schon ohen bei der Besprechung jenes eigenthümlichen Rinnsales
benutzt.
Hier in Diggera, wo wir nur noch einen guten Tagemarsch
von der Hauptstadt von Wändala entfernt waren, musste sich
nun der Zweck des'Feldzuges entscheiden. Ich habe schon oben
angeführt, wie beklommen unserem Freund, dem Hadj Be-
schlr, zu Muthe war, als die Nachricht einlief, dass der kleine
Herr von Wandala, dessen Ahnherr einst ein zahlloses Bornu-
Heer zersprengt hatte, zum Widerstande entschlossen sei.
Darauf war man einige Tage still gewesen, sogar sehr still
und kleinlaut. Da erschien nun heute ein Diener des eigensinnigen
Vasallen mit einem, wie es hiess, vorläufigen Geschenk
von zehn schönen Sklavinnen und dem Versprechen
vollständiger Unterwerfung. So. hiess es. Den Boten sah
ich ;— ich glaube, es war der „thuje” —, vom Geschenk aber
sah ich nichts, und das ist allerdings sehr natürlich, da diese
Herren vom weiblichen Geschlechte nicht gern etwas sehn
lassen, was sie für sich selbst haben wollen. Ein Män-
darauer aber oder vielmehr' ein „är-Wändala”', wie sie sich
seihst nennen, den ich im nächsten Jahre in Baghirmi
traf, wollte nichts davon wissen und betheuerte, dass sein
Herr, der mächtige „tukse” von Chachündala — eigentlich
„chach-Wändala” — so fern davon gewesen wäre, sich den
anmassenden „Mothake” — dies ist der Name, welchen sie
den Kanöri gehen — zu unterwerfen, dass er sie vielmehr offen
.verhöhnt hätte. Welche der beiden Angaben wahr ist,
weiss ich nicht; das Wahrscheinlichste aber ist, dass sich der
Vasall zu einer kleinen Nachgiebigkeit verstand, um dem
Lehnsherrn eklatanten Schimpf zu ersparen.
Wie dem immer sein mag, der Vezier theilte uns am
Abend in sehr heiterer Stimmung mit, dass die Angelegenheit
mit Mändara den glücklichsten Ausgang genommen habe,
demzufolge nun Scheich 'Omar mit einem kleinen Theile
des Heeres nmkehren, er selbst aber mit dem hei weitem
grösseren eine Rhasia nach Müssgu unternehmen werde und
dass wir ihn natürlich begleiten würden. Nun wussten wir wohl,
dass es hei einem solchen Zuge vorzüglich, ja fast allein auf
Sklavenjagd abgesehen sei; es verlohnte sich aber doch wohl
der Mühe, sich mit eigenen Augen zu überzeugen, was wähl' sei
an den Grausamkeiten, welche den Mohammedanern bei diesen
Streifzügen zur Last gelegt werden, und mehr noch eine
Gegend zu besuchen, die von so grösser Wichtigkeit sein
musste, um das viel besprochene und ebenso oft falsch dargestellte
Verhältniss zwischen dem System des Afrikanischen Centralbeckens
und des grossen westlichen Flusses zu entscheiden,
was auf friedlichem Weg zu thun wir keine Aussicht hatten.
Dass Müssgu nicht, wie Major Denham es dargestellt hat,
ein Bergland oder vielmehr ein Bergdorf sei, davon hatten
wir uns schon überzeugt, aber es war schwer, sich eine klare
Anschauung von den zahllosen Gewässern zu machen, die
nach der Beschreibung unserer Berichterstatter das Land
nach allen Seiten durchziehen sollten.
Vom Lande Mändara oder vielmehr Wändala will ich
nicht sprechen; Herr Dr. Vogel hat es später selbst besucht,
und wie er durch die astronomische Bestimmung der Hauptstadt
Möra der ganzen Niederlegung dieser Gegenden einen
festen Halt gegeben hat, so wird er uns ja wohl auch hoffentlich
nach glücklicher Heimkehr gewiss eine vollständige und
anziehende Beschreibung dieses kleinen, aber interessanten
Ländchens liefern, in dem er sich eine längere Zeit aufgehalten
hat. Dann kann ich sehn, oh ich etwa Einiges zu bemerken
habe, was seiner Darstellung widerspricht. Ich will
hier nur erwähnen, dass Herr Dr. Overweg Manches über dies
Land, das er immer einmal zu besuchen wünschte, gesammelt
haben muss; aber höchst wahrscheinlich hat er auch diese
Notizen auf zerstreuten Kladden, wie es seine unglückliche
Sitte war, verkommen lassen. Das ziemlich vollständige Wörterbuch,
das ich von der Sprache des Landes gesammelt