Zeichnung einer angeblichen Mussguerin.
Ibrahim Wadäi’s, zu mir sandte, ich möchte ihn doch besuchen,
und als ich der Einladung folgte, stellte er mir eine gestern
eingefangene Sklavin vor, die ich zeichnen sollte; denn er
wusste, dass ich nach dem Ursprung und den Gebräuchen die1
ser Stämme genaue Nachforschungen anstellte. Diese Sklavin
war allerdings werth, gezeichnet zu werden, da sie eine der
stattlichsten Frauen war, die ich im Müssgu-Lande sah, aber
ich hatte starken Verdacht, dass sie nicht von Müssgu-, sondern
von Marghi-Abkunft war. Denn im ganzen Lande Müssgu
hatte ich keine. Leute von rother Hautfarbe gesehn, sondern
Alle hatten dieselbe schmutzig-schwarze oder sogenannte
„caf6 au lait" - Farbe; diese Person aber war röthlich. Allerdings
trug sie einen grossen Knochen in der Unterlippe, das
Nationalzeichen der Müssguerinnen, aber dies mochte sie angenommen
haben. Sie selbst wollte nicht sprechen, um mich
über ihren Ursprung zu belehren, noch mir erlauben, meine
Skizze zu vollenden. Sie war schön gewachsen, mit Ausnahme
der Beine, die etwas eingebogen waren, von hohem
Wuchs und schöner Brust. Ihre Züge waren nur wenig
durch den Knochen entstellt; ihr Hals war mit
Perlenschnüren geschmückt, aber diese waren ihr
nicht eigenthümlich, ebenso wenig wie ihr baumwollenes,
um die Hüften geschlagenes Tuch, das ihr erst von ihrem
neuen Herrn, in dessen Hände sie gefallen, gegeben war.
Denn die Nationaltracht der Müssguerinnen besteht in nichts
als einer schmalen, runden, seilähnlichen Binde, aus Bast gedreht,
die zwischen den Beinen durchgezogen und um die
Hüften befestigt wird. Merkwürdig war der Fund dreier Briefe,
welche man den von Kükaua kommenden Boten, die, wie ich
oben berichtet, unterwegs vonKerdi aufgehoben worden waren,
mitgegeben hatte;' sie wurden nämlich in der Tasche einer
in einer Thonurne versteckten Tobe gefunden, offenbar dem
Gewände des Mannes, der sie gebracht hatte und erschlagen
worden war, und die Briefe waren mitsammt der Tobe ge