Wie dem aber auch sei, die Araber verliessen ihre sehr
feste Verschanzung hei Keskaua (welche sie, als ihnen der
beabsichtigte Kriegszug der Kel-owi kund geworden, am
Tsäd-Ufer angelegt hatten, und welche die Tuareg, wie diese
mir seihst gestanden, nie würden hahen einnehmen können)
und zerstreuten sich, in der Voraussetzung, ihre Feinde wären
nicht im Stande, ihre Absichten auszuführen. Alle die zugezogenen
Stämme, wie die Gedädefah, die Ferdjän, die Urfilla,
die Ftäim, die Ssuässi, die Temäma, die Dhöhob, mit der
den Tuareg abgenommenen Beute bereichert, waren voll
Begierde, diese Beute in Sicherheit nach Hause zu bringen,
und begaben sich daher auf die Heimreise über Küffara.
Der Rest der Araber war eben im Wadi 'Aläli, wohin mich
meine Leser bald zu begleiten haben werden, gelagert, als
ein Kundschafter mit der Nachricht ankam, eine grosse
Schaar der Tuareg sei in der Nähe. Die Araber sollen
jedoch diesem Berichte keinen Glauben geschenkt haben und
daher, ehe sie noch ihre Vorbereitungen treffen konnten;
plötzlich von allen Seiten von der zahlreichen Feindesschaar
umringt worden sein. Auch muss man bedenken, dass die-,
selben meistens nur mit Flinten bewaffnet waren, welche
zwar in einem Reitereitreffen sehr nützlich sind, wo sich der
Reiter nach dem Feuern zurückziehen kann, aber im nahen
Handgemenge und auf beschränktem Raume von geringem
Nutzen sind; nur Wenige besassen Pistolen, noch Wenigere
Schwerter. Die Kel-owi hingegen hatten neben ihrer grossen
Anzahl den Vortheil besserer Waffen, indem sie ausser Flinten,
die sie allerdings nur selten zu gebrauchen verstehen,
Speer, Schwert und Dolch führten. Die Folge davon war, dass
die Araber, nachdem sie eine kleine Anzahl der Feinde im Vordertreffen
getödtet hatten, bald überwältigt und hingemetzelt
wurden, so dass nur die Hälfte von ihnen entkam. Der
Häuptling Mohammed seihst nahm seinen Weg schwer verwundet
durch die Schaar der Feinde und soll bald darauf,
wie es heisst, von einem Tebu-Weibe, das ihn erkannte, erschlagen
worden sein. Säid, der kühnste, wie auch gewaltsamste,
Streiter derUeläd Slimän, fiel auf der Wahlstatt, zusammen
mit den herzhaftesten Kämpen der kleinen Horde.
Die Tuareg machten eine sehr beträchtliche Beute, nicht nur
an Kameelen und Sklaven, sondern auch an Silber; denn die
besiegten Häuptlinge hatten einen grossen Reichthum aufgehäuft.
So war die Blüthe der Truppe vernichtet, waren nur
die minder Tapferen und Jüngeren übrig geblieben.
Der Vezier von Bornu nahm nun den jungen Rhet, der
jetzt die Häuptlingsschaft und den geringen verbliebenen Rest
von Macht und Vermögen ererbt hatte, unter seinen besonderen
Schutz und traf mit ihm und dem übriggehliebenen
Bruchstück des Stammes die Vereinbarung, dass sie ihm
dafür, indem er sie mit den benöthigten Pferden und Flinten
versehe, nach jedem Feldzuge einen bestimmten Theil ihrer
Beute liefern sollten. Gewiss hätte sich eine solche, mit sehneL
len Pferden versehene und mit Flinten bewaffnete Reiterei,
wenn scharf in Dienstordnung und Unterwürfigkeit gehalten,
an der Nordgrenze von Börnu sehr nützlich erweisen können,
um einerseits dem Vordringen der Tuareg, andererseits
dem der Wädäi Einhalt zu thun. Die grosse Schwierigkeit
aber, welche der Vezier nicht bewältigt zu haben scheint, bestand
darin, die freibeuterischen Streifzüge einer solchen
Rotte irgend einer politischen Regel zu unterwerfen.
Der Vezier sandte nun den jungen, kaum über 20 Jahre
alten Häuptling mit dem gesammten Überreste der Ueläd
Slimän nach Känem und behielt; seine Mutter, sowie die
Weiber und kleinen Kinder einiger .¡'ihrer Hauptleute als
Geissel für ihre Treue in Kükaua zurück. Von Anfang an
bestand jedoch eine starke Partei gegen den jungen Häuptling,
der noch keine Grossthat vollbracht hatte, und dessen
einziges Verdienst darin bestand, der nächste'Verwandte des
'Abd el Djelfi zu sein.