mäls; nun war er aber dicht am festen Boden und kam da*
her ziemlich gut hinüber. Da dies die anderen Reiter, welche
vor mir waren, sahen, hielten sie plötzlich an und wollten
umkehren. Dadurch wurde mein Pferd zur Seite gedrängt;
es schwankte, von dem Morast beunruhigt, vorwärts
und stürzte auf die Kniee nieder; wieder in die Höhe gebracht,
machte es sodann, um hindurchzukommen, einige
wilde Ansätze, fiel aber nach zwei oder drei vergeblichen
Versuchen auf die Seite und ich gerieth darunter. Der Morast
war hier etwa 4 Fuss tief. Ich erhielt von den Vorderhufen
meines Pferdes auf Kopf und Schultern einige empfindliche
Schläge; doch gelang es mir nach langer Anstrengung,
mich endlich aus dieser uninteressanten Lage
glücklich zu befreien. Ich trug einen weissen Bemus über
einer Nyffi-Tobe und ein Paar Pistolen im Gürtel, so dass
man sich leicht vorstellen kann, welche Figur ich spielte, als
ich den festen Erdboden erreichte. Nun blieb mir aber noch
die schwierige Aufgabe, mein Pferd herauszuziehen, welches*
nachdem es sich einigemal mit verzweifelter Anstrengung
hin- und hergeworfen hatte, jetzt regungslos auf dem Moraste
lag. Ich hatte bei dieser Gelegenheit eine gute Probe
von der Hilfe, welche wir in Fällen der Noth von unseren
Gefährten zu erwarten hatten; denn sie sahen ruhig zu, ohne
mir den geringsten Beistand zu leisten. Herr Dr. Overweg
war eine Strecke zurück und versah mich, als er ankam, mit
etwas trockener Kleidung.
Die Stelle wäre ohne diesen Unfall ganz interessant gewesen,
da hier, begünstigt von dem reichen Boden und eben
diesem Moraste, ein schönes Feld mit rothem Ngäberi (von der
besonderen, „mossogä” oder vielmehr „mässakuä” genannten
Sorghum-Art) stand; die Saat war im üppigsten Gedeihen
und fing eben zu reifen an. Es war das herrlichste Feld
der Art, welches ich auf meiner Reise zu sehn bekam.
Glücklicherweise schien die Sonne ziemlich warm; denn
nach dem unverhofften Bade und bei meinem fieberhaften
Zustande fing ich an, mich etwas kalt zu fühlen. — Wir
setzten unseren Marsch zuerst längs einer anderen Lache,
welche aber frisches Wasser enthielt, fort und kamen dann,
nachdem wir etwas aufwärts gestiegen waren, zu einer sandigen,
reich mit Gras und Mimosen bewachsenen Fläche.
Auf diesem ansteigenden Boden schienen wir ganz ausser dem
Bereich des See’s zu sein; unser Erstaunen war daher gross,
als wir ein Paar Meilen weiterhin zu einem anderen schönen
Becken mit frischem klaren Wasser kamen. Bei dem
Zustande, in dem ich mich befand, war ich recht froh,
als wir uns frühzeitig am nördlichen Ufer dieses kleinen
See’s lagerten, wo einige Sserrächs leidlichen Schatten gewährten.
■
Ich war eben damit beschäftigt, meine Kleider, Waffen, das
Sattelzeug und meine Tagebücher zu trocknen, als sich Anzeichen
eines herannahenden Gewitters kundgaben, wess-
halb ich, um nicht an demselben Tage zweimal durchnässt
zu werden, mehi Zelt aufschlagen liess. Nach einem wüthen-
den Sturme entlud sich ein Platzregen, und ungefähr ein
Dutzend unserer Gefährten flüchteten sich in meine kleine,
schwächliche Behausung; doch gelang es nicht Allen, sich
vor der Nässe zu schützen, da der Regen so heftig war, dass
er zur Thür hereindrang. Das Gewitter hielt über eine
Stunde an, und da die Pferde, Kameele und alles Gepäck
vollkommen durchnässt waren, so wurde beschlossen, hier
die Nacht zu verbleiben. .
[Sonntag, 28at«n September.] Aus irgend einem anderen
Grunde, aber hauptsächlich auch desshalb, um den zweiten
Ochsen zu schlachten, zu vertheilen und in „gedld” zu schneiden,
blieben wir hier den ganzen Morgen. Die Sonne war
längst in Sauäl (Nachmittag) übergetreten, als wir unseren
Marsch durch die sandige, leicht gewellte Landschaft wieder
antraten, welche dicht mit Kräutern bewachsen war, namentlich