wiederum aufzuschlagen. Diese ganze Landschaft wird noch
in dem weiten Distrikt Wolödje einbegriffen, das Wasser
jedoch, das unserem Lagerplatz zur Seite war, führt den besonderen
Namen „Iiodä-ssale”, wo auch, wie in ganz Wolödje,
die Bene-sse wohnen. Östlich von Kodä-ssale liegt die Ortschaft
Lauäri, während der oben erwähnte ansehnliche Bezirk
gleiches Namens bis hierher hinabreicht; nahe westlich liegt
Ssüggeme, dahinter U’lba, südwestlich davon Meine und nordwestlich
Momö. Alle diese Ortschaften werden von Kanöri
und Schüa gemeinsam bewohnt; dahinter breitet sich Wild-
niss .,karaga” — aus.
Mein „kökana” Billama — ich hielt nämlich auch eine
kleine „nogona” - •• „Diwan” —, bei der mein alter Freund
von Adamaua und Hadj Edrlss die ersten Hofleute ;— „ko-
kanäua” — bildeten, aber auch gelegentlich andere Leute sich
einfanden, wie mein Ngömu-Freund Kaschelia Kottoko, der
gleichfalls die Rhasia mitmachte —, Billama also erzählte,
dass er im genannten Orte für 3 Nadeln den täglichen Bedarf
seines Pferdes erhandelt, für 2’ eine hölzerne Schüssel
„bükuru” — gekauft habe und für 6 weitere eine Menge
Fleisch von einem jungen Rinde erhalten solle. Wie ich
nämlich meinen Geheimrath Edriss aüf Nadelpension gesetzt,
so hatte ich auch meinem Flügeladjutanten Billama, allerdings
neben manchen anderen grösseren und kleineren Geschenken,
auch einige Hundert Nadeln gegeben, um seinen
Haushalt auf dem Kriegsstand zu bestreiten. Nadeln hatten
in der Residenz gar keinen Werth, hier aber in der Provinz
waren sie sehr geschätzt; aber nur Wenige waren so
schlau gewesen, sich damit zu versehen. In der That war
dieses einfache Erzeugniss Europäischer Industrie auf meiner
Reise nach Baghirmi mein Hauptsubsistenzmittel, das mir
den ehrenwerthen Titel „Nadelprinz” verschaffte.
Auch den folgenden Tag blieben wir hier Regen, da sich
die Truppe zum Marsch durch wildes, unangebautes Gebiet
mit Korn zu versehen hatte. Jedes der umliegenden Dörfer
hatte zwei Ochsenlasten Korn zu Refern, das jedoch hei der
Yertheilung nur der nächsten Umgehung Lamino’s anheimfiel,
während der ganze übrige ungeheuere Tross auf sich selbst
angewiesen war und natürlich zum grossen Theil heimfich
oder offen den Bewohnern des Distriktes zur Last fallen
musste. Alles Korn ward auf Eseln fortgeschafft.
In diesem Lager machte der Yezier Herrn Dr. Overweg
einen kleinen Löwen zum Geschenk. Bei früherer Gelegenheit
hatte er ihm schon einen „ssümmoli” gegeben, d. i.
eine Art wilder Katze von nicht eben häufigem Vorkommen
, die nicht aRein Gazellen, sondern selbst Kälber anfallen
soll. Sie war von heRbrauner Farbe, der hintere
Theil jedoch schwarz, und hatte- sehr spitze, aufrecht
stehende Ohren — „ssümmo” —, ein Umstand, von dem
der Name abgeleitet worden ist; die Ohren sind ausserdem
mit einem schwarzen Streifen geschmückt. Eine grosse
Menge eigenthümlicher Geschichten wird vom Volke in Bezug
auf die Wildheit dieses Thieres erzählt, und nach dem,
was wir selbst zu beobachten Gelegenheit hatten, scheint es
in der That ein wunderbares kleines Geschöpf zu sein; denn,
obgleich noch sehr jung und klein, war es doch äusserst wild
und ganz und gar Herr des jungen Löwen. Beide Thiere
wurden mit gekochter Milch gefüttert, die sie sehriRebten;
aber die beständige schwingende Bewegung, die sie auf dem
Rücken der Kameele in der Tageshitze ertragen mussten,
hatte in kurzer Zeit ihren Tod zur Folge.
\Sonntaq, 2pten Dezember.\ In dichtem Gedränge brachen
wir auf, um unseren Marsch in der anfänglich noch ziemlich
lichten Wildniss fortzusetzen, dem lebhaften Tummelplätze
gr’osser Elephantenheerden, wie die Menge von Koth und
die oft schächbretartig den Boden dicht markirenden Spuren
bezeugten. Nach etwa 6 Meilen, nachdem wir eines
Sumpfes halber oder "aus sonst irgend einem Grunde einen
B a r th ’s Reisen. III. 2 0