deren Theilen des Sudans; nur leidet das Land, wie ich oben
bemerkt habe, sehr an Dürre, und Termiten und Würmer
vereiteln in grossem Maasse die Arbeiten des. Landmannes.
Von den Bäumen, welche im Lande am häufigsten und
dem Menschen am nützlichsten sind, habe ich besonders die
Tamarinde — „ärdeb” —, in Baghirmi „mäss” genannt, zu
erwähnen, — einen durch seine Frucht ebenso nützlichen,
wie durch sein Laub schönen Baum. Die Frucht der Tamarinde
bildet, meiner Ansicht nach, wegen ihrer erfrischenden
und kühlenden Eigenschaften bei einer grossen Anzahl
leichter, diesem Klima eigenthiimlicher Krankheiten das beste
und sicherste Mittel. Ihr zunächst folgt die Delebpalme (hier
„kaue” genannt), welche an mehreren Stellen des Landes
häufig vorkommt, obwohl sie in den äusseren Gemarkungen
im Süden noch viel häufiger ist; sodann die Dümpalme, die
zwar nicht ganz so häufig, jedoch in mehreren Theilen des
Landes in beträchtlicher Anzahl gefunden wird; ferner der Ha-
djilldj — „djänga” —; (Balanites Aegyptiacus), dessen Frucht
nicht allein essbar ist, sondern dessen Blätter auch (gleich
denen des Affenbrodbaumes, welcher hier nicht sehr stark
vorzukommen scheint) als Zukost benutzt werden; endlich der
Korna oder Kirna (Cornus) und die Sykamore —- „bili” —.
Viele der in Haussa gewöhnlichen Bäume, wie die Kadena
(Bassia Parkii) und die Doröa (ParJcia), kommen hier, wenigstens
in den von mir besuchten Gegenden, gar nicht vor;
jedoch „habb el melük” (Groton tiglium) ist häufig, und ich
selbst versah mich bei meiner Rückkehr aus diesem Lande
zum Ersatz meiner verbrauchten Europäischen Arzneien mit
einem Vorrath dieses kräftigen Abführungsmittels.
Bergbau gibt es gar nicht. Eisen wird von den äusseren
Gemarkungen eingeführt, namentlich von Gurgara aus, einem
20—25 Meilen vom Flusse entfernten Orte, wo der Sandstein
beträchtlich viel Eisenerz zu enthalten Scheint. Natron
kommt vom Bahhr el Ghasäl. —
Die Eigenthümlichkeiten des Landes und die Topographie
der Städte und Dorfschaften werden in einem besonderen
Abschnitte des Anhanges beschrieben werden; ich bemerke
also hier nur noch, dass die Gesammtbevölkerung des Landes
kaum die Zahl von Millionen zu übersteigen scheint
und dass die ganze Heeresmacht bei dem gegenwärtigen
herabgekommenen Zustande des Königreiches mit Noth über
10,000 Mann Fussvolk und 3000 Mann Reiterei begreift
— und zwar mit Einschluss der Schüa, welche die schwarze
Bevölkerung in der Pferdezucht übertreffen —, während die
Reiterei von Wädäi auf 5- bis 6000 Mann und die von Dar-
För auf mehr als 10,000 Mann anzuschlagen ist.
Die üblichste Waffe in Baghirmi ist der Speer — „nyiga” —,
während Bogen — „kä-kesse” — und Pfeil — „kesse” — sowohl
in Baghirmi selbst, als auch in den nach Süden zu gelegenen
heidnischen Ländern selten sind. Der Schild ist ebenfalls
sehr wenig in Gebrauch und nur unter dem Kanöri-
Namen „ngäua” bekannt; noch seltener ist die werthvollere
Rüstung — „ssullug” —, und ich sah auch fast keine einzige
Feuerwaffe im Lande. Dagegen sind fast sämmtliche
heidnische Bewohner dieser Gegenden mit dem von mir noch
in so vielen anderen Ländern angetroffenen Handbeil bewaffnet,
welches von den Kanöri „goliö”, hier aber „ndjlga” genannt
wird, so dass sich die Namen für Speer und Beil nur
durch Einen Buchstaben von einander unterscheiden. Nur
wenige Baghirmier sind reich genug, um sich ein Schwert
— „kässkara” -— anzuschaffen, welche Waffe sie auch nicht
zu schmieden vermögen, und sogar der eigenthümliche, am
linken Arme getragene Dolch — „kiä” —, welcher nach dem
Vorgang der Tuareg in dem grössten Theil des Sudan eingeführt
worden, ist höchst selten.
Da ich über die körperliche Gestalt der Bewohner Baghir-
mi’s bereits mehrmals gesprochen habe, bemerke ich hier
nur, dass sie ein schöner Menschenschlag sind, ganz verschie-
Barth's Reisen, in . 5 1