dessen vollkommenes Vertrauen er genoss und dessen Vater
er, als derselbe von seinem Fätscha verfolgt wurde, das Leben
gerettet batte.
Seinem eigenen Wunsobe gemäss wurde der Verstorbene
nicht in oder in der Nähe der Stadt begraben, sondern in
der mehrere Meilen entfernten Ortschaft Bidderl, wo, wie ich
bei anderer Gelegenheit ausführen werde, der Isslam zuerst in
diesem Lande Wurzel fasste und wo noch gegenwärtig mehrere
hochstehende geistliche Würdenträger ihren Sitz haben.
Dieser zwar nicht unvorhergesehene Trauerfall trübte doch
das ganze F est. Es war Mittag, als der Sultan den Palast ver-
liess, um seine Gebete in dem alten verfallenen westlichen
Viertel zu verrichten; denn, wie bereits wiederholt bemerkt
worden, ist es eine geheiligte Sitte im ganzen Sudan, dass
der Landesherr an diesem Tage seine Gebete ausserhalb der
Stadt verrichte. Nachdem der Fürst bis nach Dhohor in
der alten Weststadt, wo ein Zelt für ihn aufgeschlagen war,
verweilt hatte, kehrte er zur Residenz zurück; aber wie der
Tag ungünstig begonnen hatte, so endigte er auch, mit einem
bösen Anzeichen; denn am Abend erhob sich ein so heftiges
Gewitter, dass drei Gemächer im Inneren des Palastes mit
furchtbarem Krachen einstürzten, was im ganzen Stadtviertel
einen solchen Alarm erregte, als wäre die Stadt von Feiu-
desmacht mit Sturm eingenommen.
Glücklicherweise hatte ich.selbst hinreichende Fürsorge getroffen,
das Dach meines Hauses dauerhafter zu machen, so
dass es, obgleich die Flur vollständig überfluthet wurde, völlig
fest blieb. Ich hatte nämlich schon einige Tage vorher
bemerkt, dass der Balken, welcher als Hauptstütze der Terrasse
diente, gebrochen war; nachdem ich nun bei meinem
Wirthe vergeblich um Ausbesserung desselben1 augehalten, liess
ich von meinen Dienern einen grossen Pfahl aus einem benachbarten
Hofraume • wegnehmen und ihn als Stütze aufrichten.
Seit des Sultans Rückkehr hatte sich die Regenzeit mit
grösser Heftigkeit eingestellt, so dass es fast täglich regnete.
Viele der Eingeborenen schlossen daraus, dass es erst ihrem
Fürsten gelungen sei, den von mir über die Stadt verhängten
Zauber zu lösen. Die offenen Plätze und weiten unbewohnten
Viertel der Stadt kleideten sich in Folge des Regens wieder
in das frischeste, freundlichste Grün und der Bedä oder
Bahhr füllte sich mit Wasser. Auch war seit der Rückkehr
des Zuges ein viel lebhafterer Verkehr in der Stadt; ich trieb
mich jedoch nicht so viel umher, wie vorher, und zwar nicht
sowohl der Nässe, als des pöbelhaften Benehmens der Sklaven
wegen; denn diese Menschen, welche keine andere Kleidung
für angemessen halten, als ein schwarzes Hemd, und
deren geistige Bildung auf der niedrigsten Stufe steht, liiel-'
ten sich fortwährend über meine Kleidung auf und standen
überhaupt, nur Wenige ausgenommen, nicht in gutem Vernehmen
mit mir.
Meiner Armuth halber, welche mir nicht gestattete, viel
zu verschenken, ausser Nadeln, hatte ich freilich den Titel
„Nadelnprinz” — „malärlbra” —, den sie mir beilegten, wohl
verdient; sie hatten mir jedoch noch einen anderen Beinamen
verliehen, welcher so viel wie „Vater der drei” bedeutete und
daraus entstanden war, dass ich zuweilen ausser Strümpfen
dünne Schuhe und darüber starke Überschuhe trug, während
diese Leute gewöhnlich barfuss gehn und nicht einmal
Sandalen tragen, ausser wenn sie einen sehr entfernten
Weg zu machen haben.
Obgleich ich mich also mehr zu Hause hielt, besuchte ich
doch mitunter den Markt, welcher, wenn auch in mancher Be-'
ziehung jetzt besger versehen, des Regenfalles und der gegenwärtigen
Feldarbeiten wegen nicht so regelmässig abgehalten
und auch nicht von so vielen Verkäufern besucht wurde, wie
früher. Es wurden jetzt Sklaven zu Markt gebracht, mitunter
gegen 30, und zum Preise von je 25—30 CholgBn oder Chaläg