Er aber lobte mein Benehmen ungemein, indem er erklärte,
ich hätte nicht anders handeln können, und versprach mir,
ich solle nunmehr ohne irgend weiteren Aufschub die Hauptstadt
besuchen.
Durch diesen günstigen Wechsel der Dinge beruhigt, dankte
ich der Vorsehung dafür, dass sie mich aus dieser widerwärtigen
Lage gezogen, und betrachtete meinen Unfall als eine
heilsame Lehre für die Zukunft. Meine ganze Habe wurde
mir zurückgestellt, auch meine Waffen — mit Ausnahme der
nach der Hauptstadt gebrachten Pistole. Ich musste mich
jedoch noch den folgenden Tag gedulden, weil der Hauptdiener
des Vicestatthalters noch nicht angekommen war und
auch mein Pferd, das die Beise nach der Hauptstadt und
zurück mit grösser Schnelligkeit gemacht hatte, einiger Ruhe
bedurfte.
[Sonntag, 25sten AprU^ Früh am Morgen begaben wir
uns nun abermals auf die Reise nach Osten. Obgleich ich
in diesem Lande bisher keine sehr freundliche Behandlung
erfahren hatte, so war ich doch bereit, lieber Alles zu erdulden,
als den Besuch der Hauptstadt aufzugeben. Meine
armen Diener hingegen waren anders gesinnt; denn da ihnen
das wissenschaftliche Interesse abging, empfanden sie die
materiellen Entbehrungen desto mehr; sie betrachteten unsere
beabsichtigte Reise ostwärts mit Schaudern und warfen
wehmüthige Blicke auf das jenseitige Ufer des Flusses, welches
sie aller Entbehrungen und Verdriesslichkeiten zu überheben
versprach.
Ich zog jetzt zum vierten Male die Ufer des Flusses entlang;
letzterer hatte gegenwärtig seinen niedrigsten Stand
erreicht („Bä nedonge”, wie die Baghirmier sagen) und war,
seitdem ich ihn zuletzt gesehen hatte, 1—2 Fuss gefallen,
so dass ein weiterer beträchtlicher Theil der Sandbank blossgelegt
war.
Man hat in Europa keine Vorstellung von der Lage eines
einzelnen schutzlosen Reisenden in diesen Gegenden. Hätte
ich meinen Wünschen folgen können, so wäre ich gleich beim
Eintritt in das Land'diesen mächtigen Fluss entlang, bis .
zur Quelle hinauf, gezogen; aber der Reisende ist in diesen
Ländern nur ein Sklave, der von den Launen eines unverständigen
und argwöhnischen Volkes ahhängt. Alles, was
ich unter den gegenwärtigen Umständen noch auszurichten
erwarten konnte, bestand darin, bezüglich des oberen Laufes
des Flusses bestimmte Auskunft einzuziehen; denn so sehnlich
ich auch gewünscht hatte, an dem Feldzuge des Sultans
Theil zu nehmen, konnte ich, doch nach Allem, was ich erfahren
hatte, kaum glauben, dass man mir erlauben werde,
in grosse Entfernung vorzudringen.
Wir machten heute nur einön ziemlich kurzen Marsch;
denn nachdem wir während der Tageshitze beinahe 6 Stunden
in einem Dorfe Namens Käda-bakaläi gerastet hatten,
zogen wir nur 3 Meilen weiter und lagerten dann in einem
anderen, neu erbauten Dorfe Namens Käda-märga', wo die
Einwohner des gleichnamigen, von ihnen verlassenen Dorfes
Obdach gesucht hatten. Der Ort hatte ein sauberes Aussehen
und besass eine Färberei -^„bükko alinbe” —; auch
wurde er von einer Anzahl zahmer Strausse belebt. Der
Brunnen enthielt hei einer Tiefe von 10—12 Klaftern einen
reichlichen Vorrath an Wasser, das aber von schlechter Beschaffenheit
war.
Am folgenden Tage hatten wir unseren Verlust an Zeit
wieder gut zu machen und rasteten daher nicht eher, als bis
wir unser Nachtlager, einige Meilen jenseits Bakadä, erreicht
■ hatten; denn ungeachtet meiner Hochachtung gegen Bü-Bakr
Ssadik weigerte ich mich doch, in dem Orte, wo ich sei lange
zurückgehalten worden war, irgend länger zu verweilen oder
ihn auch nur wieder zu betreten. — Die Waldwildniss war
durch die Regenfälle zur Aufnahme ihrer zeitweiligen Bewohner,
der Schüa, vorbereitet, und der Brunnen von Bakadä,