Hahne ihrer Flinten, ohne nur mit Kugeln versehen zu sein.
Um so mehr bemühte sich Herr Dr. Overweg und auch ich,
unsere Leute an der Spitze des ungeordneten Zuges zusammenzuhalten,
und wir thaten klug daran. Denn die Eingeborenen
machten einen plötzlichen Ausfall aus ihrem Versteck auf
die Nachzügler und bemächtigten sich zweier K^meele, mit
denen sie unverzüglich ihren Rückzug deckten, während die
jugendlichen, noch kurz zuvor so verwegenen Reiter zeitig absprangen
und davon Hefen. Unsere kriegerischen Genossen
waren jetzt voll von Gestikulationen und wilden, drohenden
Geherden, aber Niemand wagte es, die kleine feindHche Truppe
anzugreifen und ihr ihre Beute streitig zu machen.
So erstiegen wir die östliche Thalwand; aber waren wir
schon vorher unschlüssig gewesen, wohin wir uns wenden
sollten, so waren wir jetzt völlig im Unklaren, welche
Richtung die Reiterschaar eingeschlagen haben möchte. Indem
wir daher ohne bestimmte Richtung auf- und ahzogen,
Htten wir nach unserem langen Tages- und Nachtmarsche
ausserordenthch an Ermüdung; denn unsere unsichere Lage
erlaubte uns nicht, abzusteigen und einen AugenbHck der
Ruhe zu pflegen, und zu der körperHchen Mattigkeit gesellte
sich die Sonnenhitze, da es fast Mittag geworden war, und
ich selbst befand mich in einem schreckhchen Zustande der
Erschöpfung.
Endlich gewahrte man einige Reiter in grösser Entfernung,
jenseit einer flachen Thalsenkung, wie sie eine gerauhte
Viehheerde vor sich hertrieben, und so aus der gefährlichen
Lage gerissen, in der wir uns bis jetzt befunden hatten,
jedes genügenden Schutzes beraubt, passirten wir eilig
das Thal, um zu unseren kriegerischeren und erfahreneren
Freunden zu stossen. Als wir uns dann mit ihnen vereint
hatten, wandten wir uns gemeinsam nach einem Platze etwas
weiter dieses ansehnHche Thal abwärts, wo ein kleiner Weiler
und Stoppelfelder waren. Hier hoffte ich endHch ein wenig
Ruhe zu finden und legte mich in dem spärUcheb Schatten
einer Talha nieder; unglücklicherweise jedoch war kein
Brunnen hier und nach einem kurzen Halte und einer Be-
rathung wurde Befehl zum Aufbruche gegeben. Kaum war
ich im Stande, mein Streitross wieder zu besteigen und der
Schaar zu folgen.
Die Araber gaben diesem Thale, das sehr flach war und
keine Dattelpalmen hervorbrachte, den Namen: „Wadi el
Ghasäl”, jedoch konnte ich nicht erfahren, wie--sein wirklicher
Name sei; denn es hat nichts- in der Welt -mit dem
berühmten und grösseren Thale zu thun, das gewöhnlich
von den Arabern so benannt wird. Der Brunnen war nicht
fern, nämhch in einem anderen schönen Thale oder Kessel
Namens Mssällat oder Amssallat, tiefer als das sogenannte
Wadi el Ghasäl, aber flacher als Ssfgge-ssl sowohl wie Gessgt.
Es war mit Mimosen in wilder Üppigkeit durchwachsen und
in seinem tiefsten Theile mit Ziehbrunnen „chattatlr -
versehen, vermittelst deren eine schöne Baumwollenpflanzung
bewässert wurde, die erste, die wir in Känem sahen.
Die Araber hatten nicht eben sehr bedeutende Beute gemacht;
denn die Worhda hatten zeitig Nachricht von ihrem
Anrücken erhalten und gerettet, was sie konnten. Der Ge-
sammtertrag des Heereszuges bestand in 15 Kameelen, etwas
mehr als 300 Stück Hornvieh und etwa 1500 Schaafen und
Ziegen. Man war einige Zeit in grösser Besorgniss um
Rhet und einen Trupp Reiter, die mit ihm in grössere
Entfernung vorgedrungen waren; aber auch er stiess hier
wieder zu uns mit einer zahlreichen Schaafheerde, die er
erbeutet hatte.
Wir waren geschäftig, unsere Pferde zu tränken und unsere
Schläuche zu füllen. Aber da gah’s wenig Müsse; denn
kaum hatten- wir angefangen, Wasser zu ziehen, als Alarm
sich verbreitete; die Worhda griffen uns an und 3 Schwadronen
Reiter wurden gebildet, um den Tross und die Beute