Als die Tageshitze etwas nachgelassen hatte, bereiteten
wir das Meine Geschenk vor, das wir dem Scheich Rhet zu
geben gedachten. Es bestand in einem rothen Tuchbernus
von vorzüglicher Arbeit, einem Pfund Gewürznelken, einem
Pfund Djaüi (Benzoe) und einem Rasirmesser. Wir wussten
woM, dass es ein etwas unbedeutendes Geschenk war in Betracht
des Beistandes, welchen wir von diesen Leuten erheischten,
um unseren Zweck zu erreichen; wussten jedoch
auch, dass die Sache eigentlich eine uns vom Vezier von
Bömu, der diese Leute als in seinem Dienste stehend betrachtete,
erwiesene Gunst war.
Indem wir also auf die Freundschaft, welche in früheren
Zeiten, als der Stamm noch an der Syrte wohnte, zwischen
demselben und dem Englischen Konsul in Tripoli bestanden
habe, Bezug nahmen und einen Brief von Herrn Frederic
Warrington (dem Sohne des früheren Englischen Konsuls), welcher
den angesehensten Leuten im Stamme persönlich wohlbekannt
war, überreichten, erklärten wir unumwunden, dass wir
in der Absicht hierher gekommen seien, um mit ihrer Hilfe die
Bereisung des östlichen Seeufers und namentlich des Bahhr
el Ghasäl, welcher seit längerer Zeit in unserer Heimath
viel Interesse erregt habe, zu versuchen. Scheich Rhet ent-
gegnete aber sofort, es sei ihnen unmöglich, uns nach jener
Landschaft zu bringen, da dieselbe wegen der vielen von
verschiedenen Seiten und von feindlichen Stämmen dorthin
ausgeführten Raubzüge die gefahrvollste in allen diesen Gegenden
sei.
Nach einem bedeutungslosen Gespräch über die Engländer
verliessen wir den Häuptling und begaben uns mit einem
ganz gleichartigen Geschenk zu seinem Oheim, dem wir nun
die Zwecke, die uns Merher geführt, noch nachdrücklicher
vorzustellen suchten. Ich drückte es als meine Ansicht
aus, dass, wie sie einerseits der Brittischen Regierung einen
sehr erwünschten Dienst leisten würden, wenn sie uns in den
Verhandlungen über den Besuch des Bahhr el Ghasdl. 63
Stand setzten, die Art der Verbindung zwischen dem Bahhr
el Ghasäl und dem See genau zu erkunden, so andererseits
ein beträchtlicher Theil des Tadels auf sie fallen würde,
falls wir unseren Plan nicht auszuführen vermöchten, da sie
sich stets als den Engländern zu grossem Dank verpflichtet
ausgegeben hätten. 'Omar ben Rhet ben Ssef e’ Nasr räumte
alles dieses ein, zweifelte jedoch sehr, ob die Horde bei
ihrem gegenwärtigen geschwächten Zustande im Stande sein
würde, uns nach jener Gegend zu bringen, die gänzlich unter
der Herrschaft von Wädäi stehe. Die Erwähnung des Bahhr
el Ghasäl veranlasste ein Gespräch über das Flusssystem
zwischen dem Tsäd und dem Nil, wobei 'Omar höchst verworrene
Angaben vorbrachte, welche anzuführen nutzlos sein
würde. Aber bezüglich jenes grossen Wadi selbst fanden
wir, dass er in Übereinstimmung mit den erfahrensten Leuten
unter diesen Arabern behauptete, dass selbiges nicht am See
auslaufe, sondern von dorther seinen Ursprung nähme —.
und doch ist diese Ansicht natürlich unrichtig.
Wir verabschiedeten uns dann bei 'Omar und kehrten zu,
unseren Zelten zurück. Der Lagerplatz befand sich auf einer
sandigen, offenen, aber doch leicht gewellten, anmuthigen und
mit einzelnen Mimosen geschmückten Fläche, an deren Fusse
sich ein Thal hinzieht, welches die Brunnen Yongo oder
Bü-Halima enthält und eine Fülle des reichsten Pflanzenwuchses
darhietet. Die Zelte und Mattenhütten der Araber
nahmen einen ausgedehnten Platz ein, welcher mit keinerlei
Umfriedigung oder sonstiger Schutzwehr versehen war.
Da die Sonne untergegangen war, legte ich mich ausserhalb
meines Zeltes nieder, um nach einem heissen und
mühevollen Tage der abendlichen Kühle und Stille zu gemessen.
Alles war ruhig und schien in Frieden gebettet zu sein,
aber diese Stille wurde plötzlich durch ein wildes Geschrei
und Gekreisch, welches die Weiber im westlichen Theile
des Lagers erhoben, unterbrochen. Eilends griffen wir zu