in die Stadt zu lassen. Es blieb uns also nur übrig, nach
dem Dorfe Matuärr, wo wir so freundlich bewirthet worden
waren, zurückzukehren. Indem wir daher das Schaaf, das
wir noch nicht hatten schlachten können, mit fortschleppten,
kehrten wir auf demselben Wege, den wir gekommen, zurück.
Wir blieben in Matuarl den folgenden Morgen, und ich
hatte hinlänglich Zeit, üher meine Lage in Miesem Lande
nachzudenken. Es unterlag keinem Zweifel, dass die Mehrheit
der Einwohner gegen Fremde sehr stark eingenommen
war, und ich hielt es daher für das Geeignetste, nach Logone
zurückzukehren und dort des Sultans Antwort abzuwarten;
aber meine Gefährten waren dieser Meinung nicht, sondern
erklärten, dass es mir nicht freistehe, das Land zu verlassen,
nachdem ich es einmal betreten. Es wurde also beschlossen,
dass wir in der Lichtung nach der Hauptstadt weiter
gehen und dann nach Maassgabe der Umstände handeln sollten.
Wir brachen nur desshalb nicht sofort auf, weil meine
Gefährten durch den ausgedehnten Wald, den wir vor uns
hatten, zur Nachtzeit zu reisen wünschten, da während einer
ganzen Tagereise kein Wasser anzutreffen war und unsere
Leute keine Wasserschläuche hatten.
Um meine Mussezeit anzuwenden, machte ich einen Spaziergang
nach dem schon erwähnten Dorfe Bügari, wo Markttag
war, und ich freute mich, in Betracht der geringen in
diesen Ländern herrschenden Entwickelung der Lehensverhältnisse
einen ziemlich regen Verkehr auf dem Markte anzutreffen.
Es waren gegen 20 Stück Rindvieh, 60—80 Schaafe
und ein Dutzend Esel zum Verkauf ausgeboten, ferner ein gutes
Sortiment von schwarzen und weissen Tohen und ein reichlicher
Vorrath von Butter und Honig, von Hirse, Bohnen
und Erdmandeln; die letzteren waren besonders in Menge
vorräthig und lieferten hinreichenden Beweis, dass auch in
diesen Gegenden jener werthvolle Handelsartikel in reichlicher
Fülle wächst und ein hauptsächliches Nahrungsmittel
der Bewohner bildet; das Ausgebot von Baumwolle aber
war nur beschränkt.
Die Stapelwaare des Marktes bestand in Toben, Halbtoben
und einfachen Baumwollenstreifen —: „färda” — von 3 Zoll
Breite und 3—4 Drä Länge. Leider ermangelte ich dieses
Werthmaasses gänzlich, und die Leute verwarfen verächtlich
die elenden kurzen Hemden — „döra” —, welche ich von
Bornu mitgehracht hatte, so dass ich ungeachtet des reichlichen
Ausgebotes auf dem Markte leicht unversorgt geblieben
wäre. Es gelang mir jedoch, einige Färda für Nadeln zu
kaufen, indem ich 4 Nadeln für je eine Farda bezahlte;
auch 'kaufte ich etwas Butter für einige Glasperlen.
Die ganze Gegend ist nur sehr kärglich- mit Wasser versehen,
und der Brunnen in Matuärl, welcher nur 2 | Klaftern
tief ist, 1 lieferte gar wenig. Die Brunnen in Bügari waren
3 Klaftern tief, gahen aber auch nicht mehr. Wollte man
freilich zu grösserer Tiefe graben und gehörige Brunnen hersteilen,
so würde man Wasser in hinlänglicher Menge erhalten;
aher die Leute gehn lieber täglich in ein weit entferntes
Dorf, um ein wenig Wasser zu holen, als dass sie sich
einige Wochen lang anstrengten, um einen für längere Dauer
berechneten Brunnen herzustellen.
Nachdem wir von der gesammten männlichen und weiblichen
Einwohnerschaft des Dorfes herzlichen Abschied genommen
hatten, begaben wir uns um 3 Uhr Nachmittags
wieder auf den Weg und setzten mit Ausnahme eines , kurzen
Haltes, den wir bei Sonnenuntergang in einem Weiler
Namens „Büru-nylgo” — „Hyänenhöhle” — machten, unsere
'Reise ununterbrochen bis 11 Uhr Nachts fort. Der
eben erwähnte Weiler liegt am Saume der Wildniss, und
hier hatten -wir die Pferde zu tränken und unseren eigenen
Wasserbedarf einzunehmen, sowie ich auch einigen Leuten,
die mir den ganzen Weg von Bügari aus gefolgt waren,
Arznei geben musste.