gigen politischen Lage als Beherrscher eines kleinen Königreiches
zwischen zwei mächtigen Nachbarn, von denen er
fortwährend Belästigungen zu erleiden hat, zuschreibe. Er
ist ungefähr ■ 19 Jahre Sultan gewesen und war bei Den-
ham’s Besuche ein junger Mann, um welche Zeit sein Vater*
Ssäle, und sein ältester Bruder, rAbd el Kerim, sich in die
Regierung theilten oder vielmehr darum stritten. Er hatte
noch zwei andere ältere Brüder, welche Tschiröma und Marüfi
Messen und beide vor ihm starben. Es ereignete sich bei
oder kurz vor seinem Regierungsantritte, dass, wie es scheint,
in Folge eines Einfalles, welchen Däüd, einer der Kriegssklaven
des Scheich Mohammed el Känemi, in das Land
machte, Logone in die Lage einer zinspflichtigen Provinz von
B6mu kam und ihm ein jährlicher Schoss von 100 Sklaven
und einer gleichen ZaM von Hemden oder Toben auferlegt
wurde. Vor jener Zeit soll der Fürst dieses kleinen Länd-
chens nur ein jährliches Geschenk von zwei Sklaven entrichtet
haben.
Man erwies uns eine überaus gastfreundliche Behandlung,
ja es schien fast, als wolle unser Wirth durch das Über-
maass von Gastlichkeit unser WoMseip zerstören; denn am
Abend schickte er uns vier gewaltige Schüsseln mit vortrefflichem,
aus Sorghum zubereiteten Pudding, nebst Fleisch und
Suppe, und früh am folgenden Morgen abermals eine grosse
Schüssel voll mit Honig versüsster Grütze und bald nachher
noch drei oder vier SchüsseM. Glücklicherweise waren genug
Personen da, um diesen reichlichen Vorrath von Speise
zu verzehren; wir hatten nämlich eine grosse Menge von
Kükaua nach ihrer Heimath zurückkehrender Baghirmi-Leute
bei uns, denen ich diese Leckerbissen zustellte, welche Güte
sie aber hernach mit Undank vergalten.
Begierig danach, einen Blick über die Stadt zu erlangen,
machte ich am Nachmittag in Begleitung eines wöMberitte-
nen, zum Gefolge meines Freundes Kaschelia Mädi gehörenden
Reiters einen Spazierritt, indem wir uns zum Westthor
hinaus begaben, dann nach Osten umbogen und den Fluss
entlang zogen. An dieser Ecke beschreibt der Fluss, welcher
Mer 550 — 600 Schritt breit ist, eine sich bis auf 1 Engl..
Meile von der Stadtmauer entfernende Krümmung; sein westliches
Ufer war hier niedrig, während sich das gegenüberliegende
12 —15 Fuss hoch erhob.
Wohl 40—50 Boote, meistens von erner Breite von 4 Fuss
am Boden und von 6 Fuss am oberen Rande und durch einen
gewaltig grossen Schnabel ausgezeichnet, belebten den Fluss.
Alle diese Boote sind von derselben Bauart, wie die der
Büdduma, nur dass sie aus stärkeren Planken, und zwar
meistens von Birgim-Holz, gezimmert und gewöhnlich grösser
smd, während die der Büdduma aus dem gebrechlichsten
Materiale, nämlich Fögo-Holz, bestehen. Die Planken sind
vermittelst Seile, welche durch neben den Fugen gebohrte
Löcher gezogen sind, an einander befestigt und die Fugen
mit Bmsenbüscheln bedeckt; die letzteren werden dann vermittelst
dünnerer Stricke, welche durch kleinere und darauf
mit Gras gut verstopfte Löcher gezogen werden^ fest angeschnürt.
Die Höhe des Schnabels schemt sowohl durch die Seich-
' tigkeit des Wassers, als auch durch die Heftigkeit der Strömung
während der Höhe des Flusses, welche ich auf memer
Rückreise ebenfalls kennen lernte, bedingt zu werden. Gegenwärtig
war das Wasser ziemlich seicht und mehrere Sandbänke
lagen offen zu Tage. Vorzüglich erregten die Fischerboote
meine Aufpaerksamkeit; sie waren mit grossen Netzen
versehen, welche vom Hmterschiff an zwei sehr langen Stangen,
von den Kanöri „müsko ndi,! • -- „die beiden Hände” —
und von den Logone-Leuten „ssemi” genannt, herabhmgen.
Wir hielten uns längs des Flusses, der allmählich sehr
.nahe an die Stadtmauer herantritt. An der Stelle, wo er
'sich am meisten nähert, befinden sich Kornfelder, welche