Übergang über den Scbari bei Mêle. 288
uns sogleich in den Wald, geleitet von einem schlanken, wohlgebauten,
kräftigen und halbnackten Burschen, der mit Bogen
und Streitaxt bewaffnet war. Dann ward die Waldung
von Baumwollenpflanzungen und Getreidefeldern unterbrochen,
sämmtlieh den Einwohnern des Dorfes, wo wir übernachtet
hatten, gehörig, —' bis wir endlich auf die Heerstrasse, die
in grossen Krümmungen von Lögone nach Mêle zieht, hinaus-
traten. Das Unterholz war hier anfänglich stark mit Düm-
gëstrüppe — „ngille” — vermischt, aber bald darauf änderte
sich der Anblick der Landschaft plötzlich, indem sich zu
unserer Linken schöne niedrige Wiesengründe aushreiteten,
durchzogen von stehenden Lachen, den Überresten der vorjährigen
Überschwemmung, während wir zu unserer Rechten
die dicht mit Wald durchwachsenen Ruinen der früheren
Stadt Yessineki hatten.
Hier erhielten wir zum zweiten Male eine Ansicht jenes
herrlichen Flusses, welcher die Westgrenze des Königreichs
Baghirmi bildet, und an dessen Überschreitung mich unbekannte
Leute durch ihre Umtriebe verhindern wollten. Das
Flussufer fällt hier in zwei Abstufungen ab und bildet
einen oberen Abhang, der gegenwärtig mit grünem Rasen
bedeckt war, und einen unteren von lockerem Sand, der sich
15 Fuss über das Wasser erhob. Hier störten wir wiederum
einige Krokodile auf, die sich behaglich gesonnt hatten;
aber wir verloren keine Zeit, sondern gaben alsbald dem
Fährmann jenseits Zeichen, herüberzukommen. Mittlerweile
zog ich mich hinter das Rohrdickicht am Ufer zurück,
um eine kleine Skizze von der Flussscene mit dem Dorfe
am jenseitigen Ufer zu entwerfen. Zu unserer grossen Freude
sahen wir bald ein Boot vom gegenüberliegenden Dorfe ab-
stossen,, sieh um die in der Mitte des Flusses befindliche
Sandbank herumziehen und zu uns herankommen. Das Gelingen
unseres Planes hing nun von wenigen Minuten ab ; sobald
daher die Fährleute an unserem Ufer angelegt hatten,