Landesmünze zum Austausche nöthig sind; aber für seine
täglichen Bedürfnisse sollte der Reisende nicht auf den Verkauf
yon Waaren angewiesen sein. Allerdings ist es keine
Frage, dass ein Europäer, der sich ruhig in einem Orte nie-
derliesse und enge kaufmännische Verhältnisse mit den Eingeborenen
anknüpfte, eine grosse Menge interessanter Belehrungen
sammeln könnte, die der Aufmerksamkeit des stets
umherwandernden Reisenden, dessen Zweck mehr in der Erforschung
entfernter Gegenden beruht, wahrscheinlich entgehen
würden. Aber auf der anderen Seite ist es in diesen
Ländern schwierig, ja unmöglich, Handel mit ausgedehnter
geographischer Forschung zu verbinden.
Überdies war ich gezwungen, meinen Freunden, um sie bei
guter Laune zu erhalten, zahlreiche Geschenke zu machen,
und hatte sehr häufig Anzüge nicht allein für sie selbst und
ihre Frauen, sondern selbst für ihre Diener und Anhänger
zu beschaffen, so dass, Alles zusammengenommen, die Mittel,
die mir die Waaren im Werthe von 100 Pfund Sterling gewahrten,
nur sehr kurze Zeit ausreichen konnten. —
Ich habe bemerkt, dass, als ich nach Kükaua zurückkehrte,
der Anbau des Bodens noch nicht begonnen hatte. Wirklich
war das ganze Land so versengt, dass es überaus schwierig
war, hinreichend Futter für die Pferde zu finden; denn der
ganze Vorrath trockenen Grases war verbraucht und frische
Kräuter waren noch nicht zu haben. In meinen täglichen Notizen
findet sich die Bemerkung, dass ich am 5ten August 12
Rottel für ein Bündel trockenen Grases — „kela kadjimbe” —
bezahlte, ein ungeheuerer Preis in diesem Lande und völlig
hinreichend, eine ganze Familie mehrere Tage zu unterhalten.
Das aber war der ungünstigste Augenblick; denn in wenigen
Tagen schoss frisches Gras auf und befriedigte allen Mangel.
Da ich diesen Gegenstand einmal bespreche, muss ich auch
erwähnen, dass das Gras von Kukaua voll von Petinisetiivm
distichum — „ngfbbi” — mit der stacheligen Samenkapsel
Regenzeit in Kiikaua.
ist und Pferde aus anderen Gegenden gewöhnlich sehr schlecht
dabei fahren, da sie einen Widerwillen dagegen haben, ihr
Maul mit den kleinen Stacheln dieses Grases anzufüllen.
Der Regenfall war im Jahre 1851 sehr reichlich und ich bin
sicher, dass er die von Herrn Dr. Vogel im Jahre 1854 gefundene
Regenmenge bei weitem übertroffen haben würde, wenn
er gemessen worden wäre. Es fielen allein während des Monats
August zwölf sehr bedeutende Regengüsse, die zusammen
wahrscheinlich schon 30 Zoll überstiegen. Auch darf man
nicht vergessen, dass der Regenfall in Kükaua nicht die Regel
für eine weite Landschaft, sondern eine Ausnahme bildet,
was dem gänzlichen Mangel an Bäumen und an Anhöhen in
der Umgegend zuzuschreiben ist. Ich bin daher der Ansicht,
dass Herrn Dr. Vogel’s Angabe*), die Linie tropischer Regen
beginne erst südlich von Kükaua, mit einigem Vorbehalt zu
verstehen sei; denn wenn er den Regen in der bewaldeten
Landschaft in einiger Entfernung nördlich von der Hauptstadt,
zwischen Dau-erghü und Kaliluä, gemessen hätte, so würde er
wahrscheinlich schon ein verschiedenes Resultat gefunden haben.
Gewiss versteht Herr Dr. Vogel hier unter tropischem Regen
eine tropische Regenfülle und nicht den regelmässig wiederkehrenden
Regenfall, der durch die aufsteigenden Strömungen
erhitzter Luft verursacht wird, und schliesst desshalb
Kükaua von der Zone tropischer Regen aus, wie sich denn
sicherlich die Hauptstadt Bürnu’s in dieser Hinsicht mehr der
mittleren Regenmenge von Europa anschliesst. Es wäre aber
grundfalsch, dies zu verallgemeinern und eine Linie südlich
von Kükaua durch den Sudan oder selbst nur durch Bornu
zu ziehen. Wie ganz anders muss der Regenfall auf dem
Tsäd sein und wie ganz anders selbst in den waldigen und
sumpfigen Gegenden am Komädugu! In der Nacht des 3ten Au*)
In einem seiner Briefe, der im Journal of tlie Royal Oeogr. Soc.} vol.
XXV, 1855, p. 241, abgedruckt worden ist.