ich gezwungen, als die Sonne drückend wurde, in Ermangelung
eines Baumschattens mein Zelt aufzuschlagen. So
kam es, da das meinige das einzige Zelt im .Lager war,
dass ich Besuche von mehreren I’artieen erhielt, die in Ruhe,
zu frühstücken wünschten; unter Anderen kam auch ein
Mann Namens Kedel Baträm, Hallüf’s Bruder.
Keghämma, dieser uns schon früher so viel gepriesene
Häuptling, trat mit der Behauptung auf, dass er sicherlich
im Stande wäre, uns nach Karkä zu bringen; aber dies erwies
sich als ein blosser Vorwand und er nahm selbst bald
darauf sein Versprechen vor dem Scheich zurück. Der Gegenstand
unserer Wünsche lag noch in weiter “Feme vor
uns, aber unser Freund Rhet war der Meinung, dass er uns
schon weit genug gebracht hätte, um mehr Geschenke zu
verdienen, und gab uns deutlich seinen Wunsch durch 'Abd
Allah zu verstehen. Glücklicherweise hatte ich einen hübschen
gelben, mit Goldnaht besetzten Tuchkaftan hei mir und
gegen Abend, als ich von einem heftigen Fieberanfalle, den
mich im Laufe des Nachmittags plötzlich befallen hatte,
wieder frei war, gingen wir zum Häuptling, um ihm unsere
Aufwartung zu machen. Während wir ihm den Kaftan zum
Geschenk machten, erklärten wir ihm, dass wir zufrieden
sein würden, wenn wir in den Stand gesetzt wären, den
unter dem Befehle des Keghämma stehenden Gau zu besuchen.
Aber die Lage der Araber ward bald gefährlicher
und man dachte an weiter nichts, als mit der grösstmög-
lichen Eile westwärts zurückzukehren.
Da ich meines fieberhaften Zustandes halber in den letzten
Tagen fast gar keine Nahrung zu mir genommen hatte und
überaus schwach war, lag ich schlaflos in meinem Zelte,
als sich im letzten Theile der Nacht ein gewaltiger Alarm
im Lager erhob. Ruhelos mich auf meinem Lager umherwerfend,
hörte ich, wie die Araber ihre Pferde bestiegen und
mit ihrem üblichen Schlachtgeschrei: „yä riäb, yä riäb” , in
mehreren Abtheilungen im Lager umherritten. Dennoch
blieb ich ruhig auf meiner Matte Regen und Ress mich seihst
dann nicht aus meinem lethargischen Zustand erwecken, als
ich die Nachricht erhielt, dass eine zahlreiche feindliche Armee
gegen das Lager anrücke; vielmehr nahm ich diese
Nachricht mit der Gleichgültigkeit auf, mit der ein/ von
Krankheit Erschöpfter selbst die wichtigsten Begebenheiten
betrachtet.
Ich bewegte mich nicht einmal, als mit der ersten Morgendämmerung
des 21s*en Oktober der Feind wirklich bis
auf geringe Entfernung heranrückte und unsere Freunde das
Lager verRessen, um die Schlacht anzubieten. Ich hörte darauf
etwa 10 Schüsse faRen, dachte aber nicht daran, dass
die Araber geschlagen werden würden. PlötzRch kündigte
mir Herr Dr. Overweg, der vom ersten Alarm an sein
Pferd gesattelt hielt, mit einem Angstschrei an, dass unsere
Freunde geschlagen seien, schwang sich auf sein Pferd und
galopirte davon^ Mein berittener Diener, Bü - Sed, hatte
längst die Flucht ergriffen; eiligst sattelte Mohammed
mein Pferd, und durch die Gefahr mit neuer Lebenskraft
beseelt, warf ich meinen Bernus über, nahm Flinte
und Pistolen, warf meinen Doppelsack über den Sattel,
schwang mich hinein und eilte in westlicher Richtung davon,
indem ich meinen Diener sich fest an dem Schweif an-
halten Ress.
Es war die höchste Zeit zur Flucht; denn in demselben
Momente drang der Feind auf der Ostseite in das Lager ein.
Alles war geflohen und ich sah nur den Hauptsklaven Rhet’s,
der mich flehentlich hat, das Prunkschwert seines Herrn mitzunehmen,
damit es nicht in des Feindes Hände falle. Ich
war jedoch noch nicht weit vom Lager, als ich nahe hinter
mir schiessen-hörte, und indem ich mich umwandte, sah ich
die Reiterei der Araber sich sammeln und mit dem Geschrei
„he keleb, keleb” dem Feinde wiederum zuwenden, der sich
Barth’s Helden. III. 13