Arabischer Dialekt ist sehr eigentümlich, und während er Anspruch
auf eine ungleich grössere Reinheit macht, als das verdorbene
Patois des Maghreb, vorzüglich durch Beibehaltung
der reichen Verbalformen, so hat er doch im Anfang etwas
überaus Auffallendes durch die scharfe Vokalisirung und
ihr ewiges „kütsch, kütsch” — „ganz und gar” — und „ber-
ketek” — „zu Gnaden” —, das sie wahrhaft lächerlich hinter
jedes dritte Wort einschieben. Ein so knechtisches Kompliment
haben sie offenbar in der unterthänigen Stellung gelernt,
in der sie in diesen Negerländem stehn, obgleich sie
hier in Börnu noch ziemlich glimpflich behandelt werden, besonders
seitdem ihnen durch Tiräb, der zu den Sälamät gehörte,
die höchste und einflussreichste Würde im Lande zu
Theil geworden ist. Aber wir werden sehn, wie schlecht sie
noch heute in Wädäi behandelt werden.
Von Kanöri- Leuten fehlten ausser kleineren Trupps nur
noch die beiden Kaschella’s 'Ali Marghl und Djerma; sonst
waren mit Ausnahme von Kaschelia Mänso, meinem gastfreundlichen
Wirthe in Surrikulo ,• dessen Anwesenheit an
seinem Posten der Tuareg halber zu wichtig war, alle Ka-
schellanate und Truppenabtheilungen von diesseit des Komä-
dugu versammelt. Denn von Yeri, Ghäladl und Damägherim,
das heisst den Provinzen jenseit des Komädugu, ist Niemand
verpflichtet, an diesen Kriegszügen des Scheichs Theil zu
nehmen, sondern Jeder bleibt auf seinem Posten.
Eine höchst eigenthümliche und auffallende Erscheinung
im Lager war ein Targi-Bote, der in Folge der oben angedeuteten
Friedensvorschläge nach Kükaua gekommen war und
den der als zeitweiliger Viceregent dort zurückgelassene
Mallem Mohammed dem Heereszuge nachgesandt hatte.
Die Stadt Diköa, die oft als Residenz der Könige von
Börnu gedient hat, war wohl einiger Aufmerksamkeit werth,
und am Nachmittage unseres zweiten Rasttages stattete ich
ihrem Inneren einen Besuch ab, wiederum in Gesellschaft
Bfllama’s. Wir ritten zum westlichen Thore hinein, wo ich
dann sah, dass die Mauern, die wohl 30 Fuss Höhe haben,
im Inneren, gleich denjenigen der Hauptstadt, abgestuft sind
und unten eine ansehnliche Breite hahen; sie waren übrigens
in bester Ordnung.
Sobald wir das Innere betreten hatten, fielen mir die hohen
und der Spitze ermangelnden — „kögi ngmibe”.—, oben ganz
abgerundeten Hütten auf, wie ich deren schon in anderen Städten
bemerkt hatte, und je weiter wir kamen, um so besser
gefiel mir das Innere der Stadt, wie mir ihr Äusseres gleich
beim ersten Anblick durch seine Grösse imponirt hatte. Grosse,
weitkronige, herrliche Bäume, als Ngäbore (Ficus), Tschedia
(Kautschuk) und Kürna, breiteten ihren Schatten überall aus
und gegen ihre breite Laubkrone bildeten 2 oder 3 vereinzelte
Gönda oder, wie der Kanöri sie nennt, „bam-
büs Masarbe” (Carica Papaya) mit ihren eigenthümlichen
federartigen Kronen und ihrem glatten, jungfräulichen Stamm
einen lebendigen Gegensatz, während die Hecken und Umzäunungen
der Höfe zum Theil von der „dagdägel”, einer
üppig hinrankenden Schlingpflanze, belebt waren. Der
eigentliche Kern der Stadt schien ganz aus Thonwohnungen
zu bestehen.
So kamen wir zum Hause des Statthalters — „mainta” —,
der eine gewisse Unabhängigkeit geniesst und dem ich, wenn
ich ein anständiges Geschenk bei mir gehabt hätte, einen
Besuch gemacht haben würde. Ganz fürstlich war der von
der herrlichen Krone einer Resina elastica (der schönsten,
die ich in Börnu gesehn habe) beschattete und mit Pferdebäumen
„däteram” is- versehene kleine Platz vor seinem
Hause, der „füge” — „offene Rathssaal” —, von einem grossen
Kreise Menschen besetzt, unter denen eine Bande Musik aufspielte.
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Die Stadt hat wohl nicht unter 25,000 Einwohner, deren
Hauptbeschäftigung Baumwollenweberei ist, aber es ist hier