kraft aus eigenen freien Elementen zu erneuen, sowie auf
dem gänzlichen Fernhalten vom Sklavenhandel. Ich zeigte
ihnen ferner, dass die Sklaverei die hauptsächlichste Ursache
des schnellen Übersturzes aller Mohammedanischen Dyna-
stieen und Reiche gewesen sei, die je geblüht hätten.
Dann war es wieder mein Freund Slimän, der mir Unterhaltung
gewährte. Ausser Gegenständen von ernsthafterer
Natur gab er mir bisweilen auch Geschichtchen aus seinem
häuslichen Leben zum Besten. Er hatte nämlich einen wau-
kelmüthigen Charakter und war gewöhnt, zeitweilige Verbindungen
mit ’eingeborenen Frauen auf die Dauer eines Monates
einzugehen, die ihm natürlich manchen Einblick in die
Sitten des weiblichen Geschlechtes in den ¿ändern, die er
auf seinen Wanderungen passirte, eröffneten.
Bald war es wieder irgend ein Phänomen in der Natur,
das mir einige Beschäftigung gewährte. Zu den schädlichen
Insekten, an denen das Land Baghirmi reich ist,gehört die
grosse schwarze Ameise (Term.es mordax), welche auf Ka-
nöri „kingibbu” oder „kanglfu” und in der Baghirmi-Sprache
— dem „tar Bägrimma” — „kissino” heisst, und dies Insekt
ist nicht eben eine der geringsten Landplagen. Ausser einigen
kleineren Scharmützeln mit demselben hatte :ich eines Tages
einen sehr verzweifelten Kampf mit einer zahlreichen
Schaar dieser kleinen gefrässigen Geschöpfe zu bestehen, die
meine Wohnung mit einer dummen Beharrlichkeit angriffen,
die höchst unterhaltend gewesen wäre, wenn sie nicht meine
ganze Existenz zu nahe berührt hätte. In ununterbrochener,
dichter Linie von der Breite eines Zolles kamen sie eines
Morgens plötzlich über die Mauer meines Hofraumes, drangen
in die Halle, welche mein Staats- und Schlafzimmer bildete,
und marschirten geradewegs auf meine Vorrathskammer
zu. Da aber unglücklicherweise mein Lager in ihrem
Wege war, griffen sie mich selbst in höchst unbarmherziger
Weise an und zwangen mich bald zur Flucht. Wir fielen
dann über sie her, tödteten diejenigen, die sich auf Raub
zerstreut hatten und sich schon zum Theil, mit schweren
Hirsekörnern beladen, wieder davon machen wollten, und ver- •
nichteten den Haupttheil des Heeres, wie er auf dem Pfade
entlang marschirt kam, mit Feuer; aber frische Legionen kamen
heran, und es kostete uns wenigstens 2 Stunden, ehe
wir die Reihen der feindlichen Heeresmasse völlig durchbre-
chen und den Rest in die Flucht jagen konnten.
Bei dieser Gelegenheit schienen die bissigen Ameisen ganz
und gar durch den Vorrath von Korn angezogen worden
zu sein, den ich mir kurz zuvor von Bäkadä hatte kommen
lassen; aber im Allgemeinen behauptet man, dass ihre
feindlichen Angriffe nebenbei auch eine wohlthätige Wirkung
haben; denn wenn sie die Hütten der Eingeborenen einnehmen,
zerstören sie alle Art von Ungeziefer, selbst mit Einschluss
der Mäuse. Aber während diese schwarzen Ameisen
in vielen .Gegenden des Sudans in mancher Hinsicht mit
Recht die'„Auskehrer der Häuser” genannt werden können
und so einen wichtigen Platz in dem Prozesse der Natur
einnehmen, werden sie auch oft auf der anderen Seite wieder
eben durch ihre Raubgierde nach dem, was der Mensch
eigentlich lieber für sich selbst behält, höchst nützlich. Denn
sie sammeln einen solchen Vorrath von Korn ein, dass die
armen Eingeborenen nicht allein dieser Gegenden, sondern
selbst längs der Ufer des sogenannten Niger, wie ich wiederholt
zu bemerken Gelegenheit hatte, ihre Höhlen ausgraben,
um sich in den Besitz der von ihnen gesammelten Vorräthe
zu setzen.
Neben diesen grossen schwarzen Ameisen findet sich die
kleine rothe, welche in Bornu „kitta-kitta” und in Baghirmi
„kissasse” genannt wird, in grösser Anzahl und wird oft höchst
lästig, und zwar eben durch ihre ausserordentliche Kleinheit,
da sie leicht in alle Arten Kleidungsstücke eindringt,
ohne beachtet zu werden. Ich fand oft grosses Vergnügen