gewöhnlich während des Dezembers oder Januars geerntet
wird. Wir betraten hierauf einen Wald und erreichten auf
gewundenem Pfade das ziemlich beträchtliche Dorf Munke,
welches zu Logon gehört, aber meistens von Kanöri bewohnt
wird. Hier schlug ich mein Zelt auf dem Marktplatze auf,
von einer Anzahl Neugieriger ungemein behelligt.
Das Land, welches wir durchzogen, als wir uns der Hauptstadt
von Logön näherten, war von reicher und fruchtbarer
Beschaffenheit, aber nur mangelhaft angebaut. Ausser Ge-,
treide fand sich beträchtlich viel Baumwolle; zahlreiche Bäume
mannichfaltiger Art erhöhten die Anmuth der Landschaft,
durch ihr schönes, reiches Laub, welches die Einförmigkeit,
die sonst der Inner-Afrikanischen Waldung eigen ist, gänzlich
aufhob. Im Unterholze herrschte das Dümgestrüppe vor, allmählich
aber fing der „haräss” oder „karäge”-Baum an, den
Vorrang zu gewinnen. Die Schoten dieses Baumes, welche
die Samen enthalten, sind ein Lieblingsfutter nicht nur für
Kameele, sondern' auch für Affen und Schweine, welche beide
in dieser Landschaft sehr zahlreich zu sein scheinen und in
bestem Einvernehmen mit einander leben. Zahlreiche Höhlen
des Erdschweins (Orycteropus Aethiopiensis) wurden gleichfalls
bemerkt.
Wir trafen eine Anzahl von Beisenden und zu Markte ziehenden
Leuten, welche uns freundlich grüssten, wodurch sich
denn die Nähe einer grösseren Ortschaft andeutete.: Diese
Andeutung wurde bestätigt durch das Erscheinen mehrerer
Weiber, welche aus der Stadt gekommen waren, um Brennholz
für den Markt zu sammeln. Ich wurde angenehm überrascht,
meine alte majestätische Bekannte aus dem Müssgu-
Lande, die Delebpalme — „urai” — hier wiederzusehn. Anfangs
liess sie sich nur einzeln sehn, mit ihrer stolzen fächerartigen
Belaubung hoch über die zahlreichen Karäge-
Bäume, welche noch den Vorrang im Pflanzenwuchs behaupteten,
emporragend; aber sowie an die Stelle des Thon-
252 x. Kapitel.
Imbulu in Verbindung steht, und wo sie für ihr Vieh frischere
Weiden finden. Dieses Ngäldjam ist unter den Namen
Baulsch, Madef und Burbede weit und breit bekannt. Wir
passirten sodann zur Linken die Stadt U'lluf, Hülluf oder
Helib, welche mit einer hohen Lehmmauer umzogen und gerade
wie Käla von reichkronigen Feigenbäumen fast verhüllt
ist. Diese Stadt, deren Name von den Arabern „Elf” ausgesprochen
wird und über deren Ursprung sie höchst ungereimte
Überlieferungen haben, ist wegen der vermeintlichen
Hexerei und Zauberei ihrer Einwohner verrufen, was der einzige
Grund war, dass meine Gefährten hier während der Tageshitze
nicht Halt machen wollten.
Wir setzten also unseren Marsch fort und kamen, nachdem
wir einen anderen Sumpf überschritten hatten, in eine gut angebaute
Gegend, wo viel Sorghum gebaut wurde. Es wunderte
mich jedoch, die hüttenähnlichen Haufen der Getreideschober'^..„
bägga argumbe”, wie sie im Kanöri heissen —
noch auf dem Felde stehn zu sehn.
Wir lagerten etwas jenseits der zeitweiligen Dorfschaft des
Scheich el Chasses, dicht an einem ausgedehnten Gewässer,
im Schatten einer schönen Tamarinde. Dieses Gewässer trocknet,
wie mich die Leute versicherten, jährlich nur eine kurze
Zeit ein, worauf die Regen es alsobald wieder anfüllen. Alle
diese einheimischen Araber sind, wie bereits bemerkt wurde,
sehr ungastlich und die Leute aus dem Dorfe boten uns keinerlei
Erfrischung an; es gelang mir jedoch, für einige Nadeln
etwas Honig zu kaufen.
Als wir am Nachmittage wieder aufbrachen, fanden wir es
sehr schwierig, die Sümpfe zu vermeiden. Das Land war mitunter
gut angebaut und erzeugte ausser Sorghwm die gefleckte
Art Bohnen; es überraschte mich jedoch, inmitten der
Stoppelfelder junge Saat der „massäkuä” genannten Sorghum-
Art aufschiessen zu sehn. Das ist in diesen Ländern eine
seltene Erscheinung im Monat März, da dieses Winterkorn