zu. schützen, indem der Haupttrupp auf der südöstlichen
Seite zum Thale hinausstürm'te. Aber obgleich der Feind bis
auf eine bedeutende Entfernung zurückgetrieben wurde, ward
doch die Absicht, sich am Abbange neben diesem Brunnen
zu lagern, als zu gefährlich aufgegeben und man entschied,
sich weiter vom Feinde zu entfernen; dennoch aber schien man
immer noch nicht den Plan aufgegeben zu haben, nach Mao
vorzudringen. Es kostete uns eine beträchtliche Zeit, aus
diesem bewaldeten Thale herauszukommen, indem die Araber
besorgt waren, bei einem neuen Angriffe des Feindes den
erbeuteten Raub wieder einzubüssen.
Endlich gelang es, die Heerden in Sicherheit voran zu
treiben, und wir brachen auf. Indem wir zum Thale hinausrückten,
erklimmten wir einen Felsrücken und stiegen von hier,
mit südwestlicher Richtung, etwas vor 2 Uhr Nachmittags,
in den engeren östlichen Theil eines tiefen lind anmuthigen
Thaies hinab, das hier- mit einem hübschen Dattelhain geschmückt
ist, während sich sein westlicher Theil zu einer
gut. angebauten Einsenkung erweitert.
Hier machten wir einen etwa halbstündigen Halt, um die
Thiere zu tränken und unsere' Schläuche zu füllen; denn
nicht einmal hier hielt man es für rathsam, zu lagern, und
betrachtete überdies den Ort als einen unheilschwangeren.
Dies ist nämlich die Stätte, wo im Jahre 1850 die Kel-owi
die Ueläd Slimän überfielen und diese damals so mächtige
Raubhorde fast vernichteten.
Nach einem so kurzen Halt setzten wir also unseren Marsch
fort. Ich war jetzt so völlig erschöpft, dass ich gezwungen war,
in kurzen Zwischenräumen abzusteigen und mich einen Augenblick
niederzulegen. So blieb ich einmal hinter der ganzen
Schaar zurück und war nur mit der grössten Anstrengung
im Stande, mich wieder in den Sattel zu heben. Dennoch
schleppte ich mich fort, bis wir endlich gegen Sonnenuntergang
am Rande des in ein tiefes Thal absteigenden Abhanges
einen Platz für unser Lager wählten. Ich war nun, ganz
kurze und ungenügende Unterbrechungen abgerechnet, 34
Stunden zu Pferde gewesen und fiel besinnungslos zu Boden,
zum grossen Entsetzen Herrn Dr. Overweg’s und unserer Leute,
die mich als in den letzten Zügen liegend betrachteten. Aber
nach Verlauf einer Stunde erholte ich mich ein wenige und
nachdem ich eine gute nächtliche Ruhe genossen, fühlte ich
mich am nächsten Morgen viel stärker, so- dass ich mich
selbst einiger Anstrengung unterziehen konnte, die nicht gerade
unumgänglich nöthig war.
[Montag, 20«<«»» Oktober.] So stieg ich denn mit unseren
Leuten, als sie Wasser holen wollten, in das Thal hinab.
Es führt den Namen A'läli A'dia oder Djeräd von einem kleinen
Weiler, der auf dem Gipfelpunkt der Ebene über dem Thalrande
liegt und A'läli heisst. Der Brunnen war sehr reichlich,
und das Thal prangte mit Dattelpalmen,-aber der Boden
zeigte keine Spur von Anbau. Der Abhang der Thalwand
vom Lagerplatz in den Thalkessel hinab war sehr steil
und fast 130 Fuss hoch.
Unsere Freunde hatten ihr Lager :■— „dauar” oder „firke” —
in den möglichst kleinsten Bereich zusammengezogen und es
mit ihrem Gepäck bestmöglich verbarrikadirt-, da alle leeren
Ledersäcke, die sie mit auf den Raubzug genommen hatten,
jetzt mit dem vom Feinde aufgespeicherten Korn gefüllt
waren. Bei alledem aber waren sie keineswegs leichtem
Muthes und schienen nicht genau zu wissen, wie sie sich verhalten
sollten, ob weiter Vordringen oder zurückkehren.
Mehrere Fugäbu und Leute Hallüf’s fanden sich ein, um dem
Scheich Rhet ihren Gruss zu bieten, und eine Person von
bedeutendem Ansehen mit dem Titel „Keghämma” oder genauer
„Keghämma futebe” („Kriegshauptmann des Westens”),
eben derselbe ’Mann, von dem wir so viel Gerede gehört
hatten, kam auch und machte mir einen Besuch in meinem
Zelte. Denn in meinem höchst angegriffenen Zustande war