Nährer des ungeheueren Benue-Flusses, noch mehr Bedeutung
zu geben versucht hat.
[Montag, 5ten Januar.] In tiefer Finsterniss, etwas nach
Mitternacht, kam der Führer des Heereszuges an mein Zelt
und raunte mir zu, dass es auf eine weite Bhasia ginge, aber
nicht nach dem ersehnten Tüburi, und dass auch das Gepäck
hier bleiben solle. Obgleich ich lieber gewünscht hätte,
die Felshöhe am Anfänge des nordöstlichsten Zuflusses, des
Niger-Systems zu besuchen, war ich doch entschlossen,
keine Gelegenheit vorübergehn zu lassen, meine geographischen
Kenntnisse so weit wie möglich auszndehnen, und liess
mein Pferd satteln. Herr Dr. Overweg dagegen, als er hörte,
dass der Vezier nicht in Person den Zug anführe, sondern
dass der junge Bü-Bakr, Sohn des Scheichs, den Befehl
übernehme, blieb zurück, und da ich keinen berittenen Diener
hatte und einem Fussgänger einen so weiten Marsch nicht
zumuthen konnte, sah ich mich gezwungen, ganz allein mitzuziehen.
In leisen Tönen, um nicht die Nachricht' durch Verrath
vorauseilen zu lassen, bliesen die Hörner Bü-Bakr’s die Streiter
mittlerweile zusammen, und nachdem wir mit einiger
Schwierigkeit das enge Thor des Verhackes passirt hatten,
sammelten wir uns; dann ging es in ostsüdöstlicher
Bich tun g vorwärts. Jedoch hat die Natur diese armen Wilden
so gut geschützt, dass sie nicht so leicht überrumpelt
werden können.
Glücklich passirten wir hei eintretender Helligkeit das erste
ziemlich breite Wasser des so weiten Ngaldjam von Wülia,
fanden aber grosse Schwierigkeit bei der Passage eines anderen
Wassers mit tiefem Sumpfboden, der so morastig war,
dass mehrere Pferde stürzten, selbst einige, deren Beiter abgestiegen
waren, und ich seihst war nicht wenig besorgt wegen
meines unruhig schnaubenden Streitrosses. Endlich hatten
wir jedoch diesen Morast hinter uns und glaubten schon
Alles überwunden zu haben, als wir plötzlich ein anderes
und zwar ungleich tieferes Wasser vor uns sahen, das wir
nur mit ungeheuerem Aufenthalte passiren konnten. In der
That, ich musste lachen, wie wir fast eine ganze Stunde lang
vollkommen im Moraste feststeckten und kaum vom Flecke
kamen, während die armen Eingeborenen vor uns, die von meinen
Freunden überrumpelt werden sollten, mit aller Gemüth-
Jichkeit Haus und Hof in Sicherheit bringen konnten. Den
meisten Pferden ging das Wasser über den Bücken, mir
selbst aber auf meinem stattlich hohen Gaule bis 3 Zoll oberhalb
des Kniees. Ein muthiger, geschickt angeführter Feind,
der uns. bei dieser Passage angegriffen hätte, würde den gröss-
ten Theil .der Pferde erbeutet und die Mannschaft in die
Flucht geschlagen haben.
Nach zweistündiger Anstrengung hatten wir endlich dieses
breite Wiesenwasser glücklich hinter uns; wenn es voll
Wasser ist, muss es offenbar einem grossen, unabsehbar
langen Binnensee von 3 bis 4 Meilen Breite gleichen. Nun
ging es auf dem trockneren Wiesenboden, der bei dem höchsten.
Stande des Wassers auch überschwemmt ist, in drei
weit.getrennten Hauptmassen schnell vorwärts, obgleich ein
grösser Theil des Heeres bei dem tiefen WasSer in das
Lager zurückgekehrt war, wohl nicht so sehr aus Furcht
vor dem feuchten Element, als weil einzusehn war, dass
durch solchen Aufenthalt alle Aussicht auf Beute verloren
sei.
So erreichten wir die ersten Weiler und bildeten nun eine
zusammenhängende Schlachtlinie; aber Alles war entflohen.
Wie wir uns dann dem Flusse näherten, — denn ihm wandten
wir uns wieder zu — gaben die Trommeln und die Hörner
der Kaschella das Zeichen zum Angriff, und der bei weitem
grössere Theil des Heeres stürmte fort, bis auf die nächste
Umgebung Bü-Bakr’s und die sieben die beiden Flügel
bildenden Kaschella’s. Kaum waren sie fort, als ein