartikel in Wádái und gilt als eine Auszeichnung
für Standespersonen, wesshalb die Wadauer auf ihrem Zuge
gegen Bórnu, wié oben erzählt, dadurch ihren Zorn kühlten,