neigt zu sein, bei den Meisten sehr hoch und die Gesichtslinie
gerade, aber ihre buschigen Augenbrauen, weit offenen
Nasenlöcher, aufgeworfenen Lippen, hohen Backenknochen
und ihr grobes buschiges Haar gaben ihnen ein sehr
wildes Ansehen. Die Gestaltung der Beine mit den nach innen
gebogenen Knieknochen war besonders hässlich. Überhaupt
waren sie knochiger und ihre Glieder weniger schön
abgerundet, als bei den Marghl. Sie waren insgesammt von
schmutzig-schwarzer Farbe, weit entfernt von jenem glänzenden
Schwarz, das bei anderen Stämmen einen so wohlgefälligen
Eindruck macht und mit der dunkelen Hautfarbe eini-
germassen aussöhnt. Die Meisten von ihnen trugen einen
kurzen Bart; Mehrere hatten ihre Ohren mit kleinen Kupferringen'
geschmückt, und fast Alle trugen ein aus Dümge-
strüpp’— „ngille” — grob geflochtenes dickes Tau um den
Hals.'
[Montag, 29*tm Dezember.] Bald nach unserem Aufbruch
vom Lagerplatz hatten wir das „ngäldjam” zu passiren, das
hier gleichfalls mit hohem Grase dicht durchwachsen und
wegen der zahllosen, von Elephantenpfoten herrührenden Löcher
überaus schwierig zu passiren war. Dann traten wir wiederum
in dichte "Waldung ein, wo mir mein alter Haussa1
Freund, der „kokia”, zum ersten Mal wieder begegnete, ein
Baum von mittlerer Grösse, mit grossen Blättern und Früchten
von - der Grösse eines Apfels. Diese waren jetzt noch grün,
sollen aber selbst reif nicht essbar sein. Dieser Bauin erwies
sich in der Folge als auch in diesen Waldungen des Müssgu-
Landes- sehr häufig, wie ich ihn auf meinen früheren Reisen
schon in anderen Gegenden gefunden hatte. Über den Lagerplatz
für heute herrschte grosse Unschlüssigkeit. Ein
energischer Heerführer hätte höchst wahrscheinlich den Marsch
so schnell wie möglich fortgesetzt, um den nächsten Bezirk
.unerwartet zu Überfällen; wir aber machten schön lange vor
Mittag, allerdings gegen den Willen einer starken Partei, mitten
im Walde Halt. Der benachbarte Teich, aus dem das
ganze Heer getränkt werden sollte, hiess es, enthalte nicht
hinreichend Wasser, und ein gewaltiger Waldbrand, der vielleicht.
ursprünglich absichtlich angelegt war, um den Platz
zu reinigen, aber sich plötzlich zu gewaltsam ausbreitete,
rückte höchst bedrohlich ganz hart auf uns los, so dass wir
uns eiligst zurückziehen mussten. Jedoch ward endlich bestimmt,
hier zu lagern. Das Wasser, an dem man den Besitzer
einer kleinen Rinderheerde fand, der, nichts Böses ahnend,
hierher gekommen war, um sein Vieh zu tränken, ünd
abgeschlachtet wurde, erwies sich als ein umfangreicher und
ansehnlich tiefer Teich. ■
Allmählich trafen die Kameele ein, die Zelte wurden aufgeschlagen,
leichte Hütten errichtet, das Lager bildete
sich und ein Jeder überliess sich der Ruhe, als am Nachmittag
plötzlich Alarm geschlagen wurde und Alles zu
den Waffen eilte und die Pferde bestieg. Es schien unglaublich,
dass der Feind ohne Einheit und gute Leitung
eine solche Heeresmasse von über 10,000 Mann Reiterei und
noch mehr Fussvolk angreifen sollte, obgleich ich überzeugt
bin, dass ein mutbiger Überfall von einigen hundert entschlossenen
Kämpen diese ganze eitle und feige Schaar über
den Haufen geworfen haben würde. Der Alarm erwies sich
denn auch als vollkommen grundlos. Der Anlass dazu war,
dass einige der uns begleitenden Fulbe gesehn, wie drei Kerdi-
Weiber sich an das Wasser schlichen, und daraus gefolgert
hatten, dass die Feinde in der Nähe seien und spioniren
wollten; denn die dichte Waldung umher verhinderte jede
Fernsicht.
Als sich das Lager endlich wieder beruhigt hatte, kam
der Fürst A’dischen mit einem ansehnlichen Gefolge seiner
sattel- und kleiderlosen Reiter an mein Zelt, und da ich ihn
einlud, kam er zu mir herein. Er hatte ein besonderes
Anliegen, nämlich sich einen Ausschlag an den Lippen hei-
Barth’s Reisen. III. ' 23