dass sie allen Baghirmiern und Bornauern, die sie ergriffen,
die schwarzen Hemden abnahmen, anstatt die Leute selbst in
die Sklaverei zu führen.
Gelehrsamkeit. — Niemand wird in einem Lande wie Wa-
däi sehr ausgebreitete Gelehrsamkeit erwarten; dennoch sind
die Wadauer Fäkih und 'Ulama bezüglich ihrer Kenntniss
des Kuräns unter allen Völkern des Sudans berühmt, die
Fulbe oder Fellani nicht ausgenommen. Ausser dem Kurän
besitzen sie mehrere kleine Bücher oder Abhandlungen, welche
sowohl zu grammatischer als auch zu religiöser Belehrung allgemein
gelesen werden, nämlich: Nöh, Elfiye, Chalil, Ressäla,
A'chdar-Mandhüm, Achdar-Manssür, Bakädi, Taalik, A'bü-el-
Hassan, Thamän al djenne, Adjeli oder A'udjeli el kübbara,
Audjeli-el-Usstha und andere. Das religiöse Recht — die
„scheriä” — wird mit grösser Geschicklichkeit von diesen
Fäkih (Doktoren) gehandhabt; der Landesbrauch — die
„ssiässa” — übt jedoch auf die Entscheidungen grösseren
Einfluss, als das Buch.
Als der grösste Doktor in Wädäi gilt in jetziger Zeit allgemein
ein Mann vom Stamme der Abü-Schärib, überall unter
dem Namen Fäkih-el-bahhr bekannt, viele Jahre hindurch
der Genosse Mohammed Ssäleh’s, während derselbe obdachlos
umherwanderte, worin wahrscheinlich der Grund liegt,
dass ihn der wilde König nicht, wie so viele andere gelehrte
Männer, hinrichten liess, wie denn unter Anderen der Scheich-
el-Herän, ein ebenfalls dem begabten Stamme der Äbü-Schä-
rib entsprossener grösser-Doktor, unter dem Vorwande hingerichtet
wurde, er habe Mohammed Ssäleh seinen Feinden,
den Kodol, verrathen; ebenso auch der grosse und gelehrte
Imäm Mohammed Girga.
Speisen. Als Hauptnahrung dient den Einwohnern von
Wädäi, wie denen der meisten Theile des Sudans, Duchn
(Pennisetum typhoideum) \ sie haben jedoch auch Waizen und
Reis. Ausserdem sind sie reichlich mit Fleisch und leidlich
mit Milch und Butter versehen und haben daher nicht nö-
thig, sich jeden Tag des unschmackhaften Breies zu bedienen,
der aus gedörrten und zerriebenen Fischen bereitet und
dann wie ein Laib Brod gestaltet wird, in welcher Form die
Speise „menditschek” heisst, während man den gedörrten Fisch
in seiner natürlichen Form „fertene” nennt. Sie besitzen im
Gegentheil eine grosse Mannichfaltigkeit von Gerichten, von
welchen ich eine kurze Liste geben will, ohne jedoch nach
den Regeln kulinarischer Kunst erklären zu können, wie jedes
zubereitet wird. Ich bemerke vorher nur noch, dass man
sich hier nicht des in anderen Theilen Sudans so ausschliesslich
benutzten grossen hölzernen Mörsers — „funduk” oder
„kärru” — bedient, sondern den Duchn auf Steinen zerreibt,
an~welchen Wädäi keinen Mangel hat, während in manchen
Theilen von Bomu und Baghirmi nicht ein einziger Stein zu
sehn ist. Aus Duchn werden die folgenden Gerichte bereitet:
Damirge, das gewöhnliche tägliche Gericht; Massäffa,
eine in Wädäi sehr beliebte Speise; Reschefa, ein anderes
aus Duchn und Milch bereitetes Gericht; Takärin, Rindsfett-
duchn; Kfssere; Denässi; Amköschu; Ssüri; Kökor; 'Adjlne
amräfa; Rotöto und Ssubäi; endlich ein aus Sesam bereitetes
Gericht Namens Amkeleiio. Unter dem Kuchenwerk
nennt man: Killikäb, aus Duchn und Honig; Matäbba, aus
Reis und Honig; Kak, aus Duchn oder Reis mit Butter, Honig
und Datteln; 'Adjlne serka, und endlich FäuorS, aus in
Milch gesottenen und dann abgekühlten Datteln bereitet. Unter
den Fleischspeisen sind die Ueka und das Schaham el ke-
bel die beliebtesten Gerichte Von berauschenden Getränken
ist das von den Arabern Merissa genannte zu erwähnen,
von welchem es drei Arten gibt, den „bilbil” -rt „rothen”—,
den „äkebesch” -r- „weissen” — und den „hal” genannten.
Indem ich diesen Abriss von Wädäi beschliesse, muss ich
bemerken, dass derselbe vollständig in Baghirmi im Jahre 1852
abgefasst worden ist. Ich habe das Werk „Le Voyage au