lieh in einem Wurme, welcher die kleine Zehe bewohnt und
dieses Glied, beim Gelenk anfangend, allmählich zerfrisst, so
dass es aussieht, als wenn es mit einem Faden abgebunden
wäre. Ich halte dieses Insekt für identisch mit der Malis
Americana oder Sauvagesn oder, wie es gewöhnlicher heisst,
Pulex penetrans, einem in Amerika wohlbekannten, sehr kleinen
schwarzen Insekte. Diese Krankheit ist in hiesiger Gegend
so verbreitet, dass man unter zehn Leuten wenigstens
Einen findet, der nur vier Zehen h a t..
Dann und wann belebte sich das Dorf durch die Ankunft
einer Karawane von Pilgern oder einer Truppe von einheimischen
Reisenden — „tugurtschi” oder „fatäki” ;—. Von
den Pilgern befanden sich einige mit einem Schatze wirrer
Eindrücke der geschauten, aber von ihnen kaum verstandenen
Dinge auf der Heimreise, während andere mit den beschränkten
Vorurtheilen ihrer fernen Heimath ostwärts zogen. Es waren
unter ihnen Leute aus allen Theilen des Sudans; aber unglücklicherweise
konnte ich ihnen weiter nichts anbieten, als
Nähnadeln, mit welchem Artikel ich sie für ihre beschwerliche
Reise bereitwillig unterstützte, weil für den Reisenden
nichts von grösserer Wichtigkeit ist , als sich das Wohlwollen
dieser Leute zu erwerben, welche in diesen Gegenden
die Träger der öffentlichen Meinung sind. Meine Freigebigkeit
mit Nähnadeln und nichts als Nähnadeln erwarb mir
desshalb bei diesen witzigen Leuten den Titel „malaribra”
— „Nadelnprinz”—; aber obgleich sie immerhin von Nutzen
war, insofern sie meine freundliche Gesinnung zu erkennen
gab, so war dies doch kaum hinreichend, um einen näheren
Verkehr anzuknüpfen. Von einem dieser Wanderer aus
der Feme, einem sehr einsichtsvollen, aus Kebbi gebürtigen
Manne, erhielt ich jedoch die erste Mittheilung über die
dichte Bevölkerung jener reichen, fruchtbaren Landschaft,
die ich bald selbst besuchen sollte.
Auch ein zahlreicher Zug Pilger aus Wändala oder Mändara
erregte viel Aufsehen, und ich gerieth mit ihnen in
eine lebhafte Unterhaltung über das Verhalten ihres Fürsten
— „tukse-male” — zum Herrscher von Bornu; denn sie
stellten schlechterdings in Abrede, dass sich ihr Fürst unterworfen
habe, um jenes zahlreiche Heer, das wir vor einigen
Monaten nach Müssgu begleitet hatten, von seinem Lande abzuhalten.
Die ärmeren Mitglieder der Karawane zogen unter
Trömmelschlag durch die Weiler, um durch Sammeln
von Almosen die Mittel zur Fortsetzung ihrer verdienstlichen
Reise zu erhalten, während die Reicheren zu meinem Wirthe
kamen und von ihm ihren Getreidebedarf kauften.
Auch ausserdem bot der Handelsverkehr des Dorfes-, wo
ich mich so lange aufhalten musste, ungeachtet der Unbedeutsamkeit
des Marktes noch manche andere interessante
Erscheinungen dar. Unter Anderen liessen sich hier mitunter
kleine Trupps von Haussa - Kaufleuten — „ dangarunfa
sehn; es waren schlanke, thätige Burschen, an Strapazen gewöhnt
und mit kleinem Gewinne zufrieden, welche kleine
Packete mit Indigo gefärbter Hemden und anderer Waaren
den ganzen Weg von Kanö nach Baghirmi auf dem Kopfe
getragen hatten, um dieselben gegen die schönen Esel von
Dar-För, welche von Reisenden aus dem Osten hierher gebracht
werden, zu vertauschen.
Nicht weniger interessant war der Durchzug einiger Leute,
welche zu einer in Mäsena angekommenen zahlreichen Karawane
Djelläba aus Nimrö in Wädäi gehörten; es waren ihrer
etwa 12 mit ungefähr 20 Lastochsen und Eseln. Die
Fracht der Karawane bestand hauptsächlich in Kupfer von
dem grossen Kupferbergwerk „el Höfra” (im Süden von Dar-
För), welches sie westwärts bis nach Kanö brachten, wo dieses
schöne Metall gegen das von den Arabischen Karawanen
aus Tripoli eingeführte alte Kupfer den Markt behauptet.
Die in Bäkadä angekommenen Leute waren jedoch die Ärmeren
von der Truppe, und ihre Waare bestand ausschliess