Tebu aus Känem war jenseits gelagert; denn dieselbe durfte
den Fluss nicbt eber überschreiten, als bis Erlaubniss für
sie eingeholt war, da mehrere Monate im Jahre dieser Fluss
oder dieses Thal eine Art Quarantaine bildet, während sonst
wenigstens kleine Karawanen nach Belieben hinüber und herüber
passiren können.
Das einzige Boot auf dem Flusse, auf welchem auch wir
selbst übersetzen sollten, war eine Mäkara, gebildet .von
mehreren Paaren Kalabaschen und von der gebrechlichen
Art, wie sie bereits in einem früheren Theile dieses Werkes
beschrieben worden ist. Leider war es unmöglich, den schönen
Schatten der herrlichen Tamarinden ungestört zu gemessen,
wegen der Menge von Pelikanen und sonstigem Wassergeflügel,
welches deren Zweige bewohnte. .
Indem ich einen Theil meines Gepäckes umstellte, fand ich
die weissen Termiten mit der schnellstmöglichen Zerstörung
meiner Ledersäcke und Matten emsig beschäftigt; wir waren
also genöthigt, Alles umzupacken und das Gepäck auf eine
dicke Unterlage von Zweigen zu legen. Die Termiten sind in
dieser Gegend sehr zahlreich, obwohl ihre Anlagen nur von
mässiger Grösse und durchaus nicht mit den grossartigen Bauten
zu vergleichen sind, welche ich später in Baghirmi vorfand.
[Donnerstag, 1 8 SeptemberS. Ungefähr 2 Stunden nach
Mitternacht kam Herr Dr. Overweg mit einem der Angesehensten
unter den Ueläd Slimän, Namens Chälef-Allah, an
und meldete, dass unsere kleine Truppe heranrücke. Dieselbe
erschien jedoch erst um 10 Uhr Morgens, wo einige der Mu-
thigsten und am besten Berittenen, ihre Flinten schwingend, je
zwei und zwei auf mein Zelt zugeritten kamen. Es waren ihrer
im Ganzen 25 Mann zu Pferde, etwa 12 Mann zu Kameel und
gegen 8 Mann zu Fuss, ausser den Kindern, Sie schlugen ihre
Zelte etwas östlich von denunserigen auf und bildeten ein reges
Lager, dessen Eintracht jedoch, wie es hei solchen Leuten
natürlich ist, von baldigen Zankausbrüchen bedroht war.
• Ich fühlte mich etwas stärker und machte daher am Nachmittage
mit meinem Gefährten einen Ritt in westlicher Richtung,
längs des Südufers des Flusses. Der im Ganzen von
West nach Ost gehende Fluss beschreibt hier oberhalb der
Stadti-beträchtliche Biegungen und ist von niedrigeren Ufern
eingeschlossen, als dies an der Furth der Fall ist. Der Pflanzenwuchs
war hier sehr reich; der von gewaltigen Tamarinden
dicht beschattete Boden war von mannichfaltigen Kräutern,
die gerade jetzt in Blüthe;standen, bedeckt. Auf den
flachen Landspitzen am Ufer liegen mehrere kleine, aus
niedrigen und leichten Mattenhütten bestehende Fischerdörfer,
bei welchen sich lange Reihen von Stangen zum
Dörren der Fische hinziehen, eben jetzt sehr reichlich,
namentlich mit Barben, behängen. Wir genossen eine Zeit
lang die Aussicht auf die stille Flussscene und kehrten
dann längs der Südseite der Stadt zurück. Hier befinden
sich mehrere Hügel, welche, obgleich gegenwärtig mit Pflanzen
überwachsen, ganz, das Ansehen von Schutthaufen haben, die
sich im Laufe der Zeit um die wahrscheinlich einst weiter
ausgedehnte Stadt anhäuften.
[Freitag, 19fen September.] Herr Dr. Overweg und ich, begleitet
von Chälef-Allah und. einem Führer, machten einen Ritt
'längs des Flusses, um, wo möglich, dessen Mündung zu erreichen
; es zeigte sich jedoch, dass sich am Südufer gar kein
Pfad dahin vorfindet. Nur am jenseitigen Nordufer führt
ein Weg nach' der dort an der Mündung gelegenen beträchtlichen,
jedoch bei. dem gegenwärtigen geschwächten
Zustande Bornu’s den Einfallen der Tuareg sehr ausgesetzten
Kanembü-Ortschaft Bosso. Nachdem wir daher bis
zum Dorfe oder vielmehr zur ummauerten Stadt Fätse, deren
Mauern aber verfallen und deren .Einwohnerschaft auf ein
Dutzend Familien herabgesunken war, vorgedrungen, sahen
wir uns zur Rückkehr genöthigt. Ich für meine Person war übrigens
noch kaum im Stande, einen langen,Ausflug vorzunehmen;