übereinstimmenden Einrichtung anderer Hütten dazu be-
■ stimmt war, die Wasserurne zu halten.
Diese vier so sorgsam abgeschlossenen und überaus warmen
Gemächer waren dem Vezier bei der ansehnlichen Kälte,
die wir hier während eines mehrtägigen Aufenthaltes zu ertragen
hatten, höchst erwünscht, indem er darin seine Sklavinnen
und sich selbst behaglichst einquartieren konnte. Die
Kälte an diesem so ausgesetzten Platze war so empfindlich,
dass die ganze schwarze Welt und die beiden Weissen.
obendrein umkommen zu müssen glaubten. In der That
die armen nackten, aus ihren warmen Hütten gerissenen
Müssgu - Sklaven erholten sich erst wieder um Mittag, während
sie in der Nacht vor Kälte geschrieen;'dennoch zeigte
das Thermometer am Donnerstag Morgen den 15*en Januar
etwas vor 6 Uhr 10^° C., die grösste Kälte, die wir auf
diesem Zuge erfahren; um Mittag stieg es auf 30|°.
Der Grund, wesshalb wir an diesem so höchst unerfreulichen
Orte mehrere Tage liegen bleiben mussten, war, weil
man beabsichtigte, hier die ganze Beute zu theilen, ehe wir
das feindliche Gebiet verliessen, da, auf befreundetem Boden
angekommen, natürlich nichts mehr diese undisciplinirten
Banden Zusammenhalten konnte. Dies ist die gewöhnliche
Sitte .auch im Wädai und Dar-För. Obgleich die Bhasia
an den einzelnen Punkten nicht besonders glücklich gewesen
zu sein schien, so belief sich doch die gesammte Beute auf
eine gute Menge Sklaven, wie angegeben wurde, 10,000, aber
wahrscheinlich nicht mehr als etwa 3000; denn die Zahl
wird von den Heerführern gemeiniglich übertrieben, um sich
mit dem Erfolg der Bhasia zu brüsten. Eine grosse Menge
von dieser Anzahl waren bejahrte Frauen, die nicht so
schnell hatten die Flucht ergreifen können, und Kinder unter
8 Jahren. Die Erwachsenen, mit Ausnahme einiger Feiglinge,
die keinen Widerstand gezeigt hatten, waren, wie gesagt,
getödtet worden; jedoch schätze ich die Zahl derselben
sehr gering, auf 200 — 300, da sich fast die gesammte erwachsene
männliche Bevölkerung gerettet hatte. Von diesen
Sklaven erhielt der Heerführer den dritten Theil, ausser-
dem aber nahm er für sich selbst den ganzen Betrag einer
Sklavenhetze in Beschlag, mit der es folgende höchst eigen-
thümliche Bewandtniss hatte.
Am Nachmittag des 17ten Januar zogen zwei Kaschélla’s
aus, um, wie es hiess, von den benachbarten Dörfern Pferdefutter
einzusammeln, brachten aber am Abend als ihren
Haupterwerb an 800 Sklaven und viele Binder ein. Diese
hatten sie nämlich mit Adischen’s, natürlich so gut wie erzwungenem,
Einverständniss von seinem Gebiete entführt, als
eine Art friedlichen Tributes. Zu solchen Schändlichkeiten
muss sich dieser jämmerliche Fürst verstehen, um seine fürstliche
Würde zu behaupten; denn man kann kaum sagen,
dass er auf diese Weise sein Land vor Baub schützt, da er
fortwährend ausgesogen wird und die auf Baubzüge gegen
seine noch unabhängigen Landsleute ausziehenden Bórnu-
Heere mit Allem zu versorgen hat. Wir haben schon oben
gesehn, wie seine Unterthanen, um nur ihr Leben und das
Kostbarste ihrer Habe zu retten, beim Herannahen des
Heereszuges entfliehen mussten. Natürlich sucht dieser Ver-
räther seiner Nation eine ihm nicht eifrig ergebene Ortschaft
zum Opfer aus, — aber was muss die Folge davon sein
in dem Verhältnisse des Volkes zum Fürsten? Jede Spur
des Vertrauens muss schwinden. Es ist in der That fast unglaublich,
wie er bei solchem Begimente bestehen kann, da
sein ganzes Fürstenthum kaum mehr als 15 Meilen oder
% Grad in der Länge und noch viel weniger in der Breite zu
betragen scheint. Seine Unterthanen schienen jedenfalls wohl
befugt zu sein;- für sich selbst zu sorgen, und es war ihnen
denn auch gelungen, bei eingetretener Dunkelheit den Bäubern
wenigstens einen Theil der erbeuteten Binder wieder
abzunehmen, und der Vezier selbst bezeigte- dem unter-
Bnrth’s Reisen, in . 2 9