als die Hitze zunahm, an einer der letzteren. In diesem
Striche war die „gherret”, „üm-el-barka” oder „kingar”
genannte Mimosa nilotica sehr häufig; ihr Holz ist zu Sätteln
und mancherlei anderen Dingen sehr geeignet und dient
verkohlt zur Pulverhereitung. Mein alter geschwätziger, obgleich
nicht sehr rüstiger Gefährte Bü-Sed beschäftigte sich
damit, neue Zeltpflöcke aus diesem Holze zu schneiden, da
dieselben in dem harten schwarzen Boden dieses Landstriches
bald abbrechen; zu gleicher Zeit eröflhete er mir
mit dem Beistände Hossen hen Här’s den ersten Blick in
das Treiben der zahlreichen in Känem und am Bahhr el
Ghasäl wohnenden Stämme. Die Frucht der Gherret oder
eigentlich die Gherret selbst — denn dieser Name kommt
ursprünglich der Frucht zu und wird nur missbräuchlich* auf
den Baum selbst angewendet — ist im äusseren Ansehen der
Frucht des Tamarindenbaumes sehr ähnlich und bildet namentlich
hei der Ruhr eine wichtige einheimische Arznei,
und ihr verdanke ich wahrscheinlich meine Genesung, als
ich hei meinem zweiten Aufenthalte in Sokoto (im September
1854) von dieser gefährlichen Krankheit befallen wurde.
Dieser Baum ist gleichfalls von wesentlichem Nutzen in der
Gerberei, besonders bei der Zubereitung der Wasserschläuche,
ijenes zu Wüstenreisen so unentbehrlichen Geräthes. —
Der Kadjldji ist hier gleichfalls häufig. Von der ungefähr
nussgrossen Wurzel dieser kleinen Pflanze machen die Einheimischen
einen sehr ausgedehnten Gebrauch als Räucherwerk.
Spät am Nachmittage setzten wir unsere Reise durch die von
offenen Stellen vielfach unterbrochene Waldung fort. Nachdem
wir unseren Pfad einige Meilen weit verfolgt hatten, ver-
liessen.wir denselben und schlugen eine mehr östliche Richtung
durch eine freundlich gehügelte Landschaft ein, die mit dichtem
Grün bekleidet und von zahlreichen Heerden beweidet
war, da die Kanembü, gleich den Fulbe, während eines
Theiles des Jahres oft in beträchtliche Entfernung wandern
und alles Vieh aus den nördlich von Ngornu gelegenen Gegenden
.während der kalten Jahreszeit hierher getrieben wird.
Da wir jedoch hier kein Wasser finden konnten, so hatten
wir uns in der entgegengesetzten Richtung nach diesem für
eine behagliche nächtliche Ruhe so unentbehrlichen Elemente
umzusehn. Einen sehr rauhen Strich durchstreifend, gelangten
wir endlich zu einem Hüpdenlager — „beri” —, welches eine
Anzahl Kanembü mit ihren Heerden hier zeitweilig gebildet
hatten, während ein grösserer Beri sich gerade in östlicher
Richtung nach den Ufern, des Tsäd zu in Bewegung setzte.
Auchlhier war kein Wasser zu finden und Milch nur sehr
wenig zu haben.
[Montag, löten September] Ehe wir noch bereit waren,
brach das ganze nomadische Lager auf; das Vieh zog voran,
Männer, Weiber und Kinder folgten mit ihrem kleinen Hausrath,
den sie mit Hilfe von Eseln fortschafften. Die hauptsächlichen,
oder vielmehr .einzigen Geräthe dieser wandernden
Rinderhirten bestehen in langen Stangen, an welchen die
Milch aufgehängt wird, den Schläuchen — „ssakti” — für
die Milch'und das Wasser, den Kalahaschen und den Grasflaschen
— „koriöjVfyiiie Die Männer sind durchgängig mit
langen hölzernen Schilden — „ngäuafogohe’Vr-^.und Speeren
bewaffnet und, wie bereits bei einer früheren Gelegenheit angeführt,
oft höchst phantastisch gekleidet.
Nachdem wir die Kameele beladen und unseren Marsch eine
Strecke fortgesetzt hatten, erreichten wir den zeitweiligen
Lagerplatz einer anderen grossen Heerde, deren Hüter sich
anfänglich gar unfreundlich zeigten und uns nicht einen Tropfen
von ihrer Milch gemessen lassen wollten; ihr barsches
Wesen verwandelte sich jedoch bald in die äusserste Freundlichkeit,
als mich Midi, ein älterer Bruder Fügo 'Alfs, unseres
Freundes in Maduari, erkannte. Er wollte sogar darauf
bestehen, dass ich auf der Stelle lagern und den^Tag